Was Kunden jetzt tun können

McFit und CleverFit: Preiserhöhungen per Drehkreuz waren unzulässig

22.4.2024, 13:07 Uhr
Die Fitnesskette McFit hatte im April 2022 ihre Beiträge erhöht - und Kunden mit einem Trick die Zustimmung aufgezwungen.

© IMAGO/APress Die Fitnesskette McFit hatte im April 2022 ihre Beiträge erhöht - und Kunden mit einem Trick die Zustimmung aufgezwungen.

Der Fitnessstudio-Betreiber McFit hat vor Gericht eine Niederlage kassiert. Das Landgericht Bamberg erklärte eine umstrittene Praxis des Unternehmens bei Preiserhöhungen für unrechtmäßig. McFit habe die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher unzulässig beeinflusst.

Konkret geht es um Preiserhöhungen zum April 2022, der Mitgliedsbeitrag von 19,90 Euro erhöhte sich damals auf 24,90 Euro. Während das Plus von 25 Prozent auch bei Kunden der insgesamt fünf Studios in Nürnberg und Erlangen für Unmut sorgte, stieß Verbraucherschützern vor allem das Procedere auf.

Weil Kunden bei Preiserhöhungen für laufende Verträge zustimmen müssen, hatte McFit sich in diesem Fall einen Trick ausgedacht: Wer beim nächsten Training das Drehkreuz seines Studios passierte, stimmte automatisch der erst im Monat zuvor via Mail und Aufsteller im Studio kommunizierten Beitragssteigerung zu. Ein Gebaren, gegen das der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) klagte - und nun Recht bekam.

Die Richter des Landgerichts Bamberg sprechen in dem Urteil, das der Redaktion vorliegt, von einer aggressiven geschäftlichen Handlung, da die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher unzulässig beeinflusst wurde. Der auf Schildern erbrachte Hinweis, dass sich Kunden, die der Preiserhöhung widersprechen wollen, bei Mitarbeitern des Studios am Schalter melden sollten, reiche nicht. Indem das Passieren des Drehkreuzes als Zustimmung gewertet wurde, hätten die Mitglieder vor der Entscheidung gestanden, die Preiserhöhung mit dem Betreten des Studios zu akzeptieren - oder gar nicht trainieren zu können, so die Richter.

"Das geht gar nicht"

"Mitgliedern mit dem Betreten des Fitnessstudios die Zustimmung zu einer Preiserhöhung aufzuzwingen, geht gar nicht" kommentierte Ramona Pop, Vorständin des vzbv. Die Kunden müssten sich sicher sein, "dass sie beim Passieren des Drehkreuzes keinen Vertragsänderungen zustimmen."

Beim Konkurrenten CleverFit, der in der Region fast ein Dutzend Studios betreibt, wurde ein ähnliches Vorgehen ebenfalls gerichtlich unterbunden. Auch dort sollten Mitglieder durch das Passieren des Drehkreuzes automatisch neuen Preisen zustimmen (Landgericht Augsburg, Aktenzeichen 081 O 1161/23).

Da beide Urteile noch nicht rechtskräftig sind und die Betreibergesellschaft von McFit, die RSG Group GmbH, bereits Berufung eingelegt hat, müssen Verbraucher zur Durchsetzung ihrer Rechte derzeit noch nichts tun, sagt ein Sprecher des vzbv auf Nachfrage. Sie können zwar die RSG schriftlich auf das Urteil hinweisen und die Differenz der Beträge seit April 2022 fordern. Ob das allerdings aussichtsreich ist, solange kein endgültiges Urteil gesprochen ist, sei fraglich. "Die Ansprüche jedenfalls verfallen nicht, Kunden können demnach auch auf den finalen Richterspruch warten", so der Sprecher.

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