Empörung in den sozialen Medien

Sie hatten sich auf die Straße geklebt: Klima-Aktivisten schwänzen Prozess und fliegen nach Bali

2.2.2023, 10:03 Uhr
Klimaaktivisten blockieren in Stuttgart zur Hauptverkehrszeit den Verkehr.

© Bernd Weißbrod, dpa Klimaaktivisten blockieren in Stuttgart zur Hauptverkehrszeit den Verkehr.

Ein junges Pärchen ging für Klimaschutz nicht nur auf die Straße, sondern klebte sich gleich an ebendiese. Ihre Forderung, die sie auf einem Plakat mit betroffenem Blick in die Höhe hielten: "Öl sparen statt bohren". Der Protest im September 2022 in Stuttgart brachte Louisa S. und ihrem Freund Yannik S. eine Anzeige wegen Nötigung ein. Die Verhandlung fand am Montag vor dem Amtsgericht Bad Cannstadt statt. Doch: Die 22-Jährige und der 24-Jährige fehlten bei dem Prozess, zu dem sie als Angeklagte geladen waren. Auf richterliche Nachfrage hieß es, das Paar befände sich im Urlaub auf Bali.

Dass die beiden Klimaaktivisten den Affront leisten und eine Verhandlung schwänzen, ist sicherlich ein Thema. Letztendlich lautete der Vorwurf an das Paar, dass es genau das tat, wogegen es eigentlich protestiert: Fliegen. Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft verursacht der Luftverkehr 3,1 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Entsprechend blockieren Aktivisten der "Letzten Generation" Flughäfen, von denen zwei ihrer Mitstreiter gen Thailand und Bali abheben. Das junge Paar verursachte durch seine 23.000 Kilometer lange Flugreise laut Bild-Informationen den Ausstoß von circa 7,9 Tonnen CO2.

In den sozialen Medien reagierten zahlreiche User entrüstet und prangerten Doppelmoral, Inkonsequenz und Dreistigkeit an. Die "Letzte Generation" erkennt indes keinen Widerspruch zwischen den Forderungen und dem Verhalten: Ein Sprecher des Klima-Bündnisses argumentierte, die beiden Urlauber hätten den Flug als Privatleute gebucht – nicht das Klimaschützer. "Das muss man auseinanderhalten", wird der Sprecher in der Bild-Zeitung zitiert.

Deutlich kritischer sieht Greenpeace-Sprecher Gregor Kessler den Vorfall: "Man sollte sich gut überlegen, ob es eine Fernreise mit dem Flugzeug sein muss. Wir empfehlen lokale Urlaubsziele und die Anfahrt mit der Bahn." Im politischen Berlin wetterten insbesondere Vertreter der FDP gegen die beiden in Bali urlaubenden Klimaschützer. Hans-Ulrich Rülke, FDP-Fraktionschef im Stuttgarter Landtag, konstatierte: "Gerade wer moralisch so hoch fliegt und andere Leute wegen ihres privaten Lebenswandels mit Blockadeaktionen tyrannisiert, sollte im wirklichen Leben auf dem Boden bleiben."

Der Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP im Bundestag, Torsten Herbst, twitterte, die "Klimakleber und ihre Doppelmoral" seien schon bemerkenswert. Und auch in CSU-Kreisen sorgte die Geschichte für Kopfschütteln: Generalsekretär Martin Huber schrieb: Schuld sind immer die anderen: Fliegen ist für die Klima-Kleber so lange schlecht, bis sie selbst im Flugzeug nach Bali sitzen.

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