Hälfte der Patienten keine Notfälle
Fränkische Kliniken schlagen Alarm: Notaufnahmen sind an der Kapazitätsgrenze
25.8.2023, 13:13 UhrDie Notaufnahmen, gerade die im größten Krankenhaus des Klinikverbunds in Ansbach, seien "an der Kapazitätsgrenze", teilt Ulrike Meyer auf der Heide, die Leiterin der Presse-Abteilung mit. Das Problem: Die immer weiter steigende Zahl von Patienten, die sich ohne dringenden Grund in den Notaufnahmen vorstellen. In den Kliniken Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg sei die Lage nun so dramatisch, dass der Klionikverbund ANregiomed Alarm schlägt.
Die Notaufnahme der Krankenhäuser seien die ersten Anlaufpunkte für den Rettungsdienst und Patienten in akutmedizinischen Notsituationen, die sehr dringend einer Versorgung bedürfen, erklärt Ulrike Meyer auf der Heide. "Das sind akut erkrankte Patienten oder Verletzte. Bei diesen Notfällen zählt nicht selten jede Minute." Aktuelle Analysen des Patientenaufkommens in den zentralen Notaufnahmen hätten gerade am Standort Ansbach aber ergeben, dass über die Hälfte aller vorgestellten Patienten keine eigentlichen Notfälle seien.
KVB-Praxen direkt in der Krankenhaus-Umgebung
Die Folge, auch aufgrund des Fachkräftemangels. "Die Notaufnahmen im ANregiomed-Verbund sind nicht mehr in der Lage, die Masse an Patienten zu bewältigen", erklärt Ulrike Meyer auf der Heide.
Der Klinikverbund sieht sich daher gezwungen, noch einmal auf die eigentlich in Deutschland vorgesehene "Reihenfolge der medizinischen Behandlung" zu verweisen: "Erster Ansprechpartner ist - auch bei akuten Beschwerden - der Haus- oder niedergelassene Facharzt. Ist dieser nicht erreichbar, sind in dringenden Fällen die Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) die nächste Anlaufstelle." Die KVB-Praxen in Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg liegen direkt am jeweiligen Klinikgelände.
60 Prozent kommen mit Bagatellerkrankungen
"Der Weg in die Notaufnahme führt üblicherweise nur über eine Einweisung eines niedergelassenen Allgemein- oder Facharztes. Lediglich in Notfällen mit plötzlich auftretenden, starken Beschwerden können Patienten, die sofort behandelt werden müssen, also etwa nach Unfällen oder in anderen bedrohlichen Situationen, ohne Einweisung selbst in einer Notaufnahme vorstellig werden", erklärt Ulrike Meyer auf der Heide weiter.
Tatsächlich würden die Notaufnahmen aber "geflutet von Patienten mit Bagatellerkrankungen". Rund 60 Prozent der Patienten hätten Beschwerden, die im niedergelassenen Bereich abgeklärt werden müssen. "Weil unsere Notaufnahmen so überfüllt sind, können Patienten, die tatsächlich eine Notfallbehandlung benötigen, häufig nicht mehr aufgenommen werden und müssen vom Rettungsdienst in weiter entfernte Kliniken gebracht werden. Das müssen wir unbedingt vermeiden", wird Professor Dr. Thomas Meyer, Ärztlicher Direktor am Klinikum Ansbach und Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, in einer Mitteilung von ANregiomed zitiert.
So will die Klinik der Lage Herr werden
"Wir nehmen unsere Aufgabe sehr ernst, alle Notfallpatienten bei uns zu behandeln. Es müssen aber auch echte Notfälle sein, die einer Versorgung in einem Krankenhaus bedürfen", heißt es von Meyer weiter. Der Klinikverbund kündigt aufgrund der aktuellen Lage an: "In Zukunft werden Patienten, die die ANregiomed-Notaufnahmen ohne Einweisung und ohne Notlage eigenständig aufsuchen, nach einer Ersteinschätzung konsequent an den Hausarzt, Facharzt oder Ärztlichen Bereitschaftsdienst verwiesen."
Die KV Bereitschaftspraxis in Ansbach ist übrigens zu diesen Zeiten erreichbar:
Montag, Dienstag und Donnerstag von 18 bis 21 Uhr;
Mittwoch und Freitag von 14 bis 21 Uhr;
Samstag, Sonntag und an den Feiertagen von 9 bis 21 Uhr.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist erreichbar unter der Telefonnummer: 116 117.