Hrgota trifft doppelt

Erster Heimsieg vor Fans! Kleeblatt schlägt Hertha BSC im Ronhof 2:1

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

12.2.2022, 17:32 Uhr
Da ist das Ding! Die Spieler des Kleeblatts feiern das zwischenzeitliche 2:0 von Branimir Hrgota.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Da ist das Ding! Die Spieler des Kleeblatts feiern das zwischenzeitliche 2:0 von Branimir Hrgota.

Wer sich am Samstagnachmittag in den Straßen um den Ronhof umschaute, der sah überall glückliche Gesichter. Menschen, die sich darauf freuten, nach einem Winter voller Geisterspiele endlich wieder ins Stadion gehen zu dürfen. Als die Spieler des Kleeblatts zum Aufwärmen den Platz betraten, da wurden sie mit lautem Applaus begrüßt, die Sehnsucht nach Fußball, nach einem Stadionerlebnis und nach der Spielvereinigung war offenbar sehr groß.

Knapp zwei Stunden später durften die 8000 Menschen in Weiß und Grün wieder jubeln. Sie wurden an diesem Samstagnachmittag Zeuge eines historischen Ereignisses. Nach zwei Heimsiegen in Geisterspielen gewann das Kleeblatt zum ersten Mal ein Bundesligaspiel in einem zumindest halb gefüllten Ronhof - das 2:1 gegen Hertha BSC war hochverdient, geriet aber am Ende nochmal unnötig in Gefahr.

Die letzten Zuschauer hatten gerade ihre Plätze eingenommen, da hallte schon ein lauter Schrei durch das Stadion. Paul Seguin zog bei einem Pressschlag gegen Vladimir Darida voll durch, der Ball flog genau auf den Fuß von Branimir Hrgota, der von links in den Strafraum zog und zum 1:0 traf. Nach 29 Sekunden. "Wir wollen Euch kämpfen sehen", sangen die mitgereisten Hertha-Fans im Gästeblock, doch ihre Mannschaft tat ihnen den Gefallen nicht.

Zu Beginn bekamen die Fürther, bei denen Luca Itter für Jetro Willems und Marco Meyerhöfer für Simon Asta begannen, die hochkarätig besetzte Berliner Offensive zwar nicht komplett in den Griff, doch gefährlich wurde es nur selten. Nach 13 Minuten narrte Ishak Belfodil Fürths Nick Viergever, seinen Abschluss parierte Andreas Linde bei seinem Debüt im Fürther Tor aber problemlos. Auch danach war der neue Mann zwischen den Pfosten sehr präsent - und wurde bei jeder gelungenen Aktion mit viel Applaus bedacht.

Mit jeder weiteren Minute wurde das Kleeblatt besser. Eine Flanke von Hrgota nahm Timothy Tillman direkt und mit vollem Risiko, drosch den Ball aber auf die Tribüne. Zwei Minuten später nutzte Jeremy Dudziak einen Abstimmungsfehler in der Berliner Defensive, erlief einen langen Ball und versuchte es aus spitzem Winkel. Sein Schuss kullerte vor der Torlinie entlang und wurde von Linus Gechter geklärt. In der 23. Minute bewegte sich Dudziak nach einem kurz ausgeführten Freistoß wieder gut, sein Schuss-Flanken-Mix ging aber knapp vorbei.

Die Spielvereinigung war dem 2:0 längst näher als die Hertha dem Ausgleich, belohnte sich aber auch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit nicht. Paul Seguin verlängerte eine Ecke mit der Hacke, Max Christiansens Schuss wurde auf der Linie geblockt, genauso Jamie Lewelings Nachschuss (34. Minute). Kurz darauf behauptete sich Hrgota stark gegen drei Berliner und spielte in den Lauf von Tillman, der sich aber nicht behaupten konnte.

Das Kleeblatt hätte längst höher führen müssen - und hatte bis zur Pause weitere Chancen. Ein aussichtsreicher Versuch von Dudziak wurde gerade noch von einem Berliner per Kopf abgefälscht (41.), einen Freistoß von Hrgota lenkte Alexander Schwolow zur Ecke. Dann war Halbzeit - und die Fürther konnten sich eigentlich nur vorwerfen, dass es nicht bereits 2:0 oder 3:0 stand.

Hertha-Trainer Tayfun Korkut reagierte und brachte mit Marco Richter (für Maolida) einen neuen Offensivspieler - kurz darauf wurden die Gäste bereits zum ersten Mal gefährlich. Nach einer Fürther Ecke konterten sie über mehrere Stationen, Linde wehrte einen Schuss von Jovetic zur Ecke ab (47.), kurz darauf knallte ein Freistoß von Jovetic an den Außenpfosten. Die Hertha wollte jetzt den Ausgleich erzwingen, der wenig später beinahe gefallen wäre - wenn Christiansen einen Schuss von Darida nicht mehr der Schulter zur Ecke gelenkt hätte (52.).

Das Kleeblatt bekam keinen rechten Zugriff mehr, in der 55. Minute schoss der eingewechselte Richter ans Außennetz - und kurz darauf Andreas Linde einen Abstoß ins Seitenaus, wie seine Vorgänger schon öfter in dieser Saison. Nach einem guten Konter über Hrgota und Dudziak, der nichts einbrachte, wechselte Stefan Leitl zum ersten Mal und brachte Havard Nielsen für Jamie Leweling (60.). Der Neue bekam den Ball wenig später von Kumpel Hrgota den Lauf, konnte diesen aber nicht richtig verarbeiten.

Der große Druck der Hertha nahm nun wieder ab, dafür wurde das Kleeblatt besser. Eine schöne Hereingabe von Itter wurde gerade noch zur Ecke geklärt, dann kombinierten sich die Fürther gut durch. Eine Hereingabe von Meyerhöfer stoppte Mittelstädt mit der Hand - Elfmeter! Branimir Hrgota schnappte sich den Ball, behielt die Ruhe und verlud Schwolow (71). Damit verwandelte der Fürther Kapitän auch seinen fünften Strafstoß dieser Saison - dank seines Führungstreffers in der ersten Hälfte war er zuvor schon zum Fürther Rekordtorschützen in der Bundesliga aufgestiegen.

Zehn Minuten vor Schluss hatte Hrgota sogar die Chance auf das 3:0, schoss aber Schwolow an, den Nachschuss von Nielsen klärte Belfodil auf der Linie. Im Gegenzug wurde das Spiel deshalb nochmal spannend: Bei einer Flanke ließ Paul Seguin den 17 Jahre jungen Berliner Linus Gechter alleine einlaufen, sodass der, unhaltbar für Linde, zum Anschlusstreffer einköpfen konnte (82.).

Der Chancenwucher der ersten Hälfte machte sich jetzt bemerkbar, ebenso das verpasste 3:0 vom Hrgota. Die Hertha hatte beinahe jede Minute eine Chance auf den Ausgleich, auf der anderen Seite schaffte das Kleeblatt kaum noch Entlastungsangriffe. Nach einem schoss Nielsen schwach ab, doch die Schlussphase war ein einziges Zittern. Ein völlig unnötiges Zittern. Stefan Leitl brachte mit Maximilian Bauer einen dritten Innenverteidiger, um die vier Minuten Nachspielzeit zu überstehen.

Und sie überstanden die vier Minuten. Um 17:22 Uhr sah man wieder sehr viele glückliche Menschen im Ronhof. "Die Fürther ham gwunna, der Club hat verloren", sangen die Fans auf der Nordtribüne - und empfingen ihre Mannschaft kurz darauf mit tosendem Applaus.

Verwandte Themen


6 Kommentare