Nach 0:3 in Dortmund

"Man muss sich wehren": Kleeblatt fühlt sich vom Schiedsrichter benachteiligt

16.12.2021, 12:40 Uhr
Gelb für Stefan Leitl, kein Gelb-Rot gegen Dortmunds Bellingham: Diese Szene erzürnte den Fürther Trainer auch lange nach Spielende noch.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Gelb für Stefan Leitl, kein Gelb-Rot gegen Dortmunds Bellingham: Diese Szene erzürnte den Fürther Trainer auch lange nach Spielende noch.

Stefan Leitl ist kein schlechter Verlierer. Das wollte der Trainer der Spielvereinigung Greuther Fürth in der Nacht zum Donnerstag nochmal klarstellen. Die meisten der 14 Niederlagen seiner Mannschaft hat Leitl ja sehr gefasst hingenommen, auch, weil er anerkennen musste, dass der Gegner in vielen Fällen einfach besser war als seine Fürther. Am späten Mittwochabend sah man aber einen anderen Stefan Leitl. Einen sehr emotionalen, ja schon wütenden - was nicht daran lag, dass das Kleeblatt soeben mit 0:3 (0:1) bei Borussia Dortmund verloren hatte.

"Ich will nicht den schlechten Verlierer spielen", sagte Leitl, "der Sieg für den BVB geht in Ordnung und ist verdient." Was ihn und alle Fürther aber störte, das war die Leistung von Schiedsrichter Daniel Schlager. Er sei "wirklich wütend über eine Szene", betonte der Trainer, "das kurz vor der Halbzeit war eine ganz klare Gelb-Rote-Karte".

"Sehr bitter für meine Mannschaft"

Jude Bellingham hatte gegen Max Christiansen zwar zuerst den Ball gespielt, mit seinem harten Einsteigen eine Verletzung des Fürther Mittelfeldspielers aber billigend in Kauf genommen. Während Christiansen lange behandelt werden musste, forderten Leitl und seine Spieler vehement eine Gelbe Karte für den Dortmunder - es wäre dessen zweite gewesen. Und damit Gelb-Rot. Es sei "hypothetisch zu sagen, dass wir das Spiel dann gedreht hätten", so Leitl. Mit einem Mann mehr aber hätte das bis dahin starke Kleeblatt "gute Chancen gehabt, dieses Spiel in unsere Richtung zu drehen", wie es der Trainer formulierte. "Das ist sehr bitter für meine Mannschaft."

Diese Mannschaft schien in Dortmund vom ersten Heimsieg am vergangenen Sonntag gegen Union beflügelt, mit viel Selbstvertrauen stellten die kompakt verteidigenden Fürther die Borussia vor große Probleme und ließen kaum etwas zu. Einen "couragierten und sehr disziplinierten Auftritt" bescheinigte der Trainer seinen Spielern hinterher - für Punkte aber reichte das nicht, was unter anderem an Erling Haaland lag.

Der Stürmerstar wirkte während der 90 Minuten oft genervt von den gut verteidigenden Fürthern, winkte ab, bereitete aber auch das vermeintliche 1:0 von Thorgan Hazard vor, das wegen Abseits zurückgenommen wurde (21.). Nach einer halben Stunde schoss Haaland dann Maximilian Bauer an die Hand und den Strafstoß nach VAR-Einsatz zum 1:0 ins Tor. Mehr passierte nicht - bis zur Szene, die Stefan Leitl auch mehr als eine Stunde später noch erzürnte.

Und drei Stunden später?

Als der Schiedsrichter tatsächlich ohne Platzverweis für Bellingham zur Halbzeit pfiff, da wurde der so freundliche und entspannte Leitl kurz zur Furie. Er stürmte auf dem Platz, schrie herum - und wurde dafür sogar mit einer Gelben Karte verwarnt. "Das ist bodenlos", wütete der Fürther beim Gang in die Kabine deutlich vernehmbar. "Es ist nicht das erste Mal, das verfolgt uns durch die komplette Saison", sagte Leitl später. "Ich habe schon das Empfinden, dass Augen verschlossen werden. Das geht für mich nicht, denn es war ein klarer Eingriff in das Spielgeschehen."

Im Laufe dieser Saison hatte es immer wieder Szenen gegeben, in denen sich das Kleeblatt benachteiligt fühlte, einige waren tatsächlich entscheidend für den weiteren Verlauf der Partien. "Das sind Entscheidungen, die für uns brutal sind, die man auf Dauer nicht hinnehmen kann", polterte Leitl. "Da muss man sich wehren, auch als kleine Spielvereinigung Greuther Fürth."

Sein Chef klang vor den Fernsehkameras von Sky ganz ähnlich. "Ich glaube schon, auch wenn ich von den Schiedsrichtern gesteinigt werde, dass es unterbewusst so ist, wenn du Dir gegen Dortmund einen Fehler erlaubst, dann gibt es Theater", sagte Rachid Azzouzi - und dachte dabei sicher auch an das jüngste Spitzenspiel des BVB gegen die Bayern. "Wenn Dir gegen Fürth ein Fehler passiert, dann redet in drei Stunden keiner mehr drüber."

Diesmal aber redeten alle über die öffentlich so forsch auftretenden Fürther, die auf dem Platz einige aussichtsreiche Szenen zu schlecht ausspielten und deshalb wegen zwei später Tore von Haaland (82.) und Donyell Malen (89.). 0:3 verloren - trotz guter Leistung. "Ich habe das Empfinden, dass das Ergebnis zu hoch ausgefallen ist", sagte Leitl. Er wollte trotzdem kein schlechter Verlierer sein.

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