Sonntag in Heidenheim

Inspiriert von Ralf Rangnick: So will Rainer Widmayer Fürth besser machen

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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19.10.2022, 17:00 Uhr
"Das wichtigste Thema ist Organisation": Interimstrainer Rainer Widmayer.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink "Das wichtigste Thema ist Organisation": Interimstrainer Rainer Widmayer.

Es waren nur zwei Jahre, aber sie haben Rainer Widmayer geprägt. Bis heute. 1997 wechselte der damals 30 Jahre alte Fußballer von der Spielvereinigung 07 Ludwigsburg zum SSV Ulm, der mit einem sehr ambitionierten und innovativen Trainer gerade in die zweite Bundesliga aufgestiegen war. Ralf Rangnick wurde einer breiteren Öffentlichkeit ein Jahr später bekannt, weil er den Menschen im "Sportstudio" des ZDF moderne Fußballtaktik erklärte.

Das kam eher weniger gut an, der als "Fußballprofessor" verschriene junge Mann führte die Ulmer 1999 aber in die Bundesliga. Nach dem Aufstieg beendete Rainer Widmayer seine Karriere, die Ideen seines damaligen Trainers begleiten ihn aber heute noch. Seit dem Sommer arbeitet Widmayer als Co-Trainer bei der Spielvereinigung Greuther Fürth, bei der er nach der Entlassung von Marc Schneider gerade noch mehr Verantwortung übernimmt.

Wer ihn in dieser Woche als Interimstrainer beobachtete, der bekam einen Eindruck davon, was der 55-Jährige ändern will - mindestens so lange, bis ein neuer Cheftrainer gefunden ist. Auf dem Platz hörte man ihm immer wieder von der "Organisation" reden, davon, dass die "Hinterleute die Vorderleute coachen" müssten, dass "jeder auf seine Position" müsse. Zum Abschluss hielt Widmayer vor versammelter Mannschaft erneut ein Plädoyer für eine "gute Organisation".

Wenn man ihn darauf anspricht, erzählt er erstmal von Ralf Rangnick. "Das wichtigste Thema ist Organisation", sagt Widmayer. "Egal wo. Ob du es hoch oder tief machst. Das geht nur, wenn alle bereit sind. Bereit zu starten. Dann kann ich etwas machen auf dem Platz. Wenn die Organisation zu lange dauert und zu weit ist, dann renne ich nur meinen Fehlern hinterher. Das wollen wir im Training reinkriegen."


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Rainer Widmayer sieht sich dabei als Mensch, der den Spielern hilft. Sie unterstützt - mit dem Ziel, dem Kollektiv eine Struktur zu geben, aus der heraus es einfacher wird, Fußballspiele zu gewinnen. "Es muss irgendwann von innen heraus kommen, von den Spielern, dass sie von sich aus wissen, was es in welcher Situation braucht, wann sie Aktionen starten - und wie", sagt er. "Um die richtige Organisation zu finden, braucht die Mannschaft gerade aber noch Unterstützung von außen. Wichtig ist, ihnen diese Unterstützung anzubieten - und dass diese Unterstützung auch angenommen wird."

Das Trainerteam gebe der Mannschaft natürlich "auch Möglichkeiten an die Hand, wie man einen Gegner bespielen kann", so Widmayer. "Grundsätzlich ist es aber wichtig, dass man alles miteinander macht. Wenn jemand denkt, dass er schon mehr erreicht hat, dann bricht das ganze Kartenhaus zusammen. Die Spiele sind so eng. Wenn man die Grundprinzipien auch nur einen Tick vernachlässigt, gewinnst du auf diesem Niveau kein Spiel. Das muss jeder verinnerlichen."

In der Vorbereitung auf das Spiel am Sonntag in Heidenheim will Rainer Widmayer zusammen mit seinem Kollegen Stefan Kleineheismann die Spieler aber auch bei der Ehre packen. Ihnen klar machen, was ein Abstieg bedeuten würde. "Es geht um den Verein, um die Mitarbeiter. Wir können uns das nicht erlauben", sagt er. "Man muss die Jungs auch mal daran erinnern, was an so einer Geschichte dranhängt. Dann wird jeder nachdenklicher und weiß, dass er an seine Grenzen gehen muss - und darüber hinaus."

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