Üppiges Dokument aus Rumänien

Neue Verhörprotokolle im Fall Alexandra R.: Warum sie noch kein echter Durchbruch sind

Tobi Lang

Redakteur

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2.5.2023, 13:12 Uhr
In diesem Haus in Katzwang lebte Alexandra R. bis zu ihrem Verschwinden.

© Roland Fengler In diesem Haus in Katzwang lebte Alexandra R. bis zu ihrem Verschwinden.

Seit fast 150 Tagen ist Alexandra R. verschwunden. Das nimmt nicht nur Angehörige der damals Hochschwangeren mit, auch die Polizei treibt der Fall weiter intensiv um. Die Frau - diese These bleibt seit Monaten unverändert - wurde höchstwahrscheinlich Opfer eines Gewaltverbrechens. Noch immer gelten zwei Männer als verdächtig, noch immer fehlt von einer möglichen Leiche jede Spur, noch immer arbeitet eine Sonderkommission unter Hochdruck. Von einem "Cold Case", also einem Fall, der in den Aktenschränken verstaubt, sei man weit entfernt, betont die Polizei.

Die Ermittler dürfen sich nun mit einem üppigen Dokument aus Rumänien beschäftigen, dem Land, in dem Alexandra R. geboren wurde. 150 Seiten der lokalen Behörden seien kürzlich in Mittelfranken angekommen, sagt Polizeisprecher Michael Konrad. Größtenteils handelt es sich um Verhörprotokolle der Angehörigen der Vermissten. "Natürlich geht es um die Frage, ob es Lebenszeichen oder irgendwelche Hinweise darauf seit dem 9. Dezember gab", sagt Konrad. Doch auch Hintergründe zu den privaten Verflechtungen und die Biografie der Katzwangerin seien von Interesse. "Das wird alles in die Ermittlungen mit einbezogen."

Alexandra R.: Welche Rolle spielt ein Jaguar in Rumänien?

Nach Informationen unserer Redaktion sind die Behörden in Rumänien bereits seit Monaten in dem Fall aktiv - trotz eines zunächst unerwiderten Rechtshilfeersuchens aus Deutschland. Frühzeitig sei beispielsweise der Jaguar mit fränkischem Kennzeichen, der unmittelbar nach Alexandra R.s Verschwinden nahe dem Wohnort ihrer Eltern in Rumänien auftauchte, ins Visier der dortigen Polizei geraten. Ob dieser inzwischen auf Spuren untersucht wurde, bleibt allerdings unklar. "Ein Auto wurde in Rumänien sichergestellt, dabei dürfte es sich um den Jaguar handeln", sagt Polizeisprecher Konrad. "Im Detail können wir das aber erst sagen, wenn die Protokolle gesichtet wurden."

Genau hier steht die Sonderkommission vor einem Berg an Arbeit, denn: Das Dokument ist komplett in rumänischer Sprache. "Das muss jetzt erst einmal übersetzt und durchgearbeitet werden", sagt Konrad, der auch betont: Die Intention der Ermittler sei es gewesen, Angehörige in Rumänien selbst befragen zu dürfen. "Das haben nun die Behörden vor Ort offensichtlich selbst durchgeführt. Aber zumindest haben wir damit eine Antwort auf das Rechtshilfeersuchen."

Sonderkommission hat inzwischen 30 Mitglieder

Wie bereits berichtet, wurden auch der Bruder von Alexandra R., der in Deutschland lebt, sowie die Eltern der Vermissten von der rumänischen Polizei verhört. Unter Tatverdacht stehen sie nach Informationen unserer Redaktion nicht, die Ermittler befragten sie vor allem zum früheren Leben der Katzwangerin, die als junge Frau nach Deutschland kam. Ob sich daraus neue Ansätze ableiten, ist unklar. Von einer neuen Spur will die Polizei aber ausdrücklich nicht sprechen.

Inzwischen ist die Sonderkommission auf 30 Köpfe angewachsen. "Wenn es um Finanzen geht, hilft uns ein Spurensicherer weniger, und wenn es um die Auswertung von Handys geht, braucht man eher einen Digitalforensiker", erklärt Konrad. Deshalb schwanke die Zahl der Mitglieder permanent. "Aber die Soko ist voll in der Arbeit, es ist nicht so, dass die gerade eine Handvoll an Hinweis-Resten aufkehren."

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