Kompakt-Kombi mit Plug-in-Hybridantrieb

Fahrbericht: Peugeot 308 SW Hybrid 225 e-EAT8

Ulla Ellmer

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5.3.2022, 09:26 Uhr
Fahrbericht: Peugeot 308 SW Hybrid 225 e-EAT8

© Markus Heimbach/Peugeot

Wie er aussieht: Beim Kombi folgt die Form der Funktion. Die Möglichkeiten der Designer sind somit begrenzt. Ist das so? „Non“, lautet die Antwort aus Paris. Ohne einer der trendigen Shooting-Brakes sein zu wollen, wie es sie beispielsweise vom Mercedes CLA oder vom Kia Ceed (ProCeed) gibt, fährt der Peugeot 308 SW ein ziemlich schickes Outfit spazieren. Die Karosserie streckt sich auf respektable 4,64 Meter, kurz die Überhänge, beinahe sportwagen-like lang die Motorhaube. Mittelpunkt der Frontpartie ist das neue Logo der Löwenmarke, seitlich der Hauptscheinwerfer scheinen sich die Fangzähne der Tagfahrleuchten in den Asphalt senken zu wollen, und das Heckfenster beschirmt ein sportlicher Dachspoiler.

Wie auch der neue Opel Astra und der DS4 basiert der Peugeot 308 auf der EMP2-Plattform des Stellantis-Konzerns. Das Kürzel „SW“ steht für „Station Wagon“, den amerikanischen Begriff für „Kombi“ also.

Wie er eingerichtet ist: Wir inspizieren zunächst Materialauswahl und Verarbeitungsqualität – beides ist gut gemacht und hinterlässt einen hochwertigen Eindruck. Dann widmen wir uns dem Peugeot-typischen i-Cockpit. Gemeint ist die Kombination aus einem betont kleinen, tief sitzenden sowie oben und unten abgeflachtem Lenkrad mit einem digitalen, frei konfigurierbaren Fahrerdisplay. Damit kommt nicht jeder klar. Die Autorin dieser Zeilen gehört zu jenen, denen es nie gelingen will, eine Sitz-Lenkrad-Positionierung zu finden, bei der das Volant nicht einen Teil der Instrumentierung verdeckt. Andere aber kennen solche Schwierigkeiten nicht und sind begeistert. Rat daher: Eine Probefahrt unternehmen. Ein Head-up-Display bietet Peugeot übrigens nicht an.

Fahrbericht: Peugeot 308 SW Hybrid 225 e-EAT8

© Hersteller

Ansonsten hat die Bedienbarkeit aber deutliche Fortschritte im Vergleich zur Vorgängergeneration gemacht. Ins Fahrerdisplay lässt sich eine spacig-schwebende 3D-Darstellung einspielen, vor allem aber ist die ästhetisch diskussionswürdige Gebissleiste an Kippschalterchen durch große Sensortasten ersetzt worden, die individuell belegbar sind und somit direkt zu jenen Features führen, die dem Fahrer/der Fahrerin am wichtigsten sind. Die Handhabung des logisch aufgebauten Infotainments mit seinen Kacheln folgt der des Smartphones - Wischen, Touchen, Sliden also, und somit denkbar einfach. Einmal ist uns das System allerdings komplett ausgestiegen, nicht nur die i-Toggles, sondern auch das Fahrerdisplay und damit der Tacho blieb schwarz. Geholfen hat schließlich ein Neustart, und es ist auch nicht mehr vorgekommen.

Die Sprachsteuerung reagiert auf den Zuruf „OK Peugeot“, versteht mündliche Befehle aber nicht immer verlässlich.

Wie viel Platz er hat: Ordnung zu halten fällt im 308 SW dank vielerlei Ablagen nicht schwer. Eine Empfehlung ist der elektrisch verstellbare und mit ausziehbarer Oberschenkelauflage bestückte ergonomische Komfortsitz, der das Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken (AGR) trägt, ausstattungsabhängig 890 bzw. 590 Euro kostet und im Topmodell „GT Pack“ serienmäßig ist, Massagefunktion inklusive. Im Fond hat man es mit einem etwas knapperen räumlichen Zuschnitt zu. Und man muss wissen, dass der Kofferraum des Plug-in-Hybriden nicht ganz so groß ausfällt wie beim konventionell angetriebenen Kombi, die Traktionsbatterie beansprucht Platz, konkret 60 Liter, sodass letztlich noch 548 bis 1574 Liter zur Verfügung stehen.

Fahrbericht: Peugeot 308 SW Hybrid 225 e-EAT8

© Hersteller

Die Lehnen der dreigeteilten und ausstattungsabhängig mit praktischer Durchlademöglichkeit versehenen Rücksitzbank lassen sich vom Heck aus umklappen, so entsteht eine praktisch ebene Ladefläche. Das Frachtgut wird über eine wunderbar niedrige Ladekante ins Gepäckabteil gewuppt – da weiß man wieder, was man an einem Kombi hat.

Was ihn antreibt: Im 308 SW Hybrid 225 e-EAT8 tut ein 1,6-l-Vierzylinder-Benziner mit 133 kW/181 PS Dienst. Sein Partner ist ein Elektromotor mit 81 kW/110 PS. Insgesamt ergibt sich eine Systemleistung von 165 kW/225 PS. Als Stromspender dient eine Lithium-Ionen-Batterie der Kapazität 12,4 kWh. An dieser Stelle soll auch das Kürzel EAT8 entschlüsselt werden – es steht für die Achtstufenautomatik.

Teilzeitstromern geht alternativ auch eine Nummer kleiner: Der 308 SW Hybrid 180 e-EAT8 belässt es bei der 110-kW/150-PS-Ausbaustufe des Vierzylinders und somit bei einer Systemleistung von 133 kW/180 PS.

Außerdem umfasst die Antriebspalette noch reine Benzin- und Dieselmotorisierungen. Und im kommenden Jahr ergänzt eine rein elektrische Variante das Modellprogramm.

Wie er sich fährt: Aufgefallen ist uns zunächst, wie leise sich der SW an die Arbeit macht und wie ruhig er selbst bei höherem Autobahntempo bleibt. Heißt: Die Geräuschdämmung hat Peugeot gut hinbekommen. Erst eine nachdrücklich energische Leistungsabforderung nötigt dem Verbrenner eine angestrengtere Tonalität ab.

Mithilfe dreier Modi kann der Fahrer entscheiden, wie er es angehen lassen möchte – betont sportlich (Sport), rein elektrisch oder aber im bequemen Vertrauen auf die Software (Hybrid), die dann die jeweils passende Antriebsform wählt. Zu den Möglichkeiten des Infotainments gehört auch der e-Save-Modus, mit dem sich elektrische Reserven – gestaffelt nach Kilometern - für später aufsparen lassen. Und über die „B“-Taste ist eine extrastarke Rekuperation zu aktivieren.

Fahrbericht: Peugeot 308 SW Hybrid 225 e-EAT8

© Markus Heimbach/Peugeot

Die Fahrwerksabstimmung fällt tendenziell eher straff aus, Störstellen im Asphalt verpasst der 308 SW aber erfolgreich genug einen Dämpfer, um sich als relaxter Reisebegleiter zu empfehlen. Den Sportfahrer freut das agile Fahrverhalten, engagiertem Gekurve kommt auch das erwähnt kleine Lenkrad zupass. Nicht ganz zufrieden wird der Dynamiker hinterm Steuer indes mit dem Temperament des Antriebs sein, das dann nachlässt, wenn der Elektromotor mangels elektrischer Reserven keine Unterstützung mehr leisten kann. Für den ganz normalen Alltag genügt das Gebotene aber allemal; wir vermuten sogar, dass schon der „kleine“ Plug-in-Hybrid ausreicht.

Auch die (teils optionalen) Fahrassistenten sollen nicht unerwähnt bleiben, zu ihnen zählen ein Adaptivtempomat, der das jeweils geltende Tempolimit übernehmen kann und automatisch den Abstand zum Vordermann hält, ein Ausparkassistent mit Querverkehrswarner oder eine Rückfahrkamera mit 360-Grad-Perspektive.

Wie weit er elektrisch kommt: 62 bis 63 Kilometer, sagt die Norm. Das kommt in der Praxis nicht ganz hin, wir sind auf maximal 56 Kilometer gekommen. Dass man auch verhältnismäßig rasch wieder Sprit nachfassen muss, liegt am kleinen 40-Liter-Tank. Die Verbrenner-Varianten können 52 Liter bevorraten.

Was er verbraucht: Wir haben den 308 SW Hybrid 225 e überwiegend im Hybridmodus bewegt. Sofern noch elektrische Reserven vorhanden waren, hat sich der Kraftstoffkonsum auf 3,2 l/100 km/h belaufen. Im Langzeit-Mix, dann auch mit reinen Verbrennerphasen auf der Autobahn, notierten wir 6,6 l/100 km.

Fahrbericht: Peugeot 308 SW Hybrid 225 e-EAT8

© Hersteller

Wie er lädt: Peugeots Plug-in-Hybrid lädt einphasig und serienmäßig mit bis zu 3,7 kW. Für den Aufenthalt an der 1,8-W-Haushaltssteckdose bedeutet das 7 Stunden 5 Minuten, für den an der Wallbox 3 Stunden 50 Minuten. Ein 7,4-kW-Onboard-Charger verkürzt die Ladezeit an der Wallbox auf 1 Stunde 55 Minuten, kostet allerdings 450 Euro Aufpreis. Schnellladen ist, wie bei den meisten Plug-in-Hybriden, nicht möglich.

Was er bietet: Der 308 SW 225 e-EAT8 ist mindestens an die zweithöchste Ausstattungsstufe „GT“ gebunden. Über das hinaus, was schon die einfacheren Levels mitbringen – etwa Aluräder, Zweizonen-Klimaautomatik, Ambientelicht, Fernlichtassistent, Verkehrszeichenerkennung, Rückfahrkamera mit 180-Grad-Umgebungsansicht, Ausparkassistent, Adaptivtempomat, Totwinkelassistent – gehören dann noch das 3D-Kombiinstrument, Matrix-Scheinwerfer, Lenkradheizung sowie ein Luftqualitätssystem zum Lieferumfang. Das Topmodell „GT Pack“ bietet außerdem den ergonomischen Komfort-Fahrersitz, Massage- und Heizfunktion für beide Vordersitze, eine sensorgesteuerte Heckklappe sowie den Spurpositionierungsassistenten.

Was er kostet: Ab 45.550 Euro, als „GT Pack“ ab 47.250 Euro. Abzugsfähig ist der Umweltbonus in Höhe von 7177,50 Euro brutto.

Was wir meinen: Der Peugeot 308 SW Hybrid 225 e-EAT8 ist ein wertig eingerichteter und geschickt digitalisierter Plug-in-Kombi, der auch vor höherem Platzbedarf nicht kapituliert. Das i-Cockpit stellt ein Persönlichkeitsmerkmal, dessen Kompatibilität individuell ausgelotet werden sollte. Über den ausgewogen-harmonischen Plug-in-Hybridantrieb ist ganz generell das zu sagen, was auf alle Teilzeitstromer zutrifft: Sinn macht die Technik und die damit verbundene Investition dann, wenn, erstens, der Alltag genügend Möglichkeiten zum elektrischen Fahren bietet und, zweitens, zuhause oder am Arbeitsplatz eine bequeme Lademöglichkeit vorhanden ist.

Wer mit weniger Leistung zufrieden ist, sollte den Hybrid 180 in Erwägung ziehen. Ihn gibt es schon ab der einfachsten, aber keineswegs kärglichen Ausstattungsvariante „Active Pack“ und zu Preisen ab 37.900 Euro.

Die Daten des Peugeot 308 SW Hybrid 225 e-EAT8

VERBRENNUNGSMOTOR:

Hubraum 1598 ccm

Zylinder 4

Leistung 133 kW/181 PS bei 6000/min

max. Drehmoment 250 Nm bei 1750/min

ELEKTROMOTOR:

Leistung 81 kW/110 PS

Max. Drehmoment 320 Nm

HYBRIDANTRIEB

Systemleistung 165 kW/225 PS

Systemdrehmoment 360 Nm


Höchstgeschwindigkeit 235 km/h

Höchstgeschwindigkeit elektrisch 135 km/h

Beschleunigung 0 auf 100 km/h 7,6 sec


Normverbrauch WLTP 1,2 l S/100

Testverbrauch 6,6 l/100 km

CO2-Emission 27 - 26 g/km

Schadstoffnorm Euro 6d

Energie-Effizienzklasse A+


Länge 4,64 m

Breite 1,85 m ohne, 2,06 m mit Außenspiegeln

Höhe 1,44 m

Kofferraum 584 bis 1547 l

Kraftstoff-Tank 40 l

Leergewicht 1762 - 1837 kg

zulässiges Gesamtgewicht 2170 kg

Zuladung 333 - 408 kg

Anhängelast 1450 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst)


8-Stufen-Automatik, Frontantrieb


Preis ab 45.550 Euro

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