Betroffene brauchen Geduld

Project-Immobilien: Weitere Firmen insolvent - "Käufer haben beträchtliche Summen investiert"

17.8.2023, 17:52 Uhr
Auch hier stehen die Arbeiten still: das Wohnungsbauprojekt "East Side" in der Ostendstraße in Nürnberg.

© Stefan Hippel, NNZ Auch hier stehen die Arbeiten still: das Wohnungsbauprojekt "East Side" in der Ostendstraße in Nürnberg.

Vier Firmen der Project-Immobilien-Gruppe haben mittlerweile Insolvenzantrag gestellt: Neben der "Project Immobilien Projektentwicklungs GmbH" (PEG), der "Project Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH" (PWG) und der "Project Immobilien Management GmbH" (PMG) hat nun auch die "Project Real Estate AG" (PRE) Insolvenz angemeldet.

Zur Project-Gruppe gehört neben der Immobiliensparte, die ihren Sitz in Nürnberg hat, auch die Investment-Gruppe mit Sitz in Bamberg. "Bis auf eine Vertriebstochter dieser Gruppe (,Project Vermittlungs GmbH') ist die "Project Investment"-Gruppe noch weitgehend Insolvenz-frei", teilt die Nürnberger Kanzlei Schultze und Braun mit.

Die Projekte sind über einen Fonds finanziert

Geschäftszweck der insolventen "Project Immobilien"-Gruppe ist die Planung, Betreuung und der Vertrieb von Immobilien-Projekten. Eigentümer dieser Projekte sei aber nicht die "Project Immobilien"-Gruppe selbst, sondern die Schwesterorganisation "Project Investment"-Gruppe. Jedes einzelne Projekt sei über einen Fonds finanziert, der bei der "Project Investment"-Gruppe verwaltet wird.

"Für die Insolvenzverwaltung hat es Priorität, den Käufern der Wohnungen belastbare Informationen zur Verfügung zu stellen und die bestehende Ungewissheit zu beseitigen", betont Volker Böhm von Schultze und Braun, vorläufiger Insolvenzverwalter der Holding-Gesellschaft "Project Real Estate AG" (PRE) und der Project Immobilien Management GmbH. "Angesichts des bestehenden Unternehmenskonstruktes und der komplexen Sachverhalte kann das jedoch einige Wochen dauern. Wir stehen aber mit den Fonds-Gesellschaften der ,Project Investment-Gruppe' bereits in engem Austausch und suchen gemeinsam nach Lösungen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob und wie die nötigen Finanzmittel zum Weiterbau der Projekte aufgebracht werden können."

Insolvenzverwalter müssen sich einen Überblick verschaffen

Vorher müssen laut Schultze und Braun für jedes einzelne Projekt gemeinsam mit der "Project Investment-Gruppe" die relevanten Eckdaten ermittelt werden, insbesondere der Bautenstand, der Abrechnungsstand, offene Verbindlichkeiten und der künftige Finanzbedarf. Es könne keine pauschale Auskunft für alle Projekte gegeben werden, sondern nur für den jeweiligen Einzelfall. "Die Wohnungskäufer werden deshalb auch einzeln informiert, sobald diese Informationen vorliegen. Angesichts dieser komplexen Situation müssen wir die betroffenen Wohnungskäufer um Geduld bitten", erklärt Volker Böhm und fügt hinzu: "Da viele Käufer bereits beträchtliche Summen investiert haben, fällt das verständlicherweise sehr schwer, aber es ist leider nicht zu ändern. Wir tun alles, was möglich ist." Käufer der Wohnungen seien nach vorliegenden Informationen zu rund 90 Prozent Privatpersonen.

Die "Project Immobilien"-Gruppe betreut zurzeit 118 Projekte. Dies umfasst die Kategorien Wohnen, Gewerbe, Grundstücksverkauf und Bestandsobjekte, wobei der Schwerpunkt im Wohnungsbau liegt. "Zurzeit befinden sich Wohngebäude mit 1.852 Wohnungen im Bau, einige stehen bereits vor der Fertigstellung", erläutert Volker Böhm. "Hingegen macht die Kategorie Gewerbe mit 16 laufenden Projekten den geringeren Anteil des Geschäfts aus."

Bauprojekte sind über das Bundesgebiet verteilt

Die Bauprojekte der Gruppe befinden sich über Deutschland verteilt. Schwerpunkte sind Berlin und Potsdam, Hamburg, Düsseldorf, das Rhein-Main-Gebiet, der Großraum München sowie der Großraum Nürnberg.

Die Kanzlei Schultze und Braun erklärt weiter: Die "Project Real Estate AG" (PRE) sei die Holding-Gesellschaft der Gruppe; die "Project Immobilien Projektentwicklungs GmbH" (PEG) die operative Gesellschaft, die die Standorte für die Bauprojekte auswählt und die Projekte konzipiert; die "Project Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH" (PWG) die Makler-Organisation der Gruppe und die "Project Immobilien Management GmbH" (PMG) sei unter anderem für Bauleitung, Ausschreibungen und Beauftragung von Bauleistungen zuständig ist.

Von der Insolvenz der Project Immobilien-Gruppe sind laut Schultze und Braun zahlreiche Nachunternehmer betroffen, vor allem Handwerker, die innerhalb der Gruppe zentral von der PMG beauftragt worden sind.

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