Viel Lob, aber auch Tadel

Der neue Franken-"Tatort": So kommt er in den TV-Kritiken weg

1.5.2022, 21:44 Uhr
Im Schmerz um den Verlust des gemeinsamen Sohnes vereint, kommt sich das Ex-Paar wieder näher: Fritz Keller (Karl Markovics) und Marie Keller (Valentina Sauca). Für die beiden Darsteller gibt es viel Lob.

© e-arc-tmp-20220412_174636-4.jpg, NN Im Schmerz um den Verlust des gemeinsamen Sohnes vereint, kommt sich das Ex-Paar wieder näher: Fritz Keller (Karl Markovics) und Marie Keller (Valentina Sauca). Für die beiden Darsteller gibt es viel Lob.

Für den Spiegel schreibt Christian Buß: Die Liebe, der Tod – in diesem Nouvelle-Vague-geschulten „Tatort“ aus Nürnberg werden sie in eine Anordnung gebracht, wie man sie selten im Sonntagskrimi sieht. Bedingungslose Hingabe und unauflöslicher Schmerz sind hier dicht beieinander. (...) Wie schon im Frankfurter „Tatort“ über Liebe und Hass in einer Vorstadtfamilie vor zwei Wochen schlingert der Krimiplot über die ersten beiden Drittel dahin, ohne dass man eine Ahnung hat, wo er enden könnte. Im letzten Drittel entwickelt er aber auf einmal eine ungeheure emotionale Wucht.

Holger Gertz für die Süddeutschen Zeitung: Ziemlich genau eine Stunde hält die ruhig erzählte Story ihre dosierte Spannung, dann gerät der Handel mit falschen Medikamenten in Bulgarien in den Blick. Mit Plots dieser Bauart muss sich regelmäßig schon Kommissar Falke in Norddeutschland herumschlagen. Die Franken sind aber dann am stärksten, wenn sie bei sich bleiben und die Schmerzhaftigkeit des Miteinanderredens und -lebens ausstellen.



Thomas Gehringer urteilt für den Fernsehfilm-Beobachterdienst tittelbach.tv so: In dem intensiven Drama konzentriert sich Autor und Regisseur Max Färberböck ganz auf das Wesentliche. Weniger ein von äußeren Handlungen getriebener Thrill, sondern die innere Anspannung der Protagonisten prägt die Dynamik und hochemotionale Atmosphäre des Films – und entlädt sich in einem enorm spannenden Finale. Ein starker Fall des Teams um Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs, die nicht nur in einer bemerkenswerten Schlüsselszene groß aufspielen.

Stefan Scheurer von swr3 sieht das anders: Das Ermittler-Duo stellt viele Fragen, aber bekommt wenig Antworten. Der Fall bleibt für die beiden und für uns Zuschauer lange undurchsichtig. Das heißt leider auch: Die Geschichte zieht sich wie Kaugummi. (...) Wir Zuschauer können gut finden, dass die Schauspieler herausragende Leistungen abliefern, aber letztlich lassen uns viele lange, teils unverständliche Stellen zurück, die darüber hinaus wenig stringent erzählt sind. In diesem „Tatort“ passt einiges einfach nicht clever zusammen. Selbst das Finale bietet keine mutige oder außergewöhnliche Überraschung, die die Längen rechtfertigt. Der „Tatort“ kommt in der Summe daher ziemlich altbacken rüber.

Lars Grothe, Autor vom Redaktionsnetzwerk Deutschland meint: Diese „Tatort“-Folge „Warum“ verlässt sich auf ein glänzendes Ermittler-Team und hat die Gabe, die verschiedenen Facetten der Trauer auszuleuchten. Ein großes Glück, dem Film bei dieser Arbeit zuzusehen.

Für die Passauer Neue Presse schreibt Roland Holzapfel: Es sind vor allem die formidablen Schauspieler, die dafür sorgen, dass dieser Krimi eine eigentümliche Faszination entfaltet, trotz – oder vielleicht gerade wegen – langer Phasen bedeutungsschwerer Stille. Reine Leere glaubhaft darzustellen, ist mimisch durchaus eine Herausforderung, und sie wird glänzend gemeistert von Valentina Sauca und Karl Markovics. (...) Ein ruhiger Film mit sparsam eingestreuten emotionalen Eruptionen, die dadurch umso wirkungsvoller sind. Ein weiteres Indiz dafür, dass Schwermut der zweite Vorname des preisgekrönten Regisseurs Max Färberböck sein muss, was mehrere seiner bisherigen Werke schon nahelegten. Ein Sonntagskrimi, den man nicht gleich nach zehn Minuten wieder vergisst.

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