
Kolumne zum Kleeblatt
Laubenweg 60: Reporterglück im Olympiastadion - wenn man nach Schlusspfiff mittendrin ist
Im Berliner Olympiastadion kann man sich schnell verlaufen. Hinter jeder Tür findet man zwei weitere, die in irgendwelche unergründlichen Gänge führen, in denen man wieder Gänge und Türen findet. Eine Mitarbeiterin von Hertha BSC vermutete am Sonntagnachmittag sogar, dass in einem dieser weiten Flure aus grauem Beton Menschen wohnen, die in der dicht besiedelten Hauptstadt keine Wohnung finden. Vielleicht ja sogar in der „Aufwärmhalle“ oder im „Medienabwurfschacht“, der in dieser Kolumne schon mal Thema war.
Die vielen Gänge haben für die Arbeit als Reporter aber auch einen Vorteil. Wenn man sich von der Pressetribüne ganz oben durch viele Stockwerke in die Interviewzone begeben will und dafür den offiziell ausgeschilderten Weg über den „Reportergraben“ nimmt, landet man einige Meter unterhalb des Spielfelds. Im tiefen Graben, der die Zuschauerränge von der blauen Laufbahn trennt.
Ein tiefer Graben bei der SpVgg Greuther Fürth: Fans gegen Spieler, Spieler gegen Fans
Im ersten Moment fühlt man sich wie in einem Heizungskeller, in dem bei den Gastspielen des Kleeblatts aber regelmäßig viel Geschrei zu hören ist. Vor knapp zwei Jahren blickte man aus dem Reportergraben traurigen und enttäuschten Spielern ins Gesicht, die vor ebenso traurigen und enttäuschten, aber auch aufgebrachten Fans standen, die sich nicht erklären konnten, warum sich die Mannschaft 5:0 hatte abschießen lassen.
Am Sonntag sah man aufgebrachte Fans und Spieler, die sich minutenlang gegenseitig anschrien. Die wie wild gestikulierten - und froh gewesen sein dürften, dass sie da tatsächlich ein breiter und tiefer Graben trennte, der die Gesamtsituation beim Kleeblatt allerdings perfekt illustrierte. Manchmal muss man als Reporter einfach das Glück haben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
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