Vorstoß der Grünen

ICE-Werk: Industriebrachen als Hoffnung für Wendelstein?

14.9.2021, 11:04 Uhr
Harrlacher und Feuchter nahmen in Oberferrieden an einer Protest-Kundgebung gegen das ICE-Werk auf dem Muna-Gelände in Feucht teil - nun ergibt sich möglicherweise eine neue Option.  

© Alex Blinden, NNZ Harrlacher und Feuchter nahmen in Oberferrieden an einer Protest-Kundgebung gegen das ICE-Werk auf dem Muna-Gelände in Feucht teil - nun ergibt sich möglicherweise eine neue Option.  

"Muna-Nord" ist derzeit der Präferenzstandort für ein ICE-Ausbesserungswerk in der Region. Das sagen viele Kommunal- und Landespolitiker, das befürchten aber auch die Bürgerinitiativen. MdL Verena Osgyan (Grüne) hat auf einer gemeinsamen Kundgebung der Bürgerinitiativen aus Burgthann und Schwarzenbruck sowie des Bund Naturschutz daran erinnert, dass der Standort Altenfurt einmal bevorzugt wurde. Der ist jedoch aus dem Rennen. Seine Rolle habe nun Muna-Nord eingenommen, stellt die Landtagsabgeordnete der Grünen fest.

Klaus-Peter Murawski will neue Standorte ins Verfahren bringen. 

Klaus-Peter Murawski will neue Standorte ins Verfahren bringen.  © Marijan Murat, NN

Doch Hoffnung für die Gegner des Projekts nahe Wendelstein und Feucht weckt der ehemalige Nürnberger Bürgermeister und baden-württembergische Staatsminister Klaus-Peter Murawski. Seit Monaten befasst sich das einstige Nürnberger Grünen-Stadtratsmitglied intensiv mit den Plänen der Bahn im Großraum Nürnberg.

Fest stand für ihn von Anfang an, dass alle von der Bahn ins Auge gefassten Standorte ungeeignet seien, weil auf allen Flächen Bannwald in enormem Ausmaß gerodet werden müsste. Die Bahn braucht aber ein ICE-Werk in Süddeutschland, möglichst in der Region Nürnberg. Perfekt wäre der Bau eines solchen Werks auf einer Industriebrache beziehungsweise einer Fläche, die für Gewerbe oder Industrie ausgewiesen ist, meint Murawski.

"Alle Standorte ungeeignet"

Dieser steht wiederum in engem Kontakt mit Otto Heimbucher, dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz in Nürnberg. Heimbucher ist auch Mitglied des Nürnberger Stadtrats und umweltpolitischer Sprecher der Nürnberger CSU-Fraktion. Zusammen mit Heimbucher will Murawski für das Raumordnungsverfahren Vorschläge zum Bau des ICE Werks auf Industrieflächen einbringen und äußert sich zuversichtlich, dass diese Flächen chancenreich seien - auch wenn sie deutlich teurer seien als der Wald bei Feucht.

Dafür macht der Ex-Staatsminister folgende Rechnung auf: Wenn die Bahn ihr Werk auf dem Gebiet Muna-Nord errichten will, müsse das im Eigentum des Bundes und von der Bundesanstalt für Immobilien (Bima) verwaltete Gelände entmunitioniert werden. Die Bima müsse die Kosten dafür der Bahn in Rechnung stellen, was den Kauf des Geländes so teuer mache, dass er die Kosten für ein Industriegelände übersteige.

Die Projektgegner in Feucht und auch in Wendelstein und Harrlach befürchten aber, dass die Bahn sich am Ende auf Muna-Süd und den Standort bei Allersberg konzentrieren könnte. Doch Murawski macht ihnen Mut: Im Raumordnungsverfahren muss nämlich abgewogen werden. Dabei müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Bahn so umweltverträglich baut wie möglich. Das wäre auf den Industrieflächen möglich, die jetzt ins Raumordnungsverfahren mit aufgenommen werden sollen, ist das Nürnberger Duo überzeugt.

Noch Schweigen zu den Alternativen

Um welche Flächen es sich dabei handelt, will der ehemalige Nürnberger Bürgermeister zum derzeitigen Zeitpunkt nicht bekannt machen. Dann würden sie möglicherweise zu früh zerredet. „Ich bin aber sehr optimistisch, was unsere Vorschläge anbelangt“, sagt er.

Die Bürgerinitiativen kooperieren, deshalb waren bei der jüngsten Protest-Kundgebung auf dem Oberferriedener Sportplatz auch zahlreiche Gegner aus Harrlach und Feucht dabei. „Sie stehen zusammen, wenn es um ihren Bannwald geht“, kommentiert Murawski die gemeinsame Veranstaltung.

Rolf Wirth von der Burgthanner Initiative hat die Demo gemeinsam mit einem 19-köpfigen Team organisiert und trug Details zur Planung der Bahn vor. Er führte auch ein Live-Interview mit einem Bürger, der in 1,2 Kilometern Abstand zum ICE-Werk in Köln wohnt und über seine Erfahrungen mit der dortigen Lärmbelastung berichtete.

Spürbare Beeinträchtigungen

Im kleinen Harrlach, auf halbem Weg zwischen Pyrbaum und Schwanstetten, fürchten die Menschen eben diesen Lärm, ebenso wie die Projektgegner in Feucht. Hier wie in Harrlach verweisen die Bürger auch auf den Wertverlust ihrer Immobilien und auf die Zerstörung von Naherholungs- und Vogelschutzgebieten.

Die Menschen vor Ort zu motivieren, nachdem der „eigene“ Standort in der Vorauswahl herausgefallen ist, sei für die Burgthanner und Schwarzenbrucker Bürgerinitiativen nicht leicht gewesen, heißt es von Seiten der Initiatoren. Kein Wunder, dass auf dem Sportplatz in Oberferrieden deutlich weniger Teilnehmer waren als bei den Kundgebungen am Alten Kanal in Pfeifferhütte und am Jägersee im Wald bei Feucht: Nach Schätzung der Polizei etwa 100.

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