Ungewisse Zukunft für 12.500 Beschäftigte

Galeria Karstadt Kaufhof stellt Insolvenzantrag - auch Filialen in Nürnberg und Erlangen betroffen

val/dpa

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9.1.2024, 12:50 Uhr
Die von dem Tiroler Immobilieninvestor René Benko gegründete Signa-Gruppe, zu der die deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört, ist in schweren Turbulenzen.  

© IMAGO/Michael Gstettenbauer, Georg Hochmuth/dpa, Stefan Hippel, Collage: Schlapp Die von dem Tiroler Immobilieninvestor René Benko gegründete Signa-Gruppe, zu der die deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört, ist in schweren Turbulenzen.  

Der Schritt kommt nicht wirklich überraschend: Über einen neuerlichen Insolvenzantrag von Galeria Karstadt Kaufhof - es ist der dritte seit 2020 - ist nach den Insolvenzen in der Signa-Gruppe, zu der die Warenhauskette gehört, seit Wochen spekuliert worden.

Bereits im April 2020 und im Oktober 2022 hatte der Warenhauskonzern sogenannte Schutzschirmverfahren beantragt und durchlaufen, dabei wurde das Filialnetz drastisch verkleinert, mehrere Tausend Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz. Das Galeria-Haus in der Nürnberger Königstraße (ehemals Kaufhof) und die Filiale in Langwasser sind seit gut einem halben Jahr Geschichte.

"Wir sehen in dem heutigen Tag einen Befreiungsschlag"

Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte: "Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag." Weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein."

Galeria-Betriebsrat sieht Chance

Wie es nun weitergeht, ist offen. Der Insolvenzantrag bedeutet noch nicht zwingend das endgültige Aus für die Warenhauskette. Galeria-Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl sagte vor kurzem gegenüber der "Wirtschaftswoche": "Dass nun die Kerngesellschaften der Signa-Gruppe insolvent sind, bedeutet, dass wir uns von der Signa-Gruppe und ihren Interessen befreien können.“ Finde sich ein neuer Eigentümer, der „ebenso wie wir ein Interesse daran hat, dass es Galeria gut geht, ist das Unternehmen zukunftsfähig“. Es gebe auch Interessenten für Galeria - Namen nannte Ettl in dem Gespräch mit den Magazin allerdings nicht.

Galeria-Mitarbeiter können Insolvenzgeld beantragen

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wird den Beschäftigten der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenzgeld zahlen, wenn das am Dienstag beantragte Insolvenzverfahren eröffnet wird. "Die BA hat nach intensiven Beratungen mit dem Unternehmen und einer detaillierten Prüfung der Voraussetzungen festgestellt, dass bei einer erneuten Insolvenzeröffnung die Beschäftigten Insolvenzgeld erhalten können", heißt es in einer Mitteilung der Behörde vom Dienstag.

Insolvenzgeld wird nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens für bis zu drei Monate rückwirkend bezahlt, in der Regel in der Höhe des letzten Nettoeinkommens. Die Beschäftigten müssten derzeit nichts unternehmen, heißt es in der Mitteilung.

Dritte Insolvenz für Galerie Kaufhof

Für Galeria Kaufhof ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb von weniger als vier Jahren. Vorausgegangen war die Schieflage des Mutterkonzerns Signa. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe des österreichischen Unternehmers René Benko Insolvenz angemeldet - darunter die Signa Retail Selection AG, zu der das Unternehmen gehört. Sie hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf von Galeria Kaufhof bedeutet.

Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schließen müssen. Die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht. Galeria betreibt derzeit 92 Warenhäuser und beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 15 000 Menschen.

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