Beginn nach Ostern

Beim Neustart des Programms "Bayern2" dominiert der Streit um die Kultur

dpa

1.4.2024, 15:00 Uhr
Der Bayerische Rundfunk hat sein Programm "Bayern 2" umgebaut. Streit gibt es vor allem um das neue Konzept der Kulturberichterstattung.

© Sven Hoppe, NN Der Bayerische Rundfunk hat sein Programm "Bayern 2" umgebaut. Streit gibt es vor allem um das neue Konzept der Kulturberichterstattung.

Nach monatelanger heftiger Diskussion um sein Kulturangebot startet der Bayerische Rundfunk (BR) am Dienstag, 2. April, sein reformiertes Radioprogramm "Bayern 2". Der öffentlich-rechtliche Sender will Kultur zu prominenteren Sendezeiten und auch auf modernen digitalen Wegen wie in Podcasts und der Audiothek präsentieren.

Kritiker der Reform unter anderem aus der Kulturbranche werfen der viertgrößten ARD-Anstalt dagegen vor, traditionsreiche Sendungen etwa zur Literatur ("Diwan", "radiotexte") aufzugeben. Auf Podien, in einer Petition und bei Protesten vor dem BR-Hochhaus in München hatten sie ihrem Unmut Luft gemacht. Die Reformgegner sprechen von weniger Stunden für Kultur. Statt in speziellen Sendungen stattzufinden, werde Kultur zudem in Einzelbeiträge aufgelöst.

BR-Intendantin Katja Wildermuth verteidigte die Pläne immer wieder in Diskussionen und im Rundfunkrat, dem Aufsichtsgremium des Senders. "Selbstverständlich und völlig unstrittig ist Kultur für uns ein ganz, ganz wichtiger Auftrag", hatte sie betont. "Es wird kein einziger Cent aus der Kulturberichterstattung genommen." Der Rundfunkrat will die Umsetzung der Reform kontinuierlich überprüfen. Aber eigens genehmigen muss das Gremium solche Veränderungen im Programm nicht.

Vor dem BR-Hochhaus in München (hier links im Bild) gab es Proteste gegen die Streichung beliebter Kultursendungen im Programm "Bayern 2".

Vor dem BR-Hochhaus in München (hier links im Bild) gab es Proteste gegen die Streichung beliebter Kultursendungen im Programm "Bayern 2". © imago images/Ulrich Wagner, NN

"Bayern 2" bietet traditionell ein Radio-Vollprogramm mit viel Information, Kultur und Musik. Allerdings erlitt das Programm unter den BR-Hörfunkwellen nach jüngsten Branchenzahlen vergleichsweise deutliche Einbußen beim Publikum. „"Mit dem neuen Schema stärken wir ,Bayern 2' als die Kulturwelle", betonte Björn Wilhelm, Programmdirektor Kultur des BR.

Konkret soll es auf "Bayern 2" nun in der wichtigen Sendezeit am frühen Morgen jede halbe Stunde Kultur geben. Damit habe sie in der Primetime-Show "Welt am Morgen" künftig viel Platz, sagte Wilhelm. Für den Nachmittag ist werktags eine zweistündige Sendung "Kulturleben" geplant. Wilhelm versprach: "An der Qualität von Bayern 2 wird nicht gerüttelt. Es ist ein klares Bekenntnis zu Tiefe und Ausführlichkeit."

Der Umbau reiht sich in die generelle Neuausrichtung bei der ARD ein. Im Rahmen der Reform soll es – wie auch in anderen Bereichen – mehr Kooperationen mit anderen ARD-Sendern geben. Die Anstalten wollen künftig aus Kostengründen weniger Inhalte parallel produzieren und mehr gemeinsam machen oder voneinander übernehmen.

Die Programmreform ist auch ein Baustein des BR, mehr jüngere Menschen zu erreichen. Derzeit gibt die ARD-Anstalt Wilhelm zufolge 77 Prozent ihres Geldes für Menschen über 50 Jahre aus. Das entspreche nicht der Altersverteilung in Bayern. Ein Beispiel für neue digitale Formate: Zur Leipziger Buchmesse startete gerade "BR Literally" – das nach BR-Angaben erste solche ARD-Bücherangebot auf der Social-Media-Plattform Tiktok.

Zum "Bayern-2"-Neustart an diesem Dienstag will der zuständige Programmbereichsleiter Stefan Maier die Reformen live in der "Welt am Morgen" selbst erklären. Bei allem Wandel hatte er vorsorglich vorab auch schon betont: "Vieles wird bleiben wie es ist, weil es bewährt ist." Für die BR-Verantwortlichen beginnt nun das gespannte Warten: Wie reagieren die Hörerinnen und Hörer im Freistaat?

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