Weniger Rasenmähen für die Artenvielfalt - dazu ermuntern Naturschützer Menschen mit eigenem Garten.
© Christin Klose/dpa-tmn
Weniger Rasenmähen für die Artenvielfalt - dazu ermuntern Naturschützer Menschen mit eigenem Garten.

Appell des LBV

Weniger Gartenarbeit, mehr Natur erleben: Ungemähte Flächen fördern die Artenvielfalt

Im Frühling wächst alles schnell, viele Menschen mit Garten wollen Ordnung schaffen. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) appelliert indes in einer Mitteilung, den Rasenmäher noch im Schuppen zu lassen. „Wer bis Ende Mai auf das Mähen verzichtet, schafft sich selbst nicht nur mehr freie Zeit, sondern fördert auch die Artenvielfalt“, betont die LBV-Biologin Tarja Richter.

Ungemähte Flächen bieten wichtigen Lebensraum für Wildblumen und Insekten, so die Naturschützer. So locken Löwenzahn und Weißklee beispielsweise Schmetterlinge und Wildbienen an, die den Nektar und die Pollen brauchen, Brennnesseln werden von einigen Schmetterlingen zur Eiablage genutzt. Auch Vögel profitieren von den Insekten und Samen. Wer auch nach dem Mai ungemähte Stellen stehen lässt, erhalte den ganzen Sommer über „wertvolle Lebensraum-Inseln“.

Gänseblümchen, Weißklee, Löwenzahn: Wer jetzt auf das Mähen verzichtet, hilft den Pflanzen sich bis zur Blüte zu entwickeln

In den ersten Frühlingsmonaten auf Mähen zu verzichten, helfe den Pflanzen sich bis zur Blüte zu entwickeln. Im Rasen sind das unter anderem Gänseblümchen, Weißklee, Gundermann oder Löwenzahn. „Die ersten Blüten auf der Wiese sind jetzt besonders wertvoll – sie sind wichtige Nahrungsquellen für Schmetterlingen und Bienen“, erklärt Richter. Außerdem biete langes Gras einen wichtigen Lebensraum für Käfer oder Heuschrecken.

Auch wilde Ecken mit Brennnesseln sollten stehen bleiben, rät sie: Dort legen Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge im April und Mai ihre Eier ab. „Von der Insektenvielfalt profitieren auch die Gartenvögel, die im Frühjahr viele hungrige Mäuler zu stopfen haben. Eine erhöhte Vielfalt an Wildblumen und Insekten wirkt sich zudem positiv auf die menschliche Psyche aus“, so Richter.

Häufig werde unterschätzt, welchen Einfluss schon kleine Maßnahmen im eigenen Garten haben können. „Etwa zwei Prozent der Gesamtfläche Bayerns sind Privatgärten. Deshalb sind Versteckmöglichkeiten und Nistorte für Vögel und Insekten vor der eigenen Haustür wichtig“, so die LBV-Biologin. Vor der eigenen Haustür könne man einen wichtigen Beitrag leisten. Wer später im Jahr mäht, sollte zudem am besten eine Sense nutzen und die Intervalle strecken, sodass beispielsweise nur noch einmal im Monat gemäht wird.

Es empfehle sich, abschnittsweise vorzugehen: Wenn erst ein Abschnitt bearbeitet wird, bleiben so andere Teile des Gartens als Rückzugsräume für die Tiere erhalten. Wildblumen bevorzugen magere Standorte ohne Gründüngung. Deshalb sollte das Schnittgut nicht auf den Flächen liegen gelassen werden – es kann kompostiert oder zum Mulchen genutzt werden. Vom Mähroboter rät der LBV ab, denn die Maschinen könnten beispielsweise Igel stark verletzen oder Insekten schädigen.

Neben Insekten und Wildblumen profitiere auch der Boden vom höheren Gras: Durch mehr Schatten bleibt die Erde feuchter und trocknet im heißen Sommer nicht so schnell aus. „Ein Tipp für Ordnungsliebende: einfach Wege und Ränder freischneiden und der Garten sieht trotzdem aufgeräumt aus“, heißt es beim LBV.

Wer den Rasen einfach mal wachsen lasse, gewinne nicht nur mehr an Natur im Garten, sondern auch ein bisschen freie Zeit. Die lässt sich wunderbar für Vogelbeobachtungen nutzen – zum Beispiel bei der „Stunde der Gartenvögel“ vom 9. bis 11. Mai, für den der Verband schon jetzt wirbt.

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