Barrierefrei und moderner

Am Gunzenhäuser Bahnhof wird kräftig investiert

28.7.2021, 10:02 Uhr
So wird der Bahnhof Gunzenhausen hoffentlich nicht mehr allzu lange aussehen.

© Wolfgang Dressler, NN So wird der Bahnhof Gunzenhausen hoffentlich nicht mehr allzu lange aussehen.

Dass der Bahnhof umgebaut wird, das wurde in den vergangenen Monaten mehrmals offiziell verkündet. So verhält es sich auch, doch man muss unterscheiden: Da ist zum einen das Bahnhofsgebäude, das die Stadt 2015 von der Bahn erworben hat und das sie in absehbarer Zeit modernisieren will. Zum anderen geht es um die Verkehrsflächen, also die Auf- und Abgänge und den Gleisbereich. Sie befinden sich weiterhin im Eigentum der Bahn, und hier erfolgt in einigen Jahren ein aufwendiger barrierefreier Umbau durch die Bahn selbst beziehungsweise den Bund. Die beiden Projekte laufen getrennt voneinander und haben doch miteinander zu tun.

Ortstermin mit Abgeordneten

Genau das kam nun bei einem Ortstermin zur Sprache. Eingeladen hatte die Gunzenhäuser CSU. Mit von der Partie war der hiesige Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer (Weißenburg). Noch viel einflussreicher ist ein zweiter Bundestagasbgeordneter: Christian Schmidt, Jurist aus Fürth. Der frühere Bundeslandwirtschaftsminister gehört dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG an. Dort werden die grundlegenden Weichen gerade für die künftigen Investitionen gestellt.

Derzeit richten sich die Blicke auf Westdeutschland, wo die Flut viele Gleisanlagen zerstört hat. Der Wiederaufbau wird viele Millionen kosten. „Das sind brutale Zahlen“, sagte Schmidt zu seinen Gunzenhäuser Parteifreunden. Dennoch geht er fest davon aus, dass der barrierefreie Ausbau im Fall von Gunzenhausen kommen wird. Die Gelder stünden zur Verfügung, da befinde man sich in einer „relativ guten Situation“. Bekanntlich kommt Gunzenhausen bei einem Sonderprogramm des Bundes zum Zuge. Bayern hatte 70 Bahnhöfe nach Berlin gemeldet, und die Wahl fiel auf die Altmühlstadt und auf Kaufbeuren. Von 23 Millionen Euro allein für Gunzenhausen und vom Baubeginn im Jahr 2025 ist die Rede.

Artur Auernhammer und Christian Schmidt am Gleis

Artur Auernhammer und Christian Schmidt am Gleis © Wolfgang Dressler, NN

Schmidt erinnerte an den „Deutschlandtakt“, den die Bahn bis 2030 auf die Beine stellen will. Viele Fernzüge sollen im Halbstundentakt verkehren, da sollten dann auch die Zubringerstrecken verbessert werden und mehr Passagiere haben. Für Gunzenhausen mit seiner Bedeutung als Wirtschaftsstandort/Pendlerverkehr, als touristisches Zentrum im Seenland und als Standort größerer Gesundheitseinrichtungen sieht der Abgeordnete ein Wachstumspotenzial bei der Zahl der Bahnpassagiere. Genau mit diesen Argumenten hatten ja gerade der CSU-Ortsverband, die CSU-Fraktion und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz geworben. Sie verwiesen dabei auch auf die beschlossene Reaktivierung der Hesselbergbahn bis 2024 bis Wassertrüdingen.


Nach langen Verhandlungen hat die Stadt den Bahnhof gekauft


Nach Schmidts Worten trägt das Land die Kosten für die Planung und der Bund bezahlt dann die Realisierung des barrierefreien Ausbaus. Vor wenigen Tagen ist der „neue“ Pleinfelder Bahnhof eingeweiht worden, darauf wies CSU-Ortsvorsitzender Manuel Blenk hin. Ob es in Gunzenhausen – wie in Pleinfeld und Treuchtlingen – Aufzüge geben wird oder Rampen gebaut werden, konnte Schmidt bei dem Ortstermin nicht sagen, das wird sich im Zuge der Planung zeigen. Auch der Termin 2025 wird noch bestätigt werden müssen.

Große Pläne der Stadt

Beim Bahnhofsgebäude ist die Stadt Herrin des Geschehens. Hier werden umfangreiche Veränderungen kommen. Derzeit wählt die Stadt den Architekten aus, der das Projekt vorbereiten soll. Der Rathauschef fasste so zusammen, was er und der Stadtrat unter „Mobilitätszentrum“ verstehen: Fahrkartenverkauf, Stadtbusbüro (Stadtwerke), Reisebüro, Buchhandlung, Gastronomie, Fahrradvermietung, Carsharing. Auch mehr P+R-Stellplätze und ein Fahrradparkhaus kann sich der Bürgermeister vorstellen. Alles in allem wolle man einen modernen, multifunktionalen Anlaufpunkt. Die Passagiere könnten per Bahn anreisen, dann etwa den örtlichen ÖPNV nutzen, sich ein Mietauto nehmen oder sich aufs Leihfahrrad schwingen. Letztere Vorstellung erfreut natürlich das Herz von Fachfrau und CSU-Stadträtin Erika Gruber. Großen Wert legt man im Rathaus auch auf eine Gastronomie, die große Ausstrahlungskraft haben soll. Derzeit herrscht da Flaute, das Lokal wird nicht genutzt.

Wann die Stadt beim Bahnhofsgebäude loslegen wird, ist ebenfalls noch offen – und hängt stark von der Finanzierung ab. Fitz hält es für geboten, dass Stadt und Bahn Hand in Hand arbeiten. Er brauche dazu feste Ansprechpartner bei dem Riesenunternehmen DB, sagte er zu Christian Schmidt.

Dieser ermunterte die Stadt dazu, beim künftigen „Mobilitätszentrum“ innovative Elemente zu bedenken und eventuell einzuführen. Er verwies als Beispiel auf den Versuchsbetrieb „Autonomes Fahren“ in Bad Birnbach. Insgesamt zeigte er sich sehr zufrieden mit dem, was Gunzenhausen bereits vorweisen kann, etwa die beiden Stadtbuslinien, das Rufbussystem und die Freizeitlinien im Sommer.


Endlich: Barrierefreier Ausbau rückt in greifbare Nähe


Die CSU-Vertreter sprachen auch weitere Wünsche an. Hier steht die „Durchbindung“ nach Nürnberg an erster Stelle. Gemeint ist ein durchgehender Zug in die Noris, das Umsteigen in Pleinfeld soll entfallen. Von einem Hybridzug mit mehr als einem Antriebssystem war bereits die Rede, dieser würde sich anbieten, da die Strecke Gunzenhausen-Pleinfeld nicht elektrifiziert ist. Der Abgeordnete (Bundeswahlkreis Fürth/Neustadt a. d. Aisch) meinte, in diesem Fall könnte er sich eine Elektrifizierung der Strecke am ehesten vorstellen.

Ab August neue Aufgabe

Die Gunzenhäuser CSU hofft, dass Christian Schmidt Ansprechpartner und Helfer beim Thema Bahnverkehr bleiben wird. Der CSU-Bundespolitiker kandidiert nicht mehr für den nächsten Bundestag, er scheidet also aus dem Parlament aus. Schmidt wurde Ende Mai zum Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina gemäß dem nach dem Völkermord von Srebrenica und den Balkankriegen geschlossenen Friedensvertrag von Dayton berufen.

Da gilt es, in wenigen Tagen den neuen Arbeitsplatz in Sarajevo einzunehmen und mit dem widerspenstigen Russland ein Einvernehmen zu erzielen, um auf dem Balkan Fortschritte erzielen zu können – Weltpolitik statt Einsatz für die Bahn im ländlichen Raum in Bayern. Bosnien und Herzegowina ist so groß wie Niedersachsen, zählt 2,8 Millionen Einwohner. 70 Prozent der jungen Leute wollen weg von dort, erzählte Schmidt. Er versicherte bei dem Ortstermin, dass er im Aufsichtsrat der Bahn bleibe und sich hier weiterhin betätigen wolle, nicht zuletzt für Mittelfranken.