Rot für Jesu Leiden, gelb für Lebensfreude

Fränkische Schweiz: Osterbrunnen in neuer Pracht

7.4.2022, 10:19 Uhr
Fränkische Schweiz: Osterbrunnen in neuer Pracht

© Annika Falk-Claussen, NN

Zwei Jahre lang wurde Nachschub bemalt, der dann pandemiebedingt nicht aufgehängt werden konnte. Barbara Pickelmann erinnert sich noch an die Vorbereitungen 2020, als wenige Tage vor Palmsonntag Bürgermeister Stefan Förtsch bei ihr angerufen hat, um ihr mitzuteilen, dass die Osterbrunnen wegen der Corona-Pandemie nicht geschmückt werden sollen.

Es waren hunderte Eier neu bemalt und bereits die Girlanden gewickelt worden. „Da steckte viel Zeit und auch Geld drin“, sagt die Vorsitzende des Heimatvereins Club 22, die froh ist, mit ihrem Team wieder loslegen zu können.

Ausgetüfteltes Farbkonzept

Fränkische Schweiz: Osterbrunnen in neuer Pracht

© Annika Falk-Claussen, NN

Neben dem üblichen Farbkonzept (Gelb für die Lebensfreude im Frühjahr und Rot für den Leidensweg Jesu mit Schmuckfarben in rosa, lila, blau und grün) gibt es kein direktes Motto und einen Schwerpunkt wie 2017 im Reformationsjahr. Denn dafür war zu lange unsicher, ob der Touristenmagnet wie üblich geschmückt werden darf.

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© Annika Falk-Claussen, NN

Die Vorbereitungen gleichen einer logistischen Herausforderung. Seit Aschermittwoch sind die rund 20 Helfer im Einsatz, um die Tannen- und Fichtenzweige um die Metallgestelle zu wickeln und mit rund 120 farblich passenden Eiern pro Bogen zu schmücken. Die Girlanden werden in mehreren Scheunen und Schuppen untergebracht und auf Paletten befestigt.

Fränkische Schweiz: Osterbrunnen in neuer Pracht

© Annika Falk-Claussen, NN

Diese werden dann mit einem Frontlader durch den Ort zum Brunnen gefahren. Dieser wurde in den vergangenen Tagen ausgiebig geputzt. Ab Palmsonntag kann der fertig geschmückte Brunnen dann bewundert werden.

An den Wochenenden kümmert sich der Sportverein um die Bewirtung der Besucher des größten Osterbrunnens der Welt. Am Ostersonntag ist ein Standkonzert des Gesangvereins Geschwand und am Ostermontag ein Auftritt des Posaunenchors Bieberbach geplant.

Fränkische Schweiz: Osterbrunnen in neuer Pracht

© Annika Falk-Claussen, NN

Der Klimawandel macht den Organisatoren immer mehr zu schaffen. „Als ich vor 40 Jahren angefangen habe, gab es öfter mal noch Schnee, da hatten die Girlanden ausreichend Feuchtigkeit“, so Pickelmann. Doch durch den trockenen März sieht die Initiatorin ein hohes Risiko, dass die Zweige nach wenigen Tagen in der Sonne braun werden und extrem nadeln.

Klimawandel: Überdachte Lagerung

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© Annika Falk-Claussen, NN

Deshalb werden sie bis zur Anbringung am Brunnen überdacht gelagert. „Wir überlegen, wie wir unser Konzept verändern und künftig schmücken können, denn mit künstlichen Zweigen geht es auch nicht“, so die Vereinsvorsitzende, die sich für die Krone des Brunnens in diesem Jahr eine Überraschung ausgedacht hat.

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© Annika Falk-Claussen, NN

Sonst werden die Eier oft in Gemeinschaft am Nachmittag bemalt, in diesem Jahr haben viele Familien alleine die unterschiedlich großen Eier – von Hühnern, Gans, Strauß, Taube und Zwerghuhn – verziert.

Sie werden immer erst grundiert, dann bemalt und mit Klarlack versiegelt. Neben grafischen Mustern gibt es Bauernmalerei und Frühlingsszenen mit Hasen und Vögeln. Besonders für Bieberbach sind die Katzen- und Mäusemotive. Die Geschichte dahinter begann auf dem Speicher von Pickelmanns Vorgängerin. Da hatten die Mäuse kurz vor dem Schmücken des Brunnens hunderte Eier gefressen, die dann innerhalb weniger Tage neu ausgeblasen und bemalt werden mussten.

Moderne Botschaft

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© Annika Falk-Claussen, NN

Auf einigen Eiern finden sich auch Schmetterlinge und Bienen. „Wir wollten in einem Jahr besonders auf das Insektensterben hinweisen“, so Pickelmann, der wichtig ist, auch auf den Ursprung der Osterbrunnen hinzuweisen, nämlich schonend mit den Wasserressourcen umzugehen: „Eine Botschaft so modern wie nie.“

Besonders in diesem Jahr ist, dass der Osterbrunnen bis zum 1. Mai geschmückt bleibt, da Ostern spät im Jahr liegt. Deshalb hat der Heimatverein auch Maibäume mit Ostereiern geschmückt, die rund um den Brunnen aufgestellt werden. Barbara Pickelmann freut sich über den Brunnen in ihrem Heimatort und die zahlreichen anderen in der ganzen Fränkischen Schweiz: „Diese Farbtupfer haben im Frühjahr schon sehr gefehlt.“

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