Böllerfreies Silvester?

Contra Böllerverbot: Feuerwerk steht für Lebensfreude - ein Verbot ist völlig überzogen

Florian Heider

Nürnberger Zeitung

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30.12.2023, 06:00 Uhr
Feuerwerk ist vielleicht nicht die "pure Vernunft", aber einfach schön anzuschauen. Ein Verbot wäre total überzogen, meint unser Redakteur.

© Lars Penning, dpa Feuerwerk ist vielleicht nicht die "pure Vernunft", aber einfach schön anzuschauen. Ein Verbot wäre total überzogen, meint unser Redakteur.

"Pure Vernunft darf niemals siegen", heißt ein Lied der Hamburger Rockband Tocotronic. So sieht es auch mit dem Silvesterfeuerwerk aus. Es ist quasi pure Unvernunft: kostet Geld, belastet die Umwelt, ist von kurzer Dauer und bringt weitere Nachteile mit sich. Trotzdem wäre so ein Verbot vielleicht vernünftig, aber total überzogen.
Seit Jahren habe ich keinen Böller mehr gezündet und keine Rakete in den Himmel gejagt – nicht, weil es mir keinen Spaß macht, sondern weil es mir einfach nicht so wichtig ist. Anderen Menschen bereitet es hingegen riesige Freude, das neue Jahr so zu begrüßen. Lassen wir ihnen doch – einmal im Jahr – den meist harmlosen Spaß.

Feuerwerk ist sinnlos, aber schön

Feuerwerk hellt den tristen Winter in dieser einen Nacht spektakulär auf. Silvester ist ein weltanschaulich weitgehend neutrales Fest, das nahezu alle Menschen im Land feiern. Viel integrativer wird’s wohl nicht. Und denken wir zurück an das düstere Corona-Jahr 2020 mit Sorgen und Entbehrungen, gekrönt mit Ausgangssperren und zum Abschluss dem stillsten Jahreswechsel seit langem: Wie groß wäre die Freude über ein paar bunte Raketen gewesen, die pfeifend zum Himmel steigen und dort keinen Zweck erfüllen müssen, außer zu explodieren und schön anzusehen zu sein. Damals hätten sie uns einen Funken der Hoffnung gesandt, dass das neue Jahr besser werde als das vergangene.

Kein Feuerwerk in sensiblen Zonen

Freilich kommt es immer wieder zu unschönen Ereignissen – etwa Attacken auf Feiernde oder Polizisten. Kein Böllerverbot würde das verhindern, denn Pyrotechnik gezielt auf Menschen abzufeuern, war noch nie erlaubt.
Und wer glaubt, Kriminelle würden die heiße Ware dann nicht einfach aus Nachbarländern beschaffen, ist zumindest naiv. Dass es sensible Zonen gibt, in denen die Knallerei tabu ist, etwa Innenstädte mit viel Publikum, ist in der Abwägung richtig.

Verbot bringt wenig, straft aber viele

Ausschreitungen wie vor einem Jahr in Berlin sind Gott sei Dank die Ausnahme. Ein Böllerverbot würde aber nur die treffen, die ohnehin keinen Unfug im Sinn haben: Bürger, die einfach nur ihrer Freude über den Beginn des neuen Jahres Ausdruck verleihen wollen und sich die Vernunft für die restlichen 364 Tage aufheben.

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