Kommentar

Spritpreise steigen immer weiter: Warum eine Steuersenkung jetzt falsch wäre

Alexander Jungkunz

E-Mail zur Autorenseite

8.3.2022, 13:48 Uhr
Die Preise für Benzin und Diesel steigen an deutschen Tankstellen kontinuierlich.

© Marcus Brandt, dpa Die Preise für Benzin und Diesel steigen an deutschen Tankstellen kontinuierlich.

Weit sind wir nicht mehr entfernt von jenem Spritpreis von fünf Mark, den die Grünen 1998 forderten. Interessant, dass die Fünf-Mark-Idee übrigens von einem Liberalen stammt: Heinrich von Lersner, damals Chef des Umweltbundesamts, regte 1992 einen derart hohen Preis an – nur so, sagte er, würden die Fahrten deutlich zurückgehen.

Pendler, die aufs Auto angewiesen ist, dürften solche Ideen als weltfremd ablehnen. Sie stöhnen, wenn sie tanken. Und es ist ja kein Ende der Preissteigerungen in Sicht, die Drei-Euro-Grenze rückt mit jedem Tag näher, den der Krieg länger dauert.
Soll der Staat eingreifen, die Steuern auf Sprit senken? Immerhin verdient er kräftig mit – rund ein Euro pro Liter gehen an den Fiskus. Nein: eine pauschale Senkung wäre falsch. Nicht wenige können sich den - in der Tat hohen - Preis vorübergehend leisten, sind nicht aufs Auto angewiesen.

Billigerer Lkw-Diesel hat Einfluss auf Verbraucherpreise

Gerechter wären gezielte Entlastungen für untere und mittlere Einkommen, auch eine Senkung der Mehrwertsteuer, die Schwächere deutlich mehr trifft als Gutverdiener. Weil die Transportbranche unter hohen Spritkosten leidet und so indirekt die Verbraucherpreise steigen, wäre auch verbilligter Lkw-Diesel denkbar.


Aber alles bitte nur vorübergehend! Und: Wir müssen viel mehr tun, um unsere Abhängigkeit von Russland zu reduzieren - 40 Prozent der deutschen Öl-Importe stammen von dort.

Das Forcieren erneuerbarer Energien kostet noch viel Zeit und Geld – das der Staat nun verstärkt einnimmt. Es kann aber auch jetzt schon Energie und Sprit gespart werden. Wieso bitte kein Tempo-Limit, das nachweisbar Sprit spart? Fast jede(r) kann etwas tun, um den Verbrauch von Gas, Öl und Benzin etwas zu senken; die Tipps dazu sind alt, werden aber nur selten beachtet.

Der Preis der Freiheit

Und: Wir zahlen nun wegen des Krieges und auch als Folge unserer Sanktionen vorübergehend hohe Preise für unsere tägliche Versorgung. Viele können sich das leisten. Die Menschen in der Ukraine zahlen einen unvergleichbar höheren Preis bei ihrem Kampf für die Freiheit. Dass bei uns die Preise steigen, ist ein Stück unserer Solidarität.

Verwandte Themen


21 Kommentare