Zorniger wird deutlich

"Affe": Fürths Julian Green beim Pokalspiel in Halle rassistisch beleidigt

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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12.8.2023, 21:52 Uhr
 "Ich denke, das tut denen am meisten weh": Julian Green am Samstagabend in Halle.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink  "Ich denke, das tut denen am meisten weh": Julian Green am Samstagabend in Halle.

Als Julian Green am Samstagabend in die Interviewzone des Hallenser Stadions kam, da widmete er dieses 1:0 seines Kleeblatts auch einigen Fans des HFC. "Wir hätten es uns leichter und das 2:0 machen können, aber ich freue für mich für die Mannschaft und die Fans, weil die letzten Jahre im Pokal nicht so gut waren", sagte der 28-Jährige. "Und ich freue mich auch für ein paar Fans von Halle, die mich als Affe bezeichnet haben."

Bei einem Einwurf auf der Gegengeraden-Seite hatten ihn einige Heimfans beleidigt, Green aber machte einfach weiter und ging deshalb auch nicht zum Schiedsrichter. "Ich wollte nicht, dass wir aus der Ruhe kommen, weil ich hier unbedingt gewinnen wollte", betonte er im Interview. "Ich denke, das tut denen am meisten weh." Ein paar Minuten später wurde sein Trainer dafür umso deutlicher. Auf der Pressekonferenz ergriff Alexander Zorniger das Wort und nutzte sein Eingangs-Statement für eine emotionale Ansage.

"Halt die Klappe! Ich kann's nicht mehr hören!"

"Wenn der ein oder andere Vollpfosten meint, er müsste wen rassistisch beleidigen", sagte Zorniger sichtlich berührt - und fing dann nochmal neu an. "Da kann man jetzt wieder auf den DFB zugehen und sagen: Macht mal wieder eine Respekt-Maßnahme. Es geht darum, dass wir selbst Charakter zeigen. Das Stadion war relativ gut besucht. Da war kein Punkt, an dem man sich aus dem Staub machen kann. Da hat jeder gehört, was der andere gesagt hat. Wenn dann jemand das dritte oder vierte Mal Affe zu einem Spieler sagt, dann muss ich einfach sagen: Halt die Klappe! Ich kann's nicht mehr hören."

Der Trainer, bekannt für seine deutlichen Worte, machte nach kurzem Luftholen weiter. "Und wenn jemand sagt, das ist doch einfach nur so dahin gesagt, dann ist es noch schlimmer. Aufstehen! Und sagen: Das geht nicht! Wir sind ein tolles Land - und dementsprechend müssen wir uns auch präsentieren. Wenn wir das nicht machen, dann bekommt das braune Gesockse, das auch noch im Bundestag sitzt, immer mehr Oberwasser. Das darf nicht passieren. Das ist unser Job - und nicht der irgendwelcher Regierungen oder Institutionen."

Im Namen des Halleschen FC entschuldigte sich Pressesprecherin Lisa Schöppe anschließend beim Kleeblatt und bei Julian Green, distanzierte sich von den rassistischen Beleidigungen und versprach Aufklärung.

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