"Ordentliche Ablöse"

Ab nach Kalifornien: Fürths Timothy Tillman vor Wechsel zum Los Angeles FC

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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9.2.2023, 15:40 Uhr
Timothy Tillman (links), hier beim Neujahrsempfang mit Gideon Jung, will das Kleeblatt offenbar verlassen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Timothy Tillman (links), hier beim Neujahrsempfang mit Gideon Jung, will das Kleeblatt offenbar verlassen.

Am Samstagabend sah man Timothy Tillman noch strahlen. Den Derbysieg gegen den 1. FC Nürnberg konnte der Mittelfeldspieler des Kleeblatts wegen einer Rotsperre zwar nur von der Tribüne aus verfolgen, bei der anschließenden Feier vor der Nordtribüne aber war der 24-Jährige wieder mit dabei - und offenbar auch sehr textsicher. Während mancher Kollege erstmal zuhören musste, was die Fans da so sangen, kannte er jede Zeile.

Die Bedeutung dieses Nachbarschaftsvergleich musste Tillman natürlich keiner erklären, er hat ja in der Fürther Jugend gespielt, später mal für ein halbes Jahr das Trikot des 1. FCN getragen und dieses im Januar 2020 wieder gegen das weiß-grüne der Spielvereinigung getauscht. Mit seinem Heimatverein stieg er in die Bundesliga auf, entwickelte sich dort weiter und zeigte, warum er dem FC Bayern als Jugendlicher mal 500.000 Euro wert war.

Seinen auslaufenden Vertrag beim Kleeblatt wollte Tillman nach dem Abstieg aus der Bundesliga allerdings nicht verlängern, das Kleeblatt zog daraufhin die vertraglich vereinbarte Option und band den Offensivspieler für ein weiteres Jahr an den Verein. Im Winter-Trainingslager in der Türkei wollte Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi das Gespräch mit Tillman sowie Gideon Jung und Sebastian Griesbeck, deren Kontrakte ebenfalls nach der Saison auslaufen, suchen.

Auf dem Rasen von Belek war Tillman einer der auffälligsten Fürther - und hätte gute Chancen gehabt, zum Rückrundenauftakt in der Startelf zu stehen. In Kiel und gegen den Club fehlte Timothy Tillman allerdings wegen einer Rotsperre aus dem Heimspiel gegen den Hamburger SV - am Freitag in Karlsruhe aber hätte er erstmals wieder im Aufgebot stehen dürfen. Das wird er aber nicht.

Wie Trainer Alexander Zorniger am Donnerstagvormittag auf der Pressekonferenz verkündete, wird Tillman nicht mit nach Karlsruhe reisen. Den Grund dafür hatte ein amerikanischer Journalist ein paar Stunden zuvor auf Twitter verkündet. Tillman sei derzeit "in Kalifornien und wird voraussichtlich beim Titelverteidiger des MLS Cup LAFC unterschreiben", schrieb Sportreporter Doug McIntyre dort. Bestätigen wollte das bei der Spielvereinigung niemand. "Los Angeles ist eine wunderschöne Stadt", sagte Zorniger auf Nachfrage. "Da kann man es schon aushalten."

In der kalifornischen Sonne, wo das Thermometer selbst im Februar bis auf 25 Grad klettert, würde Tillman unter anderem auf einen Weltstar treffen. Beim LAFC, der vom Ex-Hannoveraner Steven Cherundolo trainiert wird, spielt mit Giorgio Chiellini der Mann, der die italienische Nationalmannschaft 2021 als Kapitän zum Europameistertitel geführt hatte. Das Transferfenster in der MLS öffnet am Freitag.

Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi legt derweil Wert darauf, dass bislang noch nichts unterschrieben ist - auch wenn die Verhandlungen wohl schon sehr weit fortgeschritten sind. "Timmy ist ein verdienter Spieler, der das unbedingt machen will", erzählte Azzouzi am Donnerstagnachmittag auf Nachfrage. "Wir haben seit längerer Zeit versucht, mit ihm zu verlängern und hätten auch gute Chancen gehabt, dass er bleibt. Jetzt hat er aber die Möglichkeit bekommen, was ganz anderes zu machen, was ihn auch aufgrund seiner Verbindung in die USA sehr reizt."

Angesichts der Modalitäten des Transfers konnte Rachid Azzouzi diesem letztlich guten Gewissens zustimmen - auch, weil er aufgrund des klar geäußerten Wunsches noch die Möglichkeit bekam, mit Lukas Petkov vom FC Augsburg einen Nachfolger auszuleihen, der Tillman zumindest bis zum Sommer ersetzen kann. "Wir bekommen eine angesichts der kurzen Vertragslaufzeit ordentliche Ablöse sowie eine Beteiligung an zukünftigen Transfers", freut sich Azzouzi, der den Wechsel "wirtschaftlich gut für uns" nennt. Der "kicker" spricht von einer Ablöse im "hohen sechsstelligen Bereich".


Dieser Artikel wurde am Donnerstag um 15.40 Uhr mit Aussagen von Rachid Azzouzi aktualisiert.

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