
Kolumne zum Kleeblatt
Laubenweg 60: Eine kritische Auseinandersetzung mit dem beliebten Wort „Frankenmeister“
Es hätte natürlich schönere Themen für die erste Kolumne nach der Sommerpause gegeben. Das Arbeiten vor der malerischen Bergkulisse im Trainingslager, das gemeinsame Interview mit Simon Asta, der auch mal Kleeblatt-Reporter spielen wollte und seinen Kollegen Philipp Müller interviewte, oder die neuen Bratwürste bei der U23. Es war ja auch ohne Ligaspiele einiges los beim Kleeblatt. Die Wahl fiel dann aber doch auf ein Wort, das man zuletzt sehr häufig hörte.
Der Neologismus "Frankenmeister" begleitet einen rund um diesen Verein ja schon etwas länger, die Wortneuschöpfung hat es unter anderem auf das Jubiläumstrikot geschafft, mit dem die Fürther im September 2021 in der Bundesliga gegen den FC Bayern antraten. Sie sollte den Stolz zeigen, dass das Kleeblatt in der Saison 19/20 sowie 20/21, die ja mit dem Aufstieg endete, zum ersten Mal vor dem großen und einst weit enteilten Nachbarn aus Nürnberg landete, der damals sportlich strauchelte und im Juli 2020 sogar fast in die dritte Liga abstieg.
SpVgg Greuther Fürth nennt sich seit Jahren "Frankenmeister"
Das musste man damals schon nicht gut finden, konnte es aber noch als den Versuch einer Neckerei unter Rivalen abtun. Drei Jahre und drei "Frankenmeisterschaften" später hat der Verein aber jetzt ein T-Shirt herausgebracht, auf dem er sich "Frankenmeister 2020, 2021, 2022, 2023, 2024" nennt. Bei der Saisoneröffnung am Samstag hörte man sogar den Wunsch, im Sommer 2025 erneut über diesen Titel sprechen zu dürfen - nicht der einzige Bezug zum großen Nachbarn, der manchem rund ums Kleeblatt offenbar immer im Kopf ist.
Es ist eine Entwicklung, die man durchaus kritisch sehen darf - und die auch genügend Menschen kritisch sehen. Natürlich sah man am Samstag viele Fans mit dem weißen T-Shirt, das der Verein anlässlich des Mottos "Alle in Weiß zum ersten Heimspiel" (einst initiiert von der Fanszene) herausgebracht hat, es gab und gibt aber im Ronhof und in den sozialen Medien auch viele kritische Stimmen.
Jahrelang hat man sich beim Kleeblatt ja darüber echauffiert (oder zumindest gewundert), dass sich die Fans des 1. FC Nürnberg mit ihrem Motto "Anti FÜ" mehr auf ihren Rivalen als auf sich selbst besannen. Jetzt aber handelt man in Fürth ähnlich und definiert sich nicht über sich selbst, über die eigene Historie und eine eigene Identität als Spielvereinigung, sondern über einen Fantasie-Titel, der inzwischen unangenehm oft genutzt wird.
Ja, die Gesamtentwicklung des Kleeblatts ist eine gute; dass die Fürther den Abstand zum großen 1. FCN, der sportlich mal weit enteilt war, verringert und diesen sportlich mehrere Jahre überflügelt haben, ist sehr respektabel. Darüber könnte man sich einfach nur freuen, diesen Erfolg als Antrieb nutzen und sich auf sich selbst und seine Stärken besinnen. Den Begriff "Frankenmeister" braucht es dazu nicht.
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