
Das Verhältnis von CDU und CSU ist schwierig
Kurz vor der Bayern-Wahl: wie der geheime Wunschzettel von Friedrich Merz aussehen könnte
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz dürfte für die bayerische Landtagswahl am 8. Oktober gleich zwei Wunschzettel haben. Einen öffentlich einsehbaren und einen geheimen. Auf dem einen Wunschzettel erhofft er sich ein gutes, vorzeigbares Ergebnis der CSU. Auf dem anderen, dem geheimen, wird stehen, dass es aber bitte auch nicht zu sensationell ausfallen soll. Denn mit einer CSU, die vor Kraft kaum laufen kann, haben die Christdemokraten in der Vergangenheit nicht unbedingt gute Erfahrungen gemacht.
Zu Punkt eins: Ein gutes Abschneiden der CSU ist für Friedrich Merz und seine CDU unverzichtbar. Es bedeutet nämlich, dass die Gesamt-Union das für sie gar nicht so einfache Jahr 2023 erfolgreich beendet. Auch im zeitgleich wählenden Hessen stehen alle Zeichen auf einen klaren Sieg der Konservativen. Die Union kann sich als Alternative zur Berliner Ampel-Regierung präsentieren.
Zu Punkt zwei: Wenn die Bäume der CSU am 8. Oktober nicht in den Himmel wachsen, dann haben sich die bundespolitischen Pläne von Markus Söder vermutlich endgültig erledigt. Ein Ergebnis tief in den 30ern wäre nicht unbedingt ein Signal für einen bayerischen Kanzlerkandidaten. Auch die guten Empfehlungen aus der Münchner Staatskanzlei dürften dann vorübergehend etwas leiser ausfallen.
Dürrejahr für die CDU
Die Union geht schwierigen Zeiten entgegen. Sie muss sich auf eine lange Dürrezeit einstellen. Bei den drei Landtagswahlen im kommenden Jahr in Ostdeutschland (Sachsen, Brandenburg, Thüringen) wird sie vermutlich einen harten Schlag nach dem anderen abbekommen. Und bei der Europawahl sind die Aussichten auch nicht allzu glänzend.
Sicher wird dann der christdemokratische Parteichef vermehrt in Frage gestellt. Seine Rivalen Hendrik Wüst (Nordrhein-Westfalen) und Daniel Günther (Schleswig-Holstein) präsentieren sich ja jetzt schon als junge, unverbrauchte Alternativen - und als Politiker, die einen deutlich liberaleren Kurs der CDU vertreten. Da fehlte gerade noch ein Markus Söder, der aus dem Süden der Republik querschießt.
Friedrich Merz muss, wenn er denn bei der Bundestagswahl 2025 Spitzenkandidat der Union werden will, ein System der „checks and balances“ betreiben, also der internen Machtbalance. Er muss umgeben sein von starken Frauen und Männern, die ihn aber nicht ständig öffentlich herausfordern.
Das desaströse Jahr 2021
Allen in der CDU ist es noch in Erinnerung, wie desaströs der Machtkampf zwischen Armin Laschet und Markus Söder im Jahr 2021 für die Union war. Da wurde eine Wahl verloren, die man nicht hätte verlieren müssen. So etwas darf sich nicht wiederholen, wenn die beiden Schwesterparteien in Zukunft noch etwas zu sagen haben wollen.