Sonntag in Braunschweig

Homöopathische Dosen für den Erfolg: Wie Zorniger Fürth zum Sieg führen will

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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3.11.2022, 15:00 Uhr
Leidenschaftlich an der Seitenlinie: Am Sonntag will Alexander Zorniger wieder ausgelassen jubeln.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Leidenschaftlich an der Seitenlinie: Am Sonntag will Alexander Zorniger wieder ausgelassen jubeln.

Wenn Alexander Zorniger in die Augen seiner Spieler schaut, dann sieht er oft noch die Verunsicherung. Das, was ein Fußballjahr mit bislang nur vier Siegen, ein Abstieg aus der Bundesliga und zwei Trainerwechsel mit den Köpfen gemacht haben. "Sie gucken immer noch, wie die Anweisungen kommen, mit welchem Ton sie kommen und wann sie kommen", erzählte der neue Trainer des Kleeblatts auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Braunschweig am Sonntag (13.30/Sky).

Daran hat auch der geglückte Einstand Zornigers mit dem wichtigen 1:0 gegen den direkten Konkurrenten Arminia Bielefeld nicht grundlegend etwas geändert. Die Spieler würden "noch immer nicht extrem selbstbewusst" wirken, "aber man merkt schon, dass sie nach dem Dreier ein bisschen mehr Glauben an die ganze Geschichte haben". Generell sei es "typisch für junge Teams, dass sie sich leichter emotionalisieren lassen", betonte der Trainer. "Es ist aber nicht so, dass wir in die Trainingseinheiten reingehen und jeder ist bei 50 Prozent mehr Leistung, weil wir gewonnen haben."

Die Vorbereitung auf die Partie gegen "eines der formstärksten Teams der Liga", das seit acht Spielen ungeschlagen ist, hat der Trainer deshalb einfach gehalten. "Wir wollen der Mannschaft die nächsten Steps in homöopathischen Dosen geben", so Zorniger, der in dieser Woche auf die erkrankten Luca Itter und Jeremy Dudziak verzichten musste. "Wir können nicht sagen: Wir haben den ersten Sieg geholt und jetzt packen wir immer mehr Infos drauf - und am Ende eines langen Jahres verschwinden vielleicht ein paar Infos, die letzte Woche ganz gut funktioniert haben."

In seiner ersten längeren Woche beim Kleeblatt hat der neue Trainer deshalb den Fokus erneut auf Grundlagen gelegt. Auf Dinge, die schon gegen Bielefeld stellenweise gut funktioniert haben - und die in den verbleibenden drei Spielen bis zur Winterpause helfen sollen, noch möglichst viele Punkte zu holen, um einen einigermaßen geruhsamen Winter mit viel Grundlagenarbeit verbringen zu können: "Wie wollen wir anlaufen? Wie wollen wir uns verhalten, wenn sie durch unser erstes Pressing durchkommen?"

Tillman und Green zurück

In Braunschweig dürften die Fürther aber auch viel den Ball haben. Die Eintracht überlässt dem Gegner gerne das Spiel und kommt lieber über schnelles Umschalten zum Erfolg. Doch auch im Ballbesitz müsse das Kleeblatt "zielgerichtet bleiben", fordert Zorniger. "Nur weil wir den Ball haben, heißt das noch lange nicht, dass wir in Sicherheit sind. Ballbesitz kann zwei Gründe haben: Entweder ich erhole mich mal oder ich versuche, eine Torchance herauszuspielen. Ballbesitz nur zum Wohle des Ballbesitzes macht keinen Sinn."

Das Fürther Spiel müsse stets "eine Zielrichtung haben, dass man die Spieler vorher schon im Blick hat, die man nach einer Balleroberung anspielen kann. Wir wollen die Tiefe ständig bedrohen und die Räume ausnutzen, die entstehen, wenn der Gegner reagiert. Wenn Braunschweig uns den Ball zu lange gibt, dann sind wir in der Lage, aus dem Ballbesitz heraus Tore zu erzielen. Ich möchte uns nicht nur aufs Umschalten oder die ein oder andere Standardsituationen reduzieren."

Insgesamt wähnt der Trainer seine Mannschaft auf einem guten Weg - und wird deshalb auch bei der Aufstellung nicht viel ändern - obwohl Timothy Tillman und Julian Green wieder mitwirken können. "Ich denke schon, dass so ein Sieg eine gewisse Stabilität gibt. Wir haben den Konkurrenzkampf von Spieltag zu Spieltag", sagt der Trainer. "Nach der Verunsicherung, die zu spüren war, ist es allerdings gut, wenn man eine gewisse Sicherheit hat in Bezug auf die Aufstellung."

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