
Tag des Wohnungsbaus
Fränkischer Unternehmer fordert: „Wohnungsbauschatz muss aktiviert werden“
Die Wohnungsnot in Deutschland kann nach Ansicht von Branchenvertretern durch einfacheres Bauen bekämpft werden. Beim sogenannten Wohnungsbau-Tag forderten sieben Verbände und Organisationen der Bau- und Wohnungswirtschaft einen „Aufschwung Wohnen“ von der kommenden Bundesregierung.
Hannes Zapf, Unternehmer aus Behringersdorf und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau, sagt anlässlich des Wohnungsbau-Tags: „Die neue Bundesregierung findet eine historisch hohe Zahl an Wohnungen vor, die genehmigt wurden, aber mit deren Bau noch nicht begonnen wurde.“ Dieser „Wohnungsbauschatz“ müsse jetzt über gezielte, verlässliche Förderung aktiviert werden. Mehr Wohnungsbau wird es Zapf zufolge nur geben, wenn wieder Breitenförderung ohne Mitnahmeeffekte und kostenreduziertes Bauen gelingen. „Alle drei Punkte: Bauüberhang, Reform der Wohnungsbauförderung und Baukosten waren Themen der Koalitionsarbeitsgruppe. Jetzt müssen nicht nur die Themen, sondern auch die Lösungen und deren Umsetzung stimmen“, fordert der fränkische Unternehmer.
„Kernpunkt ist eine Neubau-Offensive“, teilte der Wohnungsbau-Tag mit: Dazu müsse Deutschland einfacher und günstiger bauen. Im Idealfall ließen sich die Kosten um bis zu einem Drittel reduzieren. Grundlage dieser Berechnung ist eine Studie des Bauforschungsinstituts Arge und des Forschungsinstitut RegioKontex im Auftrag des Wohnungsbau-Tags.
„Bauen geht in guter Qualität auch deutlich günstiger als es heute passiert“, sagte Arge-Leiter Dietmar Walberg. Dabei würden immer noch alle Standards und Vorschriften eingehalten.
„Sozialer Sprengstoff Nummer eins“
Grundlage für die Einsparungen wäre demnach der Gebäudetyp E, für den das damalige Bundeskabinett Ende 2024 einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht hat. Demnach würde beim Neubau auf die Einhaltung sogenannter Komfortstandards verzichtet, die für die Sicherheit des Gebäudes - also etwa Brandschutz oder Statik - nicht relevant sind.
Im Entwurf des Koalitionsvertrags von Union und SPD heißt es dazu: „Baustandards werden vereinfacht und der Gebäudetyp E abgesichert.“ Zudem soll Wohnraum demnach schneller durch serielles und modulares Bauen entstehen.
Nach Angaben des Wohnungsbau-Tags liegt das Einsparpotenzial unter anderem in dünneren Decken und Wänden sowie weniger Parkplätzen. Außerdem solle beim Lärm- und Klimaschutz nicht überzogen werden, weil der geltende Standard ausreiche.
Fast zehn Millionen Menschen leben in überbelegten Wohnungen
Der Wohnungsbau-Studie zufolge fehlen bundesweit mehr als 550.000 Wohnungen, 9,6 Millionen Menschen leben in überbelegten Wohnungen. Die künftige Bundesregierung müsse alles daransetzen, die Wohnungsnot und explodierende Mieten in den Griff zu bekommen. Es gehe darum, den „sozialen Sprengstoff Nummer eins“ schleunigst zu entschärfen.
Die Ampel-Koalition hatte ihre Pläne beim Wohnungsbau weit verfehlt. Ziel waren 400.000 neue Wohnungen im Jahr, davon 100.000 Sozialwohnungen. Tatsächlich gebaut wurden nach Angaben des Bauministeriums nur knapp 300.000 Wohnungen jährlich.
Der Wohnungsbau-Tag wird einmal jährlich unter anderem vom Deutschen Mieterbund, der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt und dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes organisiert.
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