Kritik an Justiz

"Nazi-Magnet": Jan Böhmermann teilt gegen Elon Musk aus - und twittert über Fake-Account von Döpfner

Vanessa Neuß

Volontärin

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3.6.2023, 14:57 Uhr
Seitdem Elon Musk Twitter übernommen hat, haben sich antisemitische Posts laut einer Studie des ZDF Magazins Royale verdoppelt.

© IMAGO/Jaap Arriens Seitdem Elon Musk Twitter übernommen hat, haben sich antisemitische Posts laut einer Studie des ZDF Magazins Royale verdoppelt.

Jan Böhmermann nimmt sich in seiner Freitagabend Late-Night-Show "ZDF Magazin Royale" immer andere Themen und Missstände vor, um sie satirisch aufzuarbeiten. Was das für Folgen haben kann, konnte man erst im vergangenen Jahr bei Fynn Kliemann sehen, der wegen seines Maskenskandals nicht mehr uneingeschränkt dem Bild des Wohltäters entsprechen kann.

Am Freitagabend veröffentlicht Böhmermann SMS-Nachrichten, die Bild-Chef Mathias Döpfner im vergangenen Jahr an Elon Musk geschickt hat. Dabei hat Döpfner Musk vorgeschlagen, er könne doch Twitter kaufen, um für Freiheit und Meinungsäußerung einzustehen - davor habe auf Twitter eine linke Diskurshoheit geherrscht. Böhmermann vergleicht die beiden Unternehmer immer wieder in ihrer ideologischen Ausrichtung.

Ist Musk ein "Nazi-Magnet"?

Das Team vom Magazin Royale hat dagegen rausgefunden, dass sich die antisemitischen Posts, seitdem Musk im September 2022 Twitter übernommen hat, verdoppelt haben. Außerdem kritisiert Böhmermann, dass rechte Gruppen deutlich lauter geworden sind und dafür andere links ausgerichtete Accounts nicht mehr so viel auf Twitter unterwegs sind. Er bezeichnet Musk als "Nazi-Magnet". Alle Ergebnisse der Studie können unter www.vogel.rip nachgelesen werden.

Um zu zeigen, wie leicht sich Twitter manipulieren lässt, hat das Magazin-Royale-Team einen Account für Mathias Döpfner eingerichtet. Seit Freitagabend werden diverse Posts in seinem Namen veröffentlicht. Der Account hat sogar einen blauen Haken, der eigentlich bestätigen sollte, dass der Account verifiziert ist. Seit Musk Twitter übernommen hat, kann man den Haken allerdings auch kaufen. Unter anderem rief der Fake-Döpfner Bundeskanzler Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck dazu auf, sich mit ihm zum Klimagipfel im Axel-Springer-Verlag zu treffen.

Der Döpfner-Account soll allerdings mutmaßlich nicht nur zeigen, wie leicht es ist, einen Fake-Account zu erstellen und dann auch zu bespielen. Böhmermann spricht in seiner Show auch an, wie wenig von rechtlicher Seite gegen antisemitische oder rechte Posts und Accounts gemacht wird. Das Bundesamt für Justiz ist für Verstöße auf sozialen Plattformen zuständig.

Allerdings müssen hierfür erst Userinnen und User Personen und Äußerungen melden. Das Bundesamt spricht von 200 Hinweisen. Das stimmt allerdings nicht mit den Recherchen des Magazins Royale überein, die von über 1000 angezeigten Verstößen berichten. Es seien nur zehn Menschen im Bundesamt für Justiz, die angestellt sind, um sich um Verstöße auf allen Sozialen Medien kümmern, also auch Instagram, Tiktok, Facebook und alle weiteren.

Dabei verstoßen vor allem auf Twitter viele Posts gegen das deutsche Recht und dennoch werde in den meisten Fällen nichts unternommen.

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