
Der Unternehmer ist zahlungsunfähig
Zwei Monate nach der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof trifft es René Benko selbst
Der österreichische Investor René Benko hat als Unternehmer Insolvenz angemeldet. Das bestätigte eine Sprecherin des Innsbrucker Landgerichts. Der Richter werde voraussichtlich in den kommenden Tagen über den Antrag des Unternehmers entscheiden, der die Immobilien- und Handelsgruppe Signa gegründet hatte, sagte die Sprecherin.
Im unübersichtlichen Firmengeflecht von Signa befand sich auch die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die am 9. Januar einen Insolvenzantrag gestellt hat. In Nürnberg haben inzwischen die Filialen in Langwasser und in der Königstraße geschlossen, übrig bleibt nur Karstadt in der Karolinenstraße.
"Benko hat Galeria wie eine Kuh gemolken"
Es ist die dritte Insolvenz von Galeria innerhalb von dreieinhalb Jahren. Eine Rettung der Kaufhäuser kann nach Einschätzung des SPD-Wirtschaftsexperten Alexander Bartz nur mit neuen Mietverträgen für die 92 Filialen gelingen. René Benko habe "zur Finanzierung waghalsiger Immobilienspekulation Galeria Karstadt Kaufhof wie eine Kuh gemolken und deutlich zu hohe Mieten verlangt", sagte Bartz.
Berichte, wonach Benko sogenannte Privatinsolvenz angemeldet habe, seien nicht richtig, betonte die Sprecherin des Innsbrucker Landgerichts. Die Rechtsvertretung der Republik Österreich hatte am Landgericht zuvor einen Insolvenzantrag gegen den 46-jährigen Benko eingebracht. Dabei ging es unter anderem um einen noch nicht vollständig bezahlten Zuschuss, den Benko für die insolvente Holding der Signa-Gruppe angekündigt hatte.
Benko hatte bis vor einigen Monaten als einer der reichsten Österreicher gegolten. Laut dem US-Magazin "Forbes" hatte Benkos Wert 2023 einen Höchststand von 6 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro) erreicht. Doch Anfang Dezember strich ihn "Forbes" angesichts der wachsenden Probleme von Signa aus seiner internationalen Milliardärs-Liste.
Märchenhafter Aufstieg zum Immobilien-Tycoon
Zu Benkos verschachteltem Firmenkonstrukt gehören neben Galeria unter anderem das Elbtower-Projekt in Hamburg und das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin. Benko hatte sich in den vergangenen Monaten nie öffentlich über den Niedergang von Signa geäußert.
Schon als 17-Jähriger verdiente Benko beim Ausbau von Dachböden in seiner Heimatstadt Innsbruck gutes Geld. Später folgte ein märchenhafter Aufstieg zum Immobilien-Tycoon, der mit Wolkenkratzern, Einkaufszentren und anderen Gebäuden in Toplagen zum Superreichen aufstieg. Signa hatte in der Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre stark expandiert. Im Zuge steigender Zinsen, Energiepreise und Baukosten schlitterte die Gruppe in die Krise.
Galeria sucht nun einen neuen Eigentümer. Laut Galeria-Chef Olivier van den Bossche ist es das Ziel, das Unternehmen als Ganzes zu erhalten. Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Bartz ist klar, dass kein neuer Eigentümer die bestehenden Mietverträge so übernehmen werde. "Denn die Mieten machen in einigen Filialen bis zu 25 Prozent des Umsatzes aus, branchenüblich sind dagegen 10 bis 15 Prozent."
Bartz appellierte an den Insolvenzverwalter der Signa-Immobiliensparte, "in Verhandlungen über neue Mietverträge einzutreten und damit einen Neustart von Galeria Karstadt Kaufhof außerhalb des undurchsichtigen Firmengeflechts von René Benko zu ermöglichen".
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