Ein Experte erklärt

Erfolgreich im Fürth der Schweiz: Kleeblatt-Trainer Marc Schneider beim FC Thun

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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19.5.2022, 06:00 Uhr
Mit dem kleinen FC Thun ziemlich erfolgreich: Fürths neuer Trainer Marc Schneider.

© MANUEL GEISSER via www.imago-images.de, NN Mit dem kleinen FC Thun ziemlich erfolgreich: Fürths neuer Trainer Marc Schneider.

Vor drei Jahren sorgte der kleine FC Thun für eine große Überraschung. Die Saison 2018/2019 schloss der Verein aus dem Berner Oberland als Tabellenvierter der Schweizer Super League ab - vor dem FC St. Gallen und den großen Vereinen aus Zürich. Als Lohn dafür durften die Thuner sogar in der Qualifikation zur Europa League spielen, wo sie in zwei Spielen nur knapp an Spartak Moskau scheiterten.

Den Mann, der für diesen Erfolg verantwortlich war, kennt man in Fußball-Deutschland seit Dienstag ein bisschen besser. Da gab das Kleeblatt bekannt, dass Marc Schneider der Nachfolger von Stefan Leitl wird. Der Name war zuvor nur wenigen Menschen bekannt - Grund genug also, bei einem Beobachter der Super League nachzufragen. Der Journalist Emanuel Staub hat vor einigen Jahren das Portal "Bolzplazz" gegründet, das sich ausschließlich mit dem Schweizer Fußball beschäftigt.

"Thun ist das Fürth der Schweizer Liga", sagt Staub, "sie hatten den kleinsten Etat und die individuelle Qualität der Mannschaft war nicht vergleichbar mit dem Rest." Doch diese Nachteile machte der Verein mit guter Arbeit wett und ließ die besser situierte Konkurrenz einfach hinter sich. Das, betont Staub, lag vor allem an Marc Schneider, der bei seiner "allerersten Station im Profifußball" sehr gute Arbeit geleistet habe. "Er hat die Spieler individuell weitergebracht und eine verschworene Einheit kreiert."

Dabei spielte Thun aber keinen typischen Außenseiterfußball mit Fokus auf die Defensive, sondern begeisterte mitunter auch die Zuschauer. "Sie waren nie eine langweilige Mannschaft", erzählt Staub, Schneiders Team sei "sehr lauffreudig" gewesen und habe "meist in einem 4-4-2 sehr aufopferungsvoll gespielt, auch gegen den Ball". Offensiv hatte der neue Fürther Trainer mit Marvin Spielmann (26) und Matteo Tosetti (30) ein starkes Duo, durch das "Thun offensiv recht spektakulär" auftrat.

Die Spieler, die bei ihren neuen Vereinen nicht glücklich wurden, könnte sich der Schweizer Journalist auch gut in Fürth vorstellen. Bei einem Verein, wo sie unter ihrem Förderer Marc Schneider wieder aufblühen könnten. Für beide müsste das Kleeblatt allerdings Geld investieren - das man womöglich eher für die Weiterbeschäftigung anderer Spieler wie Linksverteidiger Luca Itter oder Angreifer Jessic Ngankam braucht.

Doch auch ohne seine einst besten Spieler traut Emanuel Staub dem neuen bei und mit der Spielvereinigung einiges zu. "Seine größte Stärke ist, dass er aus einer Mannschaft, die nicht über die besten Einzelspieler verfügt, eine gute und verschworene Einheit formen und die Mannschaft weiterbringen kann", betont er. Schneider werde auch in Fürth ein "funktionierendes und ansehnliches Kollektiv" schaffen, "in dem jeder seine Aufgabe kennt und nach bestem Wissen ausfüllt".

Nach seiner erfolgreichen Zeit in Thun sei der 41-Jährige "von den Medien als das nächste Schweizer Trainertalent gehandelt" worden, Journalist Staub erinnert sich daran, dass Schneider damals sogar "als Nachfolger von Adi Hütter bei den Young Boys (Bern) ins Spiel gebracht" worden war. "Er ist aber in Thun geblieben und dann im Jahr darauf sehr unglücklich abgestiegen." Dass Marc Schneider zuletzt bei Waasland-Beveren in Belgien nach 22 Spielen entlassen wurde, will Staub nicht zu hoch hängen.

Das Bild Schneiders in der Schweiz sei noch immer ein sehr gutes - das sicher noch besser wird, wenn er mit dem kleinen Kleeblatt bald für große Überraschungen sorgen sollte.

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