
Früher dröge, jetzt voller Action
Skifahren bis August und mal ganz anders: So geht das hier in Kalifornien
Olympia ist nach über 60 Jahren noch immer allgegenwärtig. Bei der Anfahrt ins ehemalige Olympiadorf in Palisades Tahoe sind die Olympischen Ringe und die große Feuerschale nicht zu übersehen. Selbst über der Piste hängt noch immer eine beeindruckende Konstruktion der fünf verschlungenen Ringe.
Bis vor drei Jahren hieß das Skigebiet Squaw Valley und war 1960 Austragungsort für die alpinen Skiwettbewerbe. Der alte Name war abfällig und beleidigend. Der Begriff „Squaw“ gilt als rassistisch, frauenfeindlich und nicht mehr zeitgemäß. Die Betreiber hatten aufgrund von Protesten der indigenen Bevölkerung daher entschieden, den Wintersportort umzubenennen.
Auch das Skifahren in Nordamerika hat eine enorme Entwicklung genommen. Auch für Wintersportler aus Europa ist ein Skiurlaub vor Ort eher bezahlbar, hinzu kommt natürlich eine längere und teure Fluganreise. In den USA hieß es dann vor Jahren bei tollem Schnee vor allem Frieren im offenen Bügellift und Anstehen an veralteten Liftstationen. Auch dröges Nachtleben ohne Bar-Stimmung oder Après-Nightlife war früher eher die Regel. Das ist nun vorbei.
Palisades Tahoe hat für den internationalen Standard daher Millionen Dollar in die Infrastruktur investiert. Nur so lassen sich ein Skihopping in Nachbargebiete wie etwa in das 300 Kilometer entfernte Mammoth Mountain realisieren. Dieser Aufwand wird mit Auszeichnungen und Gütesiegeln zertifiziert, damit die Reise ein unvergessliches Erlebnis bleibt. Zudem blickt wie bei Palisades Tahoe weltweit ein TV-Publikum auf die Region, wenn der alpine Skizirkus gastiert.
Modernste Liftanlagen, da gehört Anstellen der Vergangenheit an
Die Liftanlagen zählen zu den modernsten in den USA: „Das bedeutet weniger Wartezeiten“, so Maddy Condon, die als Guide die Gäste betreut, bei meist sehr viel Schnee. Zuletzt waren es bis zu 14 Meter. Die Skilehrerin verspricht bei der Auffahrt nicht zu viel. Die Hänge punkten mit allen Arten von Abfahrten: Wer es sich zumutet, kann zwischen den Felsen durch den Tiefschnee fahren oder kommt über Waldabfahrten zurück ins Village.

Das Skigebiet ist inzwischen das größte in Kalifornien und erstreckt sich über gewaltige 6000 Hektar. In Amerika wird, anders als in Europa, die freigegebene Fläche gemessen, da immer außerhalb der gewalzten Pisten im Tiefschnee gefahren werden darf. Mit der neuen Gondelbahn „Base to Base“ sind die beiden Bergseiten im Olympic Valley und Alpine Meadows miteinander verbunden.
Eine Skischaukel über zwei Skigebiete hat es in Nordamerika noch nicht gegeben. So lohnen sich selbst am Nachmittag nach einem typisch amerikanischen Snack im Village noch schnelle Schwünge am Nachbarberg. Das geht ohne Anstellen. In einer Stunde können bis zu 1400 Wintersportler bequem in der Gondelbahn pendeln.

Wir haben dabei immer wieder einen herrlichen Blick auf den tiefblauen Lake Tahoe, der auch nach einem Sporttag einen Abstecher wert ist. Der See diente oft als Filmkulisse: Hier findet sich die berühmte Blockhütte aus dem Film Bodyguard mit Kevin Costner und Withney Houston. Die Ponderosa Ranch der Cartwrights aus der TV-Serie Bonanza lag extra für die Dreharbeiten erbaut früher ebenfalls idyllisch am Seeufer.
Weiter geht´s ins Skigebiet Mammoth Mountain
Unkompliziert lässt sich der Skigenuss in der Sierra Nevada mit einem Abstecher in das Nachbargebiet Mammoth Mountain verbinden. Das geht mit einer Fahrt entlang des Sees über breite Straßen und durch eine zerklüftete Landschaft. Hier kocht im Frühling die Stimmung. Zu hunderten wird am Nachmittag getanzt, der DJ heizt lautstark ein. Eine ausgelassene Menge gibt Vollgas beim Après Ski vor der Bar im Alpenlook. Die Hütte heißt dazu auch noch „Jodler“.
Es scheint alles wie in den großen Skigebieten der Alpen: Bier, Brezel und Kartoffelsuppe - nur tausende Kilometer entfernt von daheim. Doch statt Folklore herrscht der „American Way of Life“ - abfeiern mit T-Shirts, in Bikinis und wilden Kostümen. Viele der Boarder und Skifreaks kommen zum Spring Skiing aus San Francisco und Los Angeles nach Mammoth Mountain, dem höchsten Skigebiet Kaliforniens. Es liegt am Mammoth Lake, einem Vulkangebiet in der Sierra Nevada, 400 Kilometer entfernt vom Pazifik. Hier ist der Schnee über Nacht frisch gefallen, über die Metropolen an der Küste hat sich dagegen schon die drückende Hitze gestülpt.
Rekordschneehöhe von 23 Metern und Pulverschnee am Morgen
Los geht der Skitag am Morgen ohne Anstehen und das Staunen ist groß bei der ersten Abfahrt über den vielen Pulverschnee. Von dem konnte man in Europa bei den schneearmen Wintern zuletzt nur träumen. Fast neun Monate lief der Betrieb. Am 4. Juli, dem Nationalfeiertag der USA, war der gesamte Berg geöffnet. Das Skigebiet stellte erst im August nach 275 Tagen und mit einer rekordverdächtigen Schneehöhe im Winter von fast 23 Metern den Betrieb ein.

„Mit der langen Saison haben wir inzwischen immer mehr Gäste aus Europa“, sagt Manager Michael Vanderhurst. Denn einige Tage Skifahren lassen sich selbst bis in den Frühsommer mit einem Westküsten-Urlaub kombinieren. Eine solche ungewöhnliche USA-Reise wie etwa zum Baden im Pazifik, zu den Filmstudios nach Hollywood und einem Bummel über die Golden Gate Bridge in San Francisco mit einem Abstecher in die Mountains, ist durchaus selbst machbar.
Im Leihwagen ist man innerhalb weniger Stunden über den Interstate Highway in den Bergen. Das geht auch, wenn die Tour über das Nachbarskigebiet Palisades Tahoe führen soll. Das Auto kann von zuhause gebucht werden. Die breiten Ski für die Abfahrt im Tiefschnee und Boards gibt es in den Shops vor Ort. Der Skipass sollte allerdings in Deutschland vorbestellt werden. Das ist preiswerter als ein Ticket an der Talstation.
Die Gipfel wirken wie eine Mauer und fangen den Schnee ab
In den Bergen können über Nacht bis zu zwei Meter Schnee fallen. Die Region bekommt vom Ozean zwar die gleiche Niederschlagsmenge ab wie andere Skiresorts an der Westküste - aber die alte Bergstadt Mammoth Lakes liegt in 2400 Metern Höhe, die Main Logde sogar 2700 Meter über dem Meeresspiegel. Die Gipfel wirken wie eine Mauer und fangen den Schnee ab. Vor über 80 Jahren hatte das der Hydrograph Dave McCoy aus Los Angeles bemerkt. Er kaufte dem örtlichen Skiclub einen Übungslift ab und gilt heute als Pionier des Skigebietes.
Bei 300 Sonnentagen ist Skifahren bei blauem Himmel hier die Regel. Das beeindruckt als Europäer. An einem klaren Tag sieht man sogar bis zum Yosemite Nationalpark. Die Hänge sind mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad – einem schwarzen doppelten Diamanten - ausgezeichnet. Für Einsteiger und Familien gibt es viele Möglichkeiten auf den breiten und Pisten, die gut gewalzt werden. Mammoth Mountain ist das einzige Skigebiet in den USA mit drei unterschiedlich großen Halfpipes und Funparks, in denen nicht nur Maskottchen Woolly über den Schnee flitzt. Das Skizentrum und die Häuser in der Stadt bieten vom Familienstudio bis zur gehobenen Gastronomie eine bunte Mischung an Hotels und Unterkünften. Die Übernachtungen sind allesamt für US-Verhältnisse eher günstig – größtenteils gibt es sogar Vier-Sterne-Luxus zu Drei-Sterne-Preisen.
Weitere Informationen:
www.palisadestahoe.com
www.visitmammoth.com
www.ikonpass.com
Skigebiete: Palisades Tahoe ist mit Leihwagen erreichbar über San Francisco in 4 Stunden, über Reno-Tahoe in 45 Minuten. Mammoth Lakes liegt an der östlichen Sierra Nevada in der Nähe des Tioga Passes und ist als bester Wintersportort Nord Amerikas ausgezeichnet worden.
Skipass: Beide Skigebiete gehören zur Alterra Gruppe und sind mit dem Ikon Pass befahrbar. Dieser Saisonpass ist in mehr als 50 Skigebieten weltweit gültig, in Europa in Chamonix Mont-Blanc Valley (Frankreich), Dolomiti Superski (Italien), Kitzbühel (Österreich) und Zermatt (Schweiz) jeweils bis zu 7 Tage. Alternativ sind Skipässe vorab in Deutschland über Reiseveranstalter buchbar.
Unterkünfte: „The Village at Palisades Tahoe“ im Olympic Valley, in Mammoth Mountain „Westin Monache Resort“ mit direkter Anbindung ins Skigebiet.
Reisezeit: November bis Mai
Flüge: Direktflüge nach San Francisco und Los Angeles ab München oder Frankfurt


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