Nur Abiama trifft

Erste Niederlage unter Zorniger: Kleeblatt verliert 1:2 bei Holstein Kiel

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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28.1.2023, 15:02 Uhr
Kiel jubelt, Fürth hadert: Im hohen Norden verloren die Fürther am Samstagnachmittag 1:2.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Kiel jubelt, Fürth hadert: Im hohen Norden verloren die Fürther am Samstagnachmittag 1:2.

An der Kieler Förde war der Fußball am Samstagvormittag noch weit weg. Die riesige "Stena Line", die über die Ostsee nach Göteborg fährt, wartete noch auf Fahrgäste, im nahen Sophienhof gingen die Menschen wie jeden Tag entspannt einkaufen. Doch je näher man dem Holstein-Stadion kam, desto mehr blau-weiß-rote Schals sah man auf den Straßen - und desto größer war die Vorfreude der Menschen.

Nach einer zweieinhalb Monate langen Winterpause startete die Kieler Sportvereinigung in die Rückrunde der zweiten Bundesliga - bekam es zum Auftakt aber mit einem sehr unangenehmen Gegner zu tun: Der Spielvereinigung Greuther Fürth, die vor der WM-Unterbrechung zehn Punkte aus vier Partien geholt hatte. Auch in Kiel schien das Kleeblatt seine Serie zunächst fortzusetzen, führte zur Pause mit 1:0 - verlor aufgrund einer schwachen zweiten Hälfte aber verdient mit 1:2.

Die Fürther Aufstellung kam ohne Überraschung aus. Sebastian Griesbeck ersetzte den gesperrten Gideon Jung in der Innenverteidigung, ansonsten schickte Trainer Alexander Zorniger genau die Startelf ins Spiel, die er auch bei der Generalprobe gegen Blau-Weiß Linz ausgewählt hatte - inklusive Dickson Abiama, der Ragnar Ache im Angriff verdrängte. Nach fünf Minuten kamen die Fürther, die wieder im 3-4-1-2 agierten, erstmals gefährlich in den Kieler Strafraum. Armindo Siebs Abschluss auf Zuspiel von Hrgota geriet aber zu einem Schüsschen.

Danach kamen die Kieler besser ins Spiel. Oussama Haddadi, der einige Male fahrig wirkte, klärte eine Flanke zur Ecke, die der Ex-Nürnberger Patrick Erras knapp über die Latte köpfte (16.). Kurz darauf rettete Sebastian Griesbeck, der noch rechtzeitig fit geworden war, bei einem schnellem Angriff mit einer Grätsche. Nach diesem kurzen Kieler Hoch bekamen die Fürther aber wieder Ruhe ins Spiel und waren die klar bessere Mannschaft.

Bei einem Getümmel im Strafraum wurden mehrere Fürther Abschlüsse geblockt (22.), nach 26 Minuten flankte Simon Asta von rechts auf Armindo Sieb, der den Ball direkt aus der Luft nahm, ihn aber knapp am linken Pfosten vorbeisetzte. Doch weitere vier Minuten später belohnte sich das Kleeblatt für einen guten Auftritt - und wie.

Abiama trifft nach eineinhalb Jahren

Damian Michalski köpfte eine Ecke von Marco John aus zwölf, 13 Metern in Richtung des Kieler Tores, wo Tim Schreiber den Ball nach vorne abprallen ließ. Dickson Abiama sagte Dankeschön und traf zum 0:1 (30.). Der Angreifer sprintete sofort zur Auswechselbank und in die Arme von Zorniger, der ihn offenbar sehr gestärkt hatte in den vergangenen drei Monaten. Es war Abiamas erster Treffer seit dem 23. Mai 2021 - dem Tag des Aufstiegs in die Bundesliga, bei dem er das 3:2 gegen Düsseldorf erzielte.

Auch nach dem Führungstreffer blieb das Kleeblatt die bessere Mannschaft. Abiama schickte John in die Tiefe, dessen Hereingabe klärte Timo Becker aber gerade noch in höchster Not. Simon Asta dribbelte wenig später an der Seitenlinie einen Kieler aus, scheiterte jedoch aus spitzem Winkel an Schreiber (36.). Das 2:0 wäre verdient gewesen - und doch wäre es beinahe mit einem 1:1 in die Pause gegangen.

Auf Flanke von Steven Skrzybski kam Hauke Wahl fünf Meter vor dem Tor zum Abschluss, schoss den Ball aber in Richtung Förde. Halbzeit. 0:1. Zum Wiederanpfiff wechselte Kiel doppelt, mit Finn Porath und Kwasi Wriedt kamen zwei frische Spieler - die den Umschwung brachten.

Ausgleich direkt nach der Pause

Dem Ex-Fürther Fabian Reese verunglückte eine Schuss-Flanken-Mischung komplett, an der Eckfahne aber holte sich Skrzybski den Ball, tanzte John aus und fand in der Mitte erneut Wahl. Diesmal zielte der Kieler besser, Andreas Linde erstarrte kurz und konnte den sehr zentral gesetzten Kopfball nicht abwehren. 1:1 nach 55 gespielten Sekunden im zweiten Durchgang.

Der frühe Gegentreffer schien das Kleeblatt zu beschäftigen - und zu verunsichern. Nach einem sehr kontrollierten Auftritt in der ersten Hälfte fanden die Fürther gar nicht mehr ins Spiel, das die Kieler jetzt dominierten. Fast im Minutentakt wurde es vor Linde gefährlich. Philipp Sander prüfte den Torhüter aus fast 30 Metern, auch Reese und Skrzybski kamen zu guten Möglichkeiten.

Nach 57 Minuten hatte Zorniger genug gesehen und nahm den schwachen Sieb vom Platz. Ragnar Ache sollte im Angriff für mehr Präsenz sorgen - doch auch nach dem Wechsel spielte nur Kiel. Bei einem in den Strafraum gechippten Freistoß kam der plötzlich sehr unsichere Linde zu spät aus dem Tor (59.), sechs Minuten darauf schenkte der Fürther Torhüter dem anlaufenden Wriedt fast den Ball (65.).

Erst in der 66. Minute kamen die Fürther mal wieder gefährlich in die Kieler Hälfte. Ache zog in den Strafraum, kam aber nicht durch, den Abpraller setzte Hrgota aus 16 Metern deutlich über die Latte. Zwei Angriffe später hätte es Elfmeter fürs Kleeblatt geben müssen, weil Reese Asta im Strafraum zu Fall brachte - doch die Kieler hatten Glück, weil Asta zuvor beim Doppelpass mit Raschl im Abseits gestanden hatte (69.). Auch nach Videobeweis blieb die Entscheidung bestehen.

2:1 nach einer Ecke

Es war nun ein komplett offenes Spiel. Michalski rettete am eigenen Fünfer gerade noch zur Ecke (76.), in der 79. Minute parierte Linde einen platzierten Distanzschuss von Skrzybski, in der 83. klärten Griesbeck, Michalski und Linde kollektiv zur Ecke - die die Kieler aber zum 2:1 nutzten. Simon Lorenz stand bei der Hereingabe von Marvin Schulz viel zu frei und ließ das Holstein-Stadion per Direktabnahme jubeln (84.).

In der vierminütigen Nachspielzeit ging Linde aus dem Tor nach vorne, doch statt 2:2 hätte es um ein Haar 3:1 geheißen. Doch Timo Beckers Abschluss blieb weit vor der Linie liegen, sodass Haddadi klären konnte. Weitere Chancen erspielte sich das Kleeblatt nicht, stattdessen flankte der eingewechselte Julian Green bei einer aussichtsreichen Möglichkeit in Richtung Eckfahne. Um kurz vor Drei war Schluss - und hatte die Spielvereinigung zum ersten Mal unter Zorniger verloren.

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