Amtsgericht öffnet sich

Fürth: Neuer Bürgerservice soll die Furcht vor der Justiz abbauen

Armin Leberzammer

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13.6.2022, 15:50 Uhr
Fürth: Neuer Bürgerservice soll die Furcht vor der Justiz abbauen

© Foto: Armin Leberzammer

"Am meisten werden bislang Einsichten in Grundbucheinträge nachgefragt", berichtet Walter Groß, der Direktor der Behörde am Hallplatz. Er kann diese erste Bilanz bereits ziehen, weil der BSJ seit Ostern im Probebetrieb läuft. Daneben können unter anderem mündliche Anträge aufgenommen, verschiedene Akteneinsichten gewährt oder freiwillige eidesstattliche Versicherungen abgegeben werden.

Terminvereinbarungen sind nicht notwendig. Durchschnittlich bearbeiten die acht Mitarbeitenden von Montag bis Freitag bis dato jeweils von acht bis 11.30 Uhr etwa 60 Bürgeranfragen – "Tendenz steigend", wie es heißt.

Freundliches Gesicht

Die Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen habe zwar gezeigt, "dass unser Amtsgericht erstaunlicherweise auch ohne direkten Kontakt zu den Bürgern funktioniert, doch das ist nicht unser Anspruch", so Groß. Ziel des BSJ sei es nun, der Behörde ein freundliches Gesicht zu geben, Besucherströme zu kanalisieren und unnötige Wartezeiten zu minimieren.

"Bis zu 90 Prozent aller Anliegen können bereits hier abgewickelt werden", erklärt Thomas Dickert, der Präsident des übergeordneten Oberlandesgerichts Nürnberg. Er rühmt seine Behörde als "Erfinder dieses wegweisenden Konzepts". Schließlich habe es in deren Bereich mit Regensburg nicht nur den ersten BSJ gegeben; mit nun acht Bürgerservicestellen an den insgesamt 17 Amtsgerichten sei man, zumindest bayernweit, auch führend.

Die Mitglieder des Teams müssen, so Dickert, neben fachlicher Kompetenz "eine ausgeprägte Kommunikations- und Geschäftsgewandtheit mitbringen". Sie helfen beim Ausfüllen offizieller Formulare und fungieren als Beratungsinstanz für außergerichtliche Zivilstreitigkeiten. Nicht erteilt, das betonen die Verantwortlichen ausdrücklich, werden Rechtsberatungen – "schließlich sind wir ein neutrales Gericht", wie Walter Groß sagt.

Die Leiterin des Fürther BSJ, Andrea Müller, weilt zwar derzeit im Urlaub, begrüßte die Ehrengäste aus Justiz und Politik jedoch per Videobotschaft. Gemeinsam mit ihren Kollegen möchte sie Bürgerinnen und Bürgern möglicherweise vorhandene Ängste vor den Justizbehörden nehmen, persönlich und nahbar auftreten. Als Leitsatz gelte: "Die Justiz ist für den Menschen da."

Groß zeigt sich zwar froh, dass die 2,75 Millionen teure Erweiterung und Modernisierung nun eine Reihe von Verbesserungen im täglichen Ablauf gebracht hat, stellt aber klar: Die Raumnot am Amtsgericht sei "noch immer groß". Er hofft deshalb, dass die statisch bereits vorbereitete Aufstockung des Anbaus bald angegangen wird – und der Freistaat sie finanzieren wird.

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