Studie sieht drastischen Anstieg

Strom: Bald 500 Euro pro Megawattstunde?

22.9.2022, 10:33 Uhr
Nach Einschätzung des Schweizer Beratungsinstituts Prognos würdeein dauerhafter russischer Gaslieferstopp auch Strom in den kommenden Monaten stark verteuern. Auf dem Bild sind Strommasten in Nordrhein-Westfalen zu sehen. Dahinter kommt Dampf aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerkes Niederaußem.

© Federico Gambarini, dpa Nach Einschätzung des Schweizer Beratungsinstituts Prognos würdeein dauerhafter russischer Gaslieferstopp auch Strom in den kommenden Monaten stark verteuern. Auf dem Bild sind Strommasten in Nordrhein-Westfalen zu sehen. Dahinter kommt Dampf aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerkes Niederaußem.

Ein dauerhafter russischer Gaslieferstopp würde nach Einschätzung des Schweizer Beratungsinstituts Prognos auch Strom in den kommenden Monaten noch einmal stark verteuern.

In Modellrechnungen für die bayerische Wirtschaft sehen die Prognos-Fachleute im ungünstigsten Fall ("oberer Strompreispfad"), dass die Großhandelspreise im Laufe des nächsten Jahres auf über 500 Euro pro Megawattstunde steigen könnten, um erst anschließend wieder zu sinken.

Dieses Szenario beruht auf der Annahme, dass Russland kein Gas mehr liefert. Grundsätzlich beziehen sich die Prognos-Schätzungen auf den Großhandel. 500 Euro pro Megawattstunde würden einem Kilowattstundenpreis von 50 Cent entsprechen.

Sehr unsichere Entwicklung

Für den "mittleren Strompreispfad" gehen die Autoren davon aus, dass Russland in reduziertem Umfang weiter Gas an Deutschland verkauft. In diesem Fall rechnen sie damit, dass die Strom-Großhandelspreise 2023 bei etwa 189 Euro liegen würden und damit nicht wesentlich höher als derzeit. Als Endverbraucher zahlen viele Privatkunden aktuell noch unter 30 Cent/kWh.

Sollte Russland die Gaslieferungen in vollem Umfang wieder aufnehmen ("unterer Strompreispfad"), könnten die Preise laut Prognos 2023 sogar auf gut 100 Euro pro Megawattstunde sinken. Die Autoren betonen darum, dass die Entwicklung der Strompreise bis Mitte des Jahrzehnts sehr unsicher sei.

Pandemie und Krieg

Bis 2027/28 erwarten die Prognos-Berater dann aber wieder deutlich sinkende Strompreise. In allen drei Szenarien gehen sie jedoch davon aus, dass Strom dauerhaft teurer bleiben wird als vor Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Gas- und Strompreise hängen zusammen, weil Erdgas auch in Kraftwerken für die Stromproduktion verwendet wird. Ist Gas knapp, schlägt das auf die Strompreise durch; außerdem ist Kohle ebenfalls teurer geworden.

Anderer Preismechanismus

„Strom ist für deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich einfach zu teuer“, sagte Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der VBW. „Die hohen Strompreise sind enorme zusätzliche Belastungen für die Unternehmen.“ Brossardt forderte unter anderem eine vorübergehende Änderung des Preismechanismus am Strommarkt. Bisher richtet sich dieser nach den "Grenzkosten" - das sind die Produktionskosten des teuersten Kraftwerks.

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