Jung und Green treffen

Starke Reaktion aufs Pokal-Aus: Kleeblatt gewinnt 2:0 beim 1. FC Kaiserslautern

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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4.11.2023, 15:21 Uhr
Tor fürs Kleeblatt: Julian Green erhöhte kurz nach der Pause per Elfmeter auf 2:0.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Tor fürs Kleeblatt: Julian Green erhöhte kurz nach der Pause per Elfmeter auf 2:0.

Der Samstag begann strahlend. Wer sich in aller Früh aus dem Bett quälte, der sah es am zuvor pechschwarzen Himmel mit jeder Minute ein bisschen heller leuchten, in grellrotem Licht ging die Sonne über Fürth auf - als würde sie allen, die sich auf den Weg nach Kaiserslautern machen, etwas Hoffnung und Zuversicht spenden wollen. Auswärtsspiele des Kleeblatts sind ja in den vergangenen Jahren eher selten ein Quell der Freude, zuletzt schieden die Fürther am Dienstag beim Viertligisten FC 08 Homburg im Pokal aus.

Vier Tage später musste die Spielvereinigung auf den Betzenberg reisen. Auf dem Weg dorthin war die strahlende Sonne anfangs ein treuer Begleiter, doch je näher der Anpfiff rückte, desto mehr Wolken zogen am Himmel auf, desto dunkler wurde es am Horizont. Als der Ball dann rollte, war von der Hoffnung spendenden Sonne längst nichts mehr zu sehen - doch die Spielvereinigung ließ alle, die es mit ihr halten, endlich auch auswärts mal wieder strahlen und gewann nach einer starken Vorstellung mit 2:0 (1:0) beim 1. FC Kaiserslautern.

SpVgg Greuther Fürth: Jung ersetzt Michalski in der Abwehr

Nachdem er in Homburg auf einigen Positionen experimentiert hatte, vertraute Alexander Zorniger in Lautern wieder weitgehend demselben Personal wie sonst in der zweiten Liga. Im Vergleich zum 4:0 gegen Osnabrück vor einer Woche tauschte der Fürther Trainer lediglich in der Innenverteidigung, wo Maximilian Dietz überraschend Damian Michalski ersetzte. Der 21-Jährige übernahm dabei Gideon Jungs Platz rechts in der Dreierkette, Jung wiederum Michalskis in der Zentrale.

Vom Anpfiff weg war den Fürthern anzusehen, dass sie ein anderes Gesicht zeigen, dass sie die Blamage von Homburg schnellstmöglich vergessen machen wollten. Die Körpersprache der gesamten Mannschaft war eine ganz andere, auch fußballerisch sah der Vortrag deutlich besser aus als am Dienstag. Bereits in der zweiten Minute suchte Jung mit einem langen Ball Lemperle, den der für Hrgota ablegte. Der Kapitän behauptete sich gegen zwei Lautrer, steckt durch für Sieb, dessen Schuss Julian Krahl aber mit dem Fuß abwehren konnte.

Wenige Augenblicke später kam der FCK über links in den Fürther Strafraum, das Kleeblatt konnte aber zunächst klären, den Nachschuss des Ex-Fürthers Tobias Raschl blockte die Defensive zur Ecke (3.). Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld strebte Sieb dem Tor in der achten Minute entgegen, zog in den Strafraum, schoss aber links vorbei. Kurz darauf versuchte Simon Asta bei einem schlechten Zuspiel von Robert Wagner den Ball noch zu behaupten, rauschte dabei aber mit gestrecktem Bein in Tymoteusz Puchacz hinein, verdrehte sich dabei offenbar das Knie, musste lange behandelt werden - und sah obendrein noch Gelb (11.).

Der Rechtsverteidiger konnte aber zunächst weitermachen - und sah, wie Raschl von rechts in den Fürther Sechzehner dribbelte und Puchacz anspielte, der den Ball aber aus 13 Metern deutlich über die Latte drosch (14.). Danach spielte nur noch das Kleeblatt. Wagner fand Green zwischen den Linien, der Versuch aus 18 Metern aber war kein Problem für Julian Krahl - genauso wenig wie der von Hrgota kurz darauf (18./19.). Doch dann belohnten sich die Gäste für einen couragierten Auftritt: Jung lief bei Greens Ecke mit Tempo ein und wuchtete den Ball per Kopf zum 0:1 ins Netz (22.).

Auch anschließend blieb das Kleeblatt die bessere Mannschaft: Lemperles Schuss strich knapp am Kreuzeck vorbei (28.), dann musste Asta doch abbrechen und verließ leicht humpelnd den Platz (32.) Für ihn kam Oualid Mhamdi, der erstmals seit dem fünften Spieltag wieder mitspielen durfte - und erstmals seit September 2022 länger als 25 Minuten. Wenig später versuchte es Lemperle erneut, setzte seinen Schuss aber wieder etwas zu hoch an (34.).

In der 38. Minute verlor Mhamdi den Ball leichtfertig im eigenen Drittel, Sekunden später strich ein Schuss von Terrence Boyd nur knapp am Pfosten des Fürther Tores vorbei. Für seine gefährliche Aktion musste sich der 20-Jährige sofort deutliche Worte von Hrgota und Green, der extra über den halben Platz angerannt kam, anhören. Nachdem Hrgota das Ziel per Freistoß nur knapp verfehlte (42.), spielte das Kleeblatt die restlichen Minuten souverän herunter. Dann war Pause - und den Fürthern die beste Auswärts-Halbzeit dieser Saison gelungen. Vielleicht sogar die beste des gesamten Kalenderjahres.

Auf die schwache Vorstellung seiner Mannschaft reagierte Lauterns Trainer Dirk Schuster mit drei Wechseln: Für Soldo, Tachie und Raschl kamen Opoku, Ex-Fürther Redondo und Klement - der den Ball in der 50. Minute gefühlvoll an den Pfosten zirkelte. Doch zwei Minuten später nahm das Kleeblatt den meisten der 40.302 Fans im Stadion die Hoffnung. Haddadi fing einen Pass ab, über Sieb und Lemperle schalteten die Gäste schnell um, ehe Lemperle genau zum richtigen Zeitpunkt auf Hrgota durchsteckte.

Julian Green erhöht vom Elfmeterpunkt

Der Kapitän versuchte, Krahl zu umkurven, doch der Torhüter brachte ihn zu Fall: Elfmeter. Julian Green schnappte sich, wie besprochen, den Ball, verlud den Torhüter und schon zum 0:2 ein (54.). Drei Minuten darauf nahm Zorniger den angeschlagenen Itter vom Feld und brachte Damian Michalski, nach einer Stunde kam Lauterns Boyd frei zum Kopfball, doch Urbig war zur Stelle. In der 65. Minuten hätte Lemperle das Spiel auf Zuspiel von Hrgota endgültig entscheiden können, doch Krahl rettete mit dem Fuß.

Unmittelbar danach wurde es turbulent: Während die Fürther noch Handspiel reklamierten, verschätzte sich Michalski beim Konter des FCK, der so über Redondo dem Tor entgegenstrebte. Bei der Hereingabe auf Boyd rutschte Jung auch noch weg, doch Dietz sprang mit allem, was er hat, in den Ball und rettete zur Ecke (66.). Seine Rettungstat feierte der junge Fürther fast so ausgelassen wie das 0:2 - bei dem er sofort zu den Fans gestürmt war, mit denen er sich in Homburg noch ein Wortgefecht geliefert hatte.

Doch an diesem Nachmittag lief alles fürs Kleeblatt. 20 Minuten vor Schluss beharkten sich Hrgota und Tomiak - plötzlich lag der Fürther Kapitän am Boden und hielt sich das Gesicht. Schiedsrichter Zwayer entschied auf Tätlichkeit und stellte den Lautrer vom Platz. In der 75. Schuss ein Versuch Hrgotas nur knapp übers Tor, dann wechselte Zorniger erneut - und nahm Sieb sowie den im ersten Durchgang eingewechselten Mhamdi runter (78.). Srbeny stürmte fortan neben Lemperle, Abiama gab den Rechtsverteidiger.

Die letzten zehn Minuten waren von vielen Unterbrechungen geprägt, kurz vor Schluss rauschte Urbig in den Ex-Fürther Kevin Kraus - der bei einem Freistoß aber im Abseits gestanden hatte. Beide mussten lange behandelt werden, Kraus sogar von Ärzten und Physios, der Fürther Torhüter, weil er aus der Nase blutete. In der neunminütigen (!) Nachspielzeit schoss Lauterns Daniel Hanslik deutlich vorbei, auf der anderen Seite lenkte Boyd einen Freistoß von Hrgota fast zum 0:3 ins eigene Tor.

Alle weiteren Konterchancen spielte das Kleeblatt schlecht aus, doch das 2:0 geriet nicht mehr in Gefahr. Um kurz vor Drei stand er dann fest, der erste Fürther Auswärtssieg in der zweiten Liga seit dem 9. April. Damals gewann die Spielvereinigung 2:0 beim SV Sandhausen.

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