Umstrittene Roller

Fürth und die E-Scooter: Deshalb sehen Falschparker gelb

Armin Leberzammer

1.4.2022, 15:00 Uhr
Fürth und die E-Scooter: Deshalb sehen Falschparker gelb

© Foto: Armin Leberzammer

Für die einen sind sie als neues Fortbewegungsmittel ein Teil des Mobilitätsmix, für andere ein Ärgernis, wenn nicht sogar eine Gefahr: An den E-Scootern, die von verschiedenen Anbietern zur Ausleihe bereitgestellt werden, scheiden sich zweifellos die Geister – in erster Linie dann, wenn sie kreuz und quer auf den Gehwegen stehend auf Kundschaft warten. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen werden sie dann oft zum gefährlichen Hindernis.

"Uns wurden schon einige schwerere Unfallverletzungen nach Stürzen über auf Gehwegen geparkte Roller gemeldet", berichtet Fabian Kittel vom Behindertenrat der Stadt Fürth. Gerade Menschen, die schlecht oder gar nicht mehr sehen können, aber auch solche, die auf Rollatoren oder andere Gehhilfen angewiesen sind, verzweifeln häufig an den E-Scootern.

Gemeinsam mit dem bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat der Behindertenrat deshalb mit einer Plakataktion auf das Thema in Fürth aufmerksam gemacht. Besonders unvorteilhaft geparkte Roller wurden mit gelben Karten versehen, die zur Rücksicht und Unfallvermeidung aufrufen.

Hotspot Hauptbahnhof

Geradezu ein Hotspot ist in Kittels Augen der Südausgang des Hauptbahnhofs. Während Dutzende Fahrräder geordnet an den dafür vorgesehenen Ständern an beiden Seiten der Ludwigstraße abgestellt sind, stehen und liegen auch an diesem Tag eine Handvoll Scooter vor dem Treppenabgang und der Rampe, die in die Bahnhofsunterführung führen. Selbst wer gut zu Fuß und ohne Seheinschränkung ist, muss dort mitunter Slalom laufen und über umgefallene Fahrgeräte steigen. Wer wie Angelika Lamml einen Blindenstock benötigt, um sicher unterwegs zu sein, bekommt hier noch ganz andere Probleme. "Ich bemerke den Roller vielleicht gar nicht mit dem Stab, bleibe dann aber unvermittelt mit meiner Schulter am Lenker hängen", beschreibt die BBSB-Koordinatorin die Problematik.

Wenn sich schon die Nutzer – und möge es eine unverbesserliche Minderheit unter ihnen sein – keine Gedanken über das sichere Abstellen machen, dann sei die Stadt gefragt, findet jedenfalls der Behindertenrat und nennt Beispiele, wo es besser laufe. "In Leipzig gibt es feste Abstellzonen, und in Aschaffenburg sind die E-Scooter ganz verboten", erklärt Fabian Kittel. "Fürth aber macht gar nichts."

Hier müsse die Stadt dringend nachjustieren. Lediglich auf die Mängelmelder-App zu verweisen, in der die Hindernisse angezeigt werden können, sei zu wenig. "Auch dann passiert oft tagelang nichts", moniert Kittel.

"Mir wird himmelangst"

VCD-Vertreter Christoph Wallnöfer kann dies bestätigen: Er hat über die App einen unpassend abgestellten Scooter gemeldet, "am 11. Februar, aber bis heute habe ich nicht einmal eine Rückmeldung erhalten". In seinem Beruf als Busfahrer erlebe er immer wieder, dass Haltestellen mit Rollern "zugeparkt" seien. "Mir wird himmelangst, dass da ein Seh- oder Gehbehinderter beim Aussteigen drüber stolpert", so Wallnöfer.

Doch nicht nur die Stadt, auch der Gesetzgeber ist nach Ansicht der an der Aktion beteiligten Verbände gefordert. So sollte etwa die Straßenverkehrsordnung so verändert werden, dass Geh- und Radwege für die E-Scooter gesperrt werden. Auch die Versicherungsplaketten sollten größer und lesbarer sein, um bei Unfällen oder Verstößen den Lenker leichter identifizieren zu können.

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