Projekt "Fürth färben"

XXL-Graffiti: Die Feuerwache wird zu Fürths größter Leinwand

Peter Romir

16.5.2022, 10:40 Uhr
XXL-Graffiti: Die Feuerwache wird zu Fürths größter Leinwand

© Foto: Peter Romir

"Ja, das ist sehr groß", sagt die Gruppe, bestehend aus einem knappen Dutzend junger Männer, als sie vor Ort ankommt. Es ist die Auftaktveranstaltung für das Projekt "Fürth färben". Sechseinhalb Meter hoch und 40 Meter lang ragt die graue Fläche vor ihnen auf. "Am besten, wir nehmen grau als Grundfarbe", sagt einer und lacht.

Im Juli soll dort ein buntes Graffiti-Gemälde entstehen. Ob gegenständlich mit Figuren, mit abstrakten Farbflächen, mit gesprühten Buchstaben oder doch ganz anders – die Entscheidung wird die Gruppe fällen.

"Das Projekt soll ein demokratischer Prozess werden, bei dem vom ersten Entwurf bis zum fertigen Gemälde ganz viel von den Jugendlichen kommt", erklärt Organisator Daniel Norman vom Jugendhaus Catch Up. Dafür ist jede Menge Zeit: Ein Monat ist für die Planung und für Skizzen angesetzt, erst danach geht es an die Umsetzungsphase, die von Workshops begleitet wird. Die Sprayer werden nicht allein gelassen: Im Lauf des Vorhabens werden verschiedene Streetart-Künstler die Gruppe unterstützen. Den Anfang macht Graffiti-Veteran Carlos Lorente, der seit Mitte der neunziger Jahre solche Aktionen betreut.

Kein freier Blick aus der Ferne

"Das wird anspruchsvoll", meint er bei der Begutachtung vor Ort. "Da der Fluss parallel zur Wand fließt, gibt es keinen Platz, an dem man das Bild von Weitem sehen kann – der einzige Blick auf die Wand ist immer schräg von der Seite oder von unten." Das hat aus seiner Sicht auch Vorteile: "Wir können bei den obersten anderthalb Metern mit einfachen Farbflächen arbeiten – denn das, was da ist, wird ohnehin kaum zu erkennen sein."

Das Projekt ist das bisher größte dieser Art in Fürth und zeigt, wie sich der Umgang mit Graffiti in den vergangenen Jahren verändert hat: "In den frühen 2000ern galt es noch als Sachbeschädigung und wurde streng verfolgt", berichtet Christjan Böncker vom Fanprojekt Fürth, das die Aktion unterstützt. "Als die Stadt dann im Jahr 2013 Umfragen bei den Jugendlichen machte, stellte es sich heraus, dass bei ihnen Plätze für legale Graffiti ganz weit oben standen."

Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Streetart – wenn professionell gemacht – die Stadt verschönern kann. Verschiedene Projekte wie etwa zuletzt die Bemalung der Stadthallen-Tiefgarage liefern dafür den Beweis.

Für die Feuerwehrwache wurden beim ersten Treffen der Beteiligten bereits einige Ideen gesponnen, trotzdem können Interessierte noch einsteigen. "Voraussetzung ist eine gewisse Erfahrung mit der Spraydose", meint Daniel Norman. "Und natürlich die Lust auf eine große Herausforderung."

Wer dabei sein will, kann sich im Catch Up für das Projekt anmelden: www.catch-up.fuerth.de

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