1:1 auf der Alm

In kleinen Schritten zum Ligaverbleib: Kleeblatt holt einen Punkt in Bielefeld

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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5.5.2023, 20:59 Uhr
Ausgleich im zweiten Versuch: Branimir Hrgota verschoss seinen ersten Elfmeter, glich aber Sekunden später zum 1:1 aus.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Ausgleich im zweiten Versuch: Branimir Hrgota verschoss seinen ersten Elfmeter, glich aber Sekunden später zum 1:1 aus.

In Ostwestfalen geht die Angst um. Wer am Freitagabend in den Straßen rund um die traditionsreiche Bielefelder Alm den Gesprächen der Fans lauschte, wer in die angespannten Gesichter der Menschen schaute, der bekam einen Eindruck von der Sorge um den Deutschen Sportclub. Von der Angst vor dem ungebremsten Absturz von der ersten in die dritte Liga.

Am 31. Spieltag empfing die Arminia das Kleeblatt ja als 16. und damit als Abstiegskandidat, der zuletzt drei Spiele in Folge verloren hatte. Vereinslegende Fabian Klos rief die letzten vier Partien dieser Saison deshalb zu "Endspielen" aus - von denen die Bielefelder das erste schon mal nicht gewannen. Das 1:1 (1:1) gegen die Spielvereinigung war zu wenig für die abstiegsbedrohte Arminia.

Seine Startelf veränderte Fürths Trainer Alexander Zorniger auf drei Positionen. Gideon Jung, Marco John und Lukas Petkov begannen für Damian Michalski, den kranken Luca Itter und Dickson Abiama. Doch angetrieben von den lautstarken Fans kam die Arminia zunächst besser ins Spiel. Nach fünf Minuten klärte John bei einer Flanke gerade noch vor Klos, nach neun Minuten rettete Oussama Haddadi bei einem Schuss von Robin Hack gerade noch auf der Linie - der Ex-Nürnberger war aber im Abseits gestanden.

Danach wurden die Gäste besser. Der zu Beginn sehr auffällige Petkov ließ zwei Bielefelder aussteigen und legte perfekt auf für Armindo Sieb, der aber im Sechzehner über den Ball haute (11.). Kurz darauf setzte Petkov erneut seinen Sturmpartner in Szene, dessen Kopfball Martin Fraisl aber noch zur Ecke abwehren konnte (13.). Doch statt 0:1 stand es nach 17 Minuten 1:0. Masaya Okugawa schickte Bryan Lasme, der schneller war als Marco John und die Arminia in Führung schoss.

Doch lange durften die Bielefelder nicht jubeln. Branimir Hrgota rutschte im Strafraum leicht weg, wurde dabei aber auch von Frederik Jäkel getroffen, weshalb Schiedsrichter Tobias Stieler auf Elfmeter entschied (23.). Den verschoss der Fürther Kapitän, durfte dann aber erneut antreten, weil einige Bielefelder zu früh in den Strafraum gelaufen waren. Hrgota schoss nochmal in die gleiche Ecke - und glich aus (26.).

Viele Freunde machte sich Stieler damit natürlich nicht bei den Menschen auf den Tribünen, denen die Anspannung und Angst vor dem Abstieg anzuhören und anzusehen war. Selbst auf der Haupttribüne sprangen viele wie wild umher, wenn der Schiedsrichter ihrer Meinung nach gegen die Arminia pfiff. Das Spiel wurde nun hektischer und zerfahrener, die beste Chance hatte Hack, der aus 16 Metern aber nur das Außennetz traf (36.).

Die Fürther hätten kurz vor der Pause gerne noch einen weiteren Elfmeter gehabt, weil Jäkel Petkov auf den Fuß trat, doch das reichte Stieler nicht. Auch nach Wiederanpfiff probierten beide Mannschaften einiges, allerdings ohne zwingend zu werden. Die beste Chance hatte Petkov, der eine Flanke von Christiansen direkt nahm, aber deutlich über die Latte schoss (55.).

Nach gut einer Stunde wechselten beide Trainer erstmals, beim Kleeblatt sollte Dickson Abiama, der für Sieb kam, neuen Schwung ins Offensivspiel bringen. Anschließend wurde das Spiel auch wieder lebendiger - auf beiden Seiten des Feldes. Petkov köpfte genau in Fraisls Arme (65.), der eingewechselte Jomaine Consbruch schoss nur knapp am Pfosten vorbei (67.), nach Johns Kullerball prüfte George Bello Linde mit einem wuchtigen Distanzschuss (69.).

Die vielen Abschlüsse weckten auch die Fans wieder auf - die kurz darauf zweimal beinahe jubeln durften. Erst rettete John vor Klos (70.), dann schoss Hack an den Pfosten (74.). Es war der Beginn einer wilden Schlussoffensive der Bielefelder, die natürlich wussten, dass dieses 1:1 für sie zu wenig wäre. Dem Kleeblatt gelang es kaum mehr, für Entlastung zu sorgen - was sich in der 90. Minute rächte.

Masaya Okugawa traf tatsächlich zum 2:1, die Menschen ließen alle Angst hinter sich, jubelten - und bemerkten erst Sekunden später, dass der Linienrichter seine Fahne gehoben hatte: Abseits. Jetzt hielt es auf der Alm niemanden mehr auf den Sitzen, die Bielefelder Spieler probierten in der Nachspielzeit nochmal alles, die Menschen bangten und hofften und sangen, doch um 20.24 Uhr pfiff Tobias Stieler ein letztes Mal und besiegelte das Unentschieden - das dem Kleeblatt deutlich mehr hilft als der Arminia.

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