Das RKI warnt

Nach Botox-Behandlung in Türkei: Mehrere Menschen in Deutschland leiden unter Vergiftung

Lisa Krüger

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18.3.2023, 10:53 Uhr
Viele Menschen kommen nur für Schönheitsbehandlungen in die Türkei.

© Yasin Akgul, dpa Viele Menschen kommen nur für Schönheitsbehandlungen in die Türkei.

In punkto Schönheitsoperationen ist die Türkei um einiges günstiger als beispielsweise Deutschland. Dadurch hat sich ein regelrechter Massentourismus in das Land entwickelt. Der Gesundheits-Verband Satugem rechnet für das Jahr 2023 mit einer Million sogenannter Gesundheitstouristen.

Nach speziellen Magenbehandlungen mit Botox in der Türkei haben mehrere Menschen in Deutschland eine Vergiftung bekommen. "Alle haben gemeinsam, dass sie sich Ende Februar in Istanbul in der Türkei Behandlungen unterzogen haben, bei denen Botulinum-Toxin in die Magenwand injiziert wird", teilte das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mit. In einem am Donnerstag erschienenen Bericht schrieb das RKI von bisher neun bekannten Fällen. Was bei den Behandlungen schief ging, ist bislang unklar.

Ein Verband für Infektionskrankheiten in der Türkei teilte mit, es habe in den vergangenen Tagen "viele Vorfälle" gegeben. Betroffen seien sowohl Türken als auch Ausländer, die zu Behandlungen in das Land gereist seien. Die Patienten hätten sich alle dem sogenannten "Magen-Botox" unterzogen, das hauptsächlich zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Durch die Injektion von Botox in die Muskeln an bestimmten Stellen des Magens verlangsamt sich die Verdauung. Das Essen bleibt somit länger im Magen und das Hungergefühl des Patienten oder der Patientin nimmt ab. Dadurch sollen die Menschen laut Websiten von Praxen, die die Behandlung vornehmen, bereits ab der ersten Woche nach der Injektion abnehmen. Die Wirkung soll bis zu sechs Monate anhalten.

Die durch die Schönheitsoperationen hervorgerufene Krankheit Botulismus ist laut RKI selten, "jedoch sehr ernst". Sie sei nicht von Mensch zu Mensch übertragbar und werde von den hochgiftigen Botulinum-Neurotoxinen (Botox) verursacht. Zum Anlass für die Behandlung in den konkreten Fällen könne keine Angabe gemacht werden, teilte das RKI auf Anfrage mit. Die Behandlungen hätten alle zwischen dem 22. und dem 25. Februar stattgefunden. Auf Twitter rief das RKI Menschen, die seit dem 22. Februar eine solche Magenbehandlung mit Botox in Istanbul erhalten und Symptome haben, auf, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen.

Typische Symptome seien demnach Seh- und Sprachstörungen und Schwäche in den Extremitäten. Hinzu kommen laut Behörde Schluck- und Atembeschwerden, die üblicherweise zwischen drei bis zehn Tagen nach der Behandlung auftreten. Angesichts der anfangs eher unspezifischen Symptome sei es möglich, dass es in Deutschland noch mehr Fälle gebe. In der Twittercommunity stoßen die Vorfälle auf Unverständnis. "Warum zum Teufel injiziert man sich Botox in den Magen?" oder "Fällt das unter "Selbstgefährdung"" fragen die Userinnen und User.

Bei den geringen Dosen, die bei Behandlungen mit Botox eingesetzt werden, seien solche Symptome eigentlich nicht zu erwarten, teilte das RKI mit. "Inwieweit hier eine fehlerhafte Dosierung/Behandlung vorliegt oder vorgelegen hat, wird aktuell von den türkischen Behörden untersucht."

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