
Aida startet „Evolution“
Für knapp 100 Millionen Euro: Schönheits-OP für die alternde Diva
Beim Festakt auf dem Pooldeck der Aida Diva kämpfte Steffi Heinicke mit den Tränen. Etwa 19 Jahre ist die Top-Managerin inzwischen für das Unternehmen tätig, mitunter aber immer noch aufgewühlt wie am ersten Arbeitstag. Als Taufpatin Maria Galleski dem renovierten Schiff im Hafen von Civitavecchia spätabends noch stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel wünschte, kullerten Tränen.
Senior Vice President Steffi Heinicke kümmert sich um das Wohlbefinden ihrer Gäste und war auch mitverantwortlich für die rund siebenwöchige Generalüberholung der Aida Diva in einer Werft in Marseille. Über 300 Projekte galt es zu begleiten, wirklich kompliziert sei aber lediglich die Koordination gewesen, alles andere: ihre große Leidenschaft.
Auch das schönste Lächeln setzt schließlich irgendwann Rost an; seit dem Frühjahr 2007 hatte die Aida Diva auf den Weltmeeren ihre Spur gezogen und pro Reise bis zu 2000 Passagiere beherbergt. Also machten sie sich an die groß angelegte Schönheits-OP, nach dreijähriger Planungsphase rückten Anfang Februar etwa 3000 Handwerker an, darunter über 600 Crew-Mitglieder.
Wer zuvor lediglich die gelben und spartanisch eingerichteten Autofähren zwischen italienischem Festland und Sardinien kannte, bekommt große Augen, Experten sind einigermaßen angetan. „Das wird ja immer besser“, behauptet Aida Cruises und ließ sich das Modernisierungsprogramm „Evolution“ gleich mal einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Die Schwesterschiffe werden auch renoviert
Ähnlich viel wird ab Ende Oktober und bis Anfang März 2026 in die Sphinx-Schwesterschiffe Aida Luna und Aida Bella gesteckt, um auch künftig höchsten und besonders den eigenen Ansprüchen gerecht werden zu können. Dass sich mit Renovierungen zudem ein Haufen Geld sparen lässt, ist ein offenes Geheimnis: Die neueste Generation Kreuzfahrtschiff kostet je nach Kapazität bis zu 1,3 Milliarden.
Es musste praktisch alles raus und von vorn eingerichtet werden. Möbel, Teppiche, Vorhänge in den über 1000 Kabinen, ganze Gaststätten in den oberen vier Decks, neu ist unter anderem ein Fun Park für die Kids und die Lanai Open-Air-Bar am Heck. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Heller, frischer, insgesamt einladender komme die Aida Diva jetzt daher, schwärmt Steffi Heinicke.
„Kreuzfahrt boomt und hat in den letzten Jahren sogar noch zugelegt“, betont Aida-Präsident Felix Eichhorn; nur die elf schwimmenden Aida-Hotels beförderten im vergangenen Jahr rund 1,5 Millionen Passagiere, macht einen nationalen Marktanteil von etwa 50 Prozent. Nach Der-Touristik und der Tui darf sich Aida Cruises mittlerweile drittgrößter Reiseveranstalter Deutschlands nennen.
Auch in puncto Nachhaltigkeit macht nicht nur die Aida Diva Fortschritte, der ökologische Fußabdruck pro Kopf wird immer kleiner; eine Mittelstrecke im Flieger entspricht in etwa einer Woche an Bord, versichert Kommunikationschef Dirk Inger, in den vergangenen 20 Jahren sei der gesamte Energiebedarf gar um 65 Prozent reduziert worden. Ihren Wasserverbrauch decken sie komplett über eine neue Umkehrosmose-Anlage.
Die eine oder andere grüne Sorge wird die Aida-Führungskräfte aber auch künftig drücken; „Evolution“ ist keine Kreuzfahrt-Revolution, der Antrieb der alte geblieben. Zur Versorgung ihrer Generatoren bleibt mangels bezahlbarer und flächendeckend erhältlicher Bio-Treibstoffe der Dieselmotor weiter erste Wahl.
LNG, E-Methanol oder Ammoniak könnten eines Tages zur Alternative werden, „aber das ist vor allem eine politische Entscheidung“, sagt Inger. Dass die weltweit 350 Kreuzfahrtschiffe nur etwa 0,6 Prozent der gesamten Handelsschifffahrt ausmachen, lenkt den Blick vor allem auf die weiter Unmengen Treibhausgase, Feinstaub und anderen Dreck ausstoßenden Tanker- und Containerriesen.
Aber selbst 0,6 Prozent können etwas bewirken; die Entscheidung von Aida Cruises, ihre ältere Dame nicht etwa zu verschrotten, sondern mit beträchtlichem Aufwand wiederzuverwerten, deuten sie ebenfalls als nicht unerheblichen Beitrag zum Umweltschutz, was etliche Menschen bei der zweiten Premierenfahrt sichtlich zu begeistern schien. Die Resonanz: fast durchweg positiv.
Laut aktueller Buchungsstatistiken waren über 60 Prozent schon mal auf einer Aida, auch die Diva hat zahllose Stammgäste und mittlerweile sogar einen eigenen Fan-Club. „Neu verlieben“, wie das Motto der Inbetriebnahme lautet, mussten sich die wenigsten. Fühlten sich nicht nur beim Konzert von Popstar Clueso samt Band im dreistöckigen Theatrium sichtlich wohl oder ließen es sich in den 23 Restaurants oder Bars gutgehen.
Auf Aidasehen steht kurz vor einem der Ausgänge auf Deck drei. Zwei von drei Passagieren werden sich daran halten, „bei uns“, sagt Steffi Heinicke, „ist das Lächeln zuhause.“ Und lächelt.
Mehr Informationen:
https://aida.de/schiffe/aidadiva
sowie Aida-Kunden-Center, Servicenummer 0381/20 27 07 22
Anreise: individuell oder im Paket mit Flügen möglich.
Beste Reisezeit: Die Schiffe fahren ganzjährig.
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