
Kreishandwerkerschaft
Generationswechsel bei den Fürther Handwerkern: Ammon und Hufnagel kündigen Rücktritt an
In der Kreishandwerkerschaft Fürth (KHS) beginnt der Generationswechsel: Bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus „Grüner Baum“ in Fürth kündigten der Kreishandwerksmeister, Metzgermeister Konrad Ammon (68, Burgfarrnbach), und sein Stellvertreter, Schreinermeister Heinz Hufnagel (70, Fürth), ihren Rückzug aus Altersgründen für 2026 an. Ammon, seit 2008 im Amt, erklärte, nun dürften Jüngere ran; man werde intern auf potenzielle Kandidaten zugehen.
Bereits zum 1. August 2025 scheiden beide aus dem Wirtschaftsbeirat der Stadt Fürth aus. Friseurmeister Thomas Seubert (Fürth) bleibt Mitglied, Schreinermeister Max Boss (Fürth) und Diplom-Bauingenieur Christian Pfeiffer (Fürth) rücken für das Handwerk nach. Für die neu zu besetzende 45-köpfige Vollversammlung der Handwerkskammer für Mittelfranken ist Ammon altersbedingt nicht mehr nominiert.
Handwerker fordern einen städteübergreifenden Parkausweis für Fürth, Nürnberg und Schwabach
Bei zwei Themen gingen die Handwerker besonders hart zur Sache: Verkehr inklusive Parkplätze und Bürokratie. Gefordert wurde unter anderem ein städteübergreifender Parkausweis, sonst sei eine Zufahrt zu Kunden fast unmöglich. Der sei für Nürnberg, Fürth und Schwabach in der Diskussion, sagte KHS-Geschäftsführer Thomas Mörtel; Erlangen könnte im Idealfall noch dazukommen.
Laut Konrad Ammon sorgen nicht nur Probleme in der Nürnberger oder Schwabacher Straße, sondern auch viele Events auf der Fürther Freiheit für blockierte Parkplätze und damit für Einbußen im Einzelhandel. Zudem müssten langfristig fünf marode Brücken über den Frankenschnellweg und den Hafen saniert werden: „Dann gehen die Bürger auf die Barrikaden.“
Dass nach KHS-Ansicht immer mehr Gesetze - etwa das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz - das Arbeiten erschweren, digitale Wege nicht funktionieren - etwa ein Elster-Portal für Ladenkassen, der Mindestlohn auf 15 Euro steigen soll und Kostensteigerungen für Energie und Rohstoffe sowie Ideen wie eine Verpackungssteuer für Brötchentüten im Gespräch sind - für Ammon ist all das Ursache für ein massives Betriebssterben. Er mahnte: „Wir müssen uns in die Politik einmischen und mitbestimmen.“
Das Handwerk in Mittelfranken stärken will Rainer-Johannes Wolf (Bayreuth) als künftiger Hauptgeschäftsführer der HWK. Der 49-Jährige wird das Amt am 1. August übernehmen und folgt auf Elmar Forster, der nach 33 Jahren in den Ruhestand tritt. Wolf ist studierter Betriebswirt und will die Kammer zum modernen Dienstleister machen, engen Kontakt zu den Betrieben halten und sich „auf Augenhöhe“ mit ihren Problemen befassen, wie er sagt. Zur wirtschaftlichen Lage in Fürth nannte er eher bedenkliche Zahlen: 35 Prozent machten demnach im ersten Quartal 2025 „gute“ Geschäfte (2024: 42 %), in die Zukunft blicken nur 21,5 Prozent optimistisch.
Auch Obermeister Georg Ruf (Langenzenn) von der Bau-Innung Fürth berichtete von großer Zurückhaltung der Wirtschaft und Genossenschaften im Hausbau wegen hoher Preise und Bauzinsen. Man hoffe auf Impulse durch die Investitionen der neuen Bundesregierung im Wohnungssektor.
Für das Friseurhandwerk befürchtet die stellvertretende Obermeisterin Karin Kiesel-Reichel (Fürth) durch höhere Mindestlöhne steigende Preise in den Salons und Kundenflucht in günstige „Barber Shops“. Diese sollten viel strenger auf Pflichten im Handwerk kontrolliert werden, findet sie.
Bäcker-Obermeister Karl Gräf (Seukendorf) bilanzierte Preissprünge von 50 Prozent bei Energie und Rohstoffen. Auch hier werde ein weiterer Anstieg des Mindestlohns die Preise nach oben treiben, zudem lasse die überbordende Bürokratie viele Bäckereien verzweifeln.
Harald Karger (Langenzenn), Obermeister der Metall-Innung Mittelfranken-Mitte, sieht aufgrund der Rezession im Land viele große Firmen in Billigländer abwandern, größere Investitionen blieben aus. Zimmerer-Obermeister Hans-Georg Kolb (Oberasbach) bestätigte die Kundenzurückhaltung seines Kollegen vom Bau. Und auch er bestätigte, die Bürokratie bremse die normale Geschäftstätigkeit aus.
Der Klimawandel sorgt laut Obermeister Harald Grüner (Veitsbronn) bei den Dachdeckern durch Photovoltaik und Wärmedämmung indes für eine gute Auftragslage. Und auch in puncto Nachwuchsmangel mache man Fortschritte - auch Dank der „hervorragenden Nachwuchsarbeit“ seiner Innung.
Beides bestätigte Vorstandsmitglied Michael Hofmann (Fürth) von der Innung für Elektro- und Informationstechnik Nürnberg-Fürth für die Sanitär- und Elektrobranche. Sein Betrieb habe beispielsweise dank EEG viele Aufträge, er beschäftigt sechs Lehrlinge - bei 50 Bewerbungen. Auch in der Kfz-Innung Mittelfranken sieht man laut Vorstandsmitglied Peter Schöner (Cadolzburg) optimistisch in die Zukunft. Man habe jährlich in Mittelfranken rund 450 Azubis – denn auch E-Autos wollen repariert werden.
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