Überraschend verstorben

Trauer um Uschi Unsinn: "Die queere Szene hat ihr viel zu verdanken"

15.2.2022, 14:21 Uhr
Der Grünen-Stadtrat Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn ist überraschend gestorben.

© #makeyourtownqueer, NN Der Grünen-Stadtrat Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn ist überraschend gestorben.

Der bayerische Landtag trauert auf seiner Facebook-Seite um den Unterhaltungskünstler Uwe Scherzer, der völlig unerwartet im Alter von 54 Jahren verstorben ist. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) würdigt das gesellschaftliche Engagement – das weit über die Tätigkeit im Nürnberger Stadtrat hinausging: "Vor Kurzem haben wir beim Gedenkakt in Flossenbürg gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Umso mehr trifft mich die Nachricht vom Tod Uschi Unsinns, die immens viel für die queere Community bewegt hat."

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer schrieb auf Facebook: "Die Nachricht über den plötzlichen Tod von Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn macht mich gerade sehr betroffen und hinterlässt eine Leere in mir. Mit Uschi hat ein sehr engagiertes Mitglied der queeren Community ihre letzte Reise über den Regenbogen angetreten und hinterlässt eine Lücke. Lasst uns nach dem Innehalten und einen Asbach auf Uschi ihr einen Platz in unserem Herzen bewahren und ihre Arbeit für Akzeptanz und Vielfalt gemeinsam fortsetzen."

"Ordentlich Wirbel gemacht"

Das Queere Zentrum Fliederlich schrieb dazu: "Die letzten Jahre hat sie sich engagiert für die queere Szene eingesetzt und durch ihr Stadtratsmandat in Nürnberg ordentlich Wirbel gemacht. Uschi hat vieles für die Szene erreicht. Ihr Credo war immer: Sichtbarkeit schafft Sicherheit. Und sichtbar war Uschi. Nicht nur sichtbar, auch hörbar. Mit Uschis Tod verlieren wir unsere Politdrag-Queen. Sie hinterlässt eine Lücke, die nicht zu füllen ist."

Weiter hieß es auf Facebook: "Ihr Wunsch war es die Eröffnung der Unterkunft für queere Obdachlose zu erleben, ein queeres Jugendzentrum anzuschieben und am besten das große Regenbogenzentrum in Nürnberg mit zu gestalten. Viele Wünsche und Pläne, die nun leider mit Uschi nicht mehr in Erfüllung gehen. Unser Credo für Uschi: Wir machen in deinem Sinn weiter. Wir bleiben dran an den Plänen."


Coming-out: Zwischen Sorge und Erleichterung


SPD-Stadtrat Ulrich Blaschke erklärte per Facebook: "Engagiert arbeitete sie an der Entwicklung des Masterplans Queeres Nürnberg mit, der in Kürze dem Stadtrat vorgelegt wird. Ein Jammer, dass Uschi das nicht mehr miterleben durfte. Die queere Szene in Nürnberg hat Uschi viel zu verdanken."

Thorsten Brehm, der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, schrieb: "Wir verlieren mit Uwe Scherzer, besser bekannt als Polit-Dragqueen Uschi Unsinn, einen geschätzten und liebenswürdigen Stadtratskollegen, der sich mit Herzblut gerade für die queere Community engagiert hat."

Kulturbürgermeisterin Julia Lehner erklärte im sozialen Netzwerk Instagram, dass Uwe Scherzer ein "starker Anwalt für die Anliegen Nürnberger Kulturschaffender, für Vielfalt und Diversität von Kunst und Kultur" gewesen sei. Er war Mitglied im Kulturausschuss des Kommunalparlaments.

Titus Schüller, Stadtrat der Linken, schrieb auf Facebook: "Uschi hat den Nürnberger Stadtrat in den vergangenen zwei Jahren bunter gemacht. Das hat gut getan. Die Verdienste um die queere Community in Nürnberg in den vergangenen Jahrzehnten sind herausragend."

Nachrücker im Stadtrat ist laut dem Wahlausgang von 2020 der 20-jährige Alexander Kahl. Er hatte bei der Stadtratswahl auf Platz zwölf kandidiert, war aber durch das Wählervotum auf Rang 16 abgerutscht und verpasste somit knapp den Einzug in den Rat.

Nachrücker unter tragischen Umständen

"Ich war zuerst schockiert und überfordert", schildert der Dualstudierende des Bauingenieurswesens seine Stimmungslage nach der Nachricht vom Tod Scherzers. Auf die Aufgabe als Stadtrat habe er Lust. "Sonst hätte ich vor zwei Jahren nicht kandidiert", sagt Kahl. Dennoch müsse er noch überlegen, ob er das Mandat annimmt. Er biege allmählich auf die Zielgerade seines Studiums ein und müsse schauen, "ob ich das alles organisiert bekomme".

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