1:2 am Samstagabend

Elfte Niederlage im 17. Auswärtsspiel: Kleeblatt verliert auch beim HSV

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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20.5.2023, 22:35 Uhr
Schon wieder auswärts verloren: Sebastian Griesbeck musste den Hamburgern beim Jubeln zuschauen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Schon wieder auswärts verloren: Sebastian Griesbeck musste den Hamburgern beim Jubeln zuschauen.

Am Samstagnachmittag um kurz vor Drei atmeten alle, die es mit dem Kleeblatt halten, einmal kräftig durch. Womöglich wurde im Sonderzug, der mehr als 400 Fans nach Hamburg brachte, irgendwo in Deutschland auch nochmal extra mit einem kühlen Bier angestoßen. Darauf, dass Arminia Bielefeld gegen den SC Paderborn nicht über ein 2:2 hinauskam - und die Fürther damit nicht mehr auf Relegationsplatz 16 abstürzen können.

Ein paar Stunden nach der großen Erleichterung, dass diese so schwierige Saison glimpflich ausgegangen ist, musste das Kleeblatt nochmal Fußball spielen - zum Jubeln geriet der Mannschaft von Alexander Zorniger der Auftritt beim Hamburger SV aber nicht. Das 1:2 (0:1) war die elfte Niederlage im 17. und letzten Auswärtsspiel dieser Saison - die Bilanz eines Absteigers.

Nachdem sich Oussama Haddadi am Freitag beim Abschlusstraining verletzt hatte, musste Fürths Trainer Alexander Zorniger seine Startelf gezwungenermaßen umbauen. Haddadis Platz links in der Dreierkette übernahm Luca Itter, zudem stürmte Ragnar Ache für Lukas Petkov. Die beiden Neuen sahen, wie ihr Kollege Sebastian Griesbeck nach drei Minuten zu Andreas Linde zurücklegen wollte - den Ball aber an seinem Torhüter vorbei Richtung Tor köpfte.

Linde rettete zwar noch rechtzeitig, doch es war nicht die einzige Unsicherheit des erfahrenen Fürthers in der Anfangsphase. Nach acht Minuten ging Hamburgs Jean-Luc Dompé im Zweikampf mit Griesbeck zu Boden, das ausverkaufte Volksparkstadion forderte lautstark einen Elfmeter, doch die Pfeife von Sven Waschitzki-Günther blieb stumm.

Muheim drischt den Ball zum 1:0 ins Tor

Auf der anderen Seite des Feldes landete derweil ein Freistoß von Julian Green halbhoch beim erstbesten Hamburger, nach der ersten, kurz ausgeführten Ecke war der Ball nach drei Fürther Ballkontakten wieder beim HSV. Mit ihrem Pressing bereitete die Spielvereinigung den Hamburgern im Spielaufbau zwar immer wieder leichte Probleme, wirklich gefährlich wurden sie aber zunächst nicht.

Nach 25 Minuten dribbelte Julian Green durch mehrere Hamburger hindurch in den Strafraum und legte quer auf Ache, der aber noch von einem Hamburger gestört wurde und deshalb drüber schoss. Statt 0:1 stand es kurz darauf 1:0 - für den HSV: Griesbeck verteidigte schlecht gegen Glatzel, rechts außen übernahm Dompé den Ball und rutschte bei einem Übersteiger weg. Doch der Ball rollte genau vor die Füße von Miro Muheim, der ihn perfekt und mithilfe der Unterkante der Latte ins Tor drosch (27.).

Fünf Minuten später rettete Linde gerade noch im Eins-gegen-Eins gegen Dompé, in der nächsten Szene aber ließ der Fürther Torhüter eine vermeintlich ungefährliche Flanke fallen. Nur mit vereinten Kräften schaffte es die Fürther Defensive, das 0:2 zu verhindern (33.). Die Szene wurde sogar noch vom VAR wegen eines möglichen Elfmeters geprüft, doch das Kleeblatt hatte Glück.

Zehn Minuten vor der Pause schloss Green mal aus 18 Metern ab und zwang Daniel Heuer-Fernandes zu einer ersten Parade - die auch die einzige im ersten Durchgang bleiben sollte. Die Fürther spielten zwar teilweise gut mit, die Genauigkeit fehlte ihnen aber in allen Aktionen. Immer wieder kam ein Pass nicht gut oder sogar in die Hacken eines Mitspielers, sodass der HSV nicht um die Führung zittern musste. Dafür hatten die Hamburger bis zur Pause sehr viel Glück, weil der bereits gelb-vorbelastete Ludovit Reis trotz mehrerer Fouls nicht vom Platz flog.

Großes Feuerwerk im Gästeblock, das Kleeblatt wird besser

In der Pause reagierte HSV-Trainer Tim Walter und nahm Reis vom Platz, für ihn kam Laszlo Bénes. Die Fürther gingen unverändert in den zweiten Durchgang - und begannen, angetrieben von einem großen Feuerwerk im Gästeblock, sehr gut. Fußballerisch waren die Gäste die klar bessere Mannschaft, doch spätestens am Hamburger Sechzehner war es vorbei mit dem schönen Spiel. Green schoss einmal in Richtung Eckfahne, Sieb bei einer Direktabnahme in den Oberrang.

Die beste Chance hatte Ache, der im Sechzehner relativ viel Platz hatte und sich für einen Abschluss entschied, der aber geblockt wurde - ein Abspiel auf den vollkommen freien Meyerhöfer wäre wohl die bessere Wahl gewesen (52.). Danach wurde der HSV wieder besser, Sonny Kittel schoss aus 18 Metern knapp über die Latte (61.). Dann hatte Alexander Zorniger genug gesehen und reagierte. Für Armindo Sieb und Ragnar Ache kamen mit Dickson Abiama und Lukas Petkov zwei frische Angreifer.

Doch die Fürther Schlussoffensive blieb zunächst aus. Kittel verlängerte mit der Hacke in den Lauf von Glatzel, der Jung und Itter davonlief. Kurz vor dem Fürther Tor berührte Itter den Hamburger Angreifer minimal, sodass dieser zu Boden ging. Der Schiedsrichter zeigte Itter Gelb - und auf den Elfmeterpunkt. Die Entscheidung wurde zwar nochmal kurz vom VAR überprüft, dann aber schnappte sich Bénes den Ball und verwandelte den Elfmeter zum 2:0 (69.).

Eine Viertelstunde vor Schluss reagierte Zorniger erneut und wechselte Afimico Pululu und Simon Asta für Gideon Jung und Marco Meyerhöfer ein. Der Doppelwechsel hatte auch eine taktische Umstellung zur Folge: Die letzten 15 Minuten gingen die Fürther mit einer Viererkette und im 4-4-2 an - besser wurde es damit anfangs auch nicht. Der fahrige Griesbeck legte stattdessen bei einem weiteren Rückpassversuch Glatzel beinahe das 3:0 auf.

Fürths Petkov verkürzt nochmal

Doch in der 84. Minute jubelte der ausverkaufte Gästeblock plötzlich: Der eingewechselte Petkov ließ im Strafraum nicht locker, setzte nach und schoss den Ball zum 1:2 ins Netz. Drei Minuten später schickte der Schiedsrichter Hamburgs Bakery Jatta mit Gelb-Rot vom Platz, doch was die Fürther auch versuchten, ein weiterer Treffer gelang ihnen nicht. Dafür flog Abiama wegen eines überharten Einsteigens gegen Jonas David mit Rot (nach VAR-Intervention) vom Platz.

Als der Schiedsrichter um kurz vor Halb Elf zum letzten Mal pfiff, besiegelte er den Hamburger Sieg, der dem HSV mindestens die Relegation sichert - und eine grauenhafte Fürther Saison in fremden Stadien. Bereits vor dem 34. Spieltag sind die Fürther mit nur zehn Punkten aus 17 Partien Letzter in der sogenannten "Auswärtstabelle".

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