Für Struktur sorgen

Der Garten im November: Wer nicht aufräumt, hilft den Tieren

Gerhard Durst

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1.11.2023, 15:00 Uhr
Letzte Beeren nicht abschneiden: Unsere überwinternden Vögel brauchen sie als Nahrung in der kalten Jahreszeit.

© Gerhard Durst, NN Letzte Beeren nicht abschneiden: Unsere überwinternden Vögel brauchen sie als Nahrung in der kalten Jahreszeit.

Auch wenn die Temperaturen der letzten Wochen es nicht zeigen, das fallende Laub verdeutlicht es uns: Es kommt der Winter. Zunehmend verschwindet die Farbenvielfalt, und wir ernten die letzten Wintergemüse. Jedoch ist ein strukturreicher naturnaher Garten auch im Winter ein wertvoller Rückzugsraum für heimische Tierarten.

So bekommt der Garten Struktur

Trockene Gräser und die abgetrockneten Blütenstände von zahlreichen Gartenstauden verleihen dem winterlichen Garten Struktur und Gesicht. Besonders bei tiefem Sonnenstand, morgendlichem Raureif, Nebel oder Schnee bieten sich neue, zauberhafte Gartenbilder. Selbst wer kein Auge für Entdeckungen dieser Art hat, sollte sich ins Gedächtnis rufen, dass das abgestorbene Pflanzenmaterial den Boden und die Wurzelbereiche der Pflanzen im Winter vor Witterungseinflüssen schützt.

Erosion durch Wind oder Regen und die Auswirkungen von harten Frösten bei fehlender Schneedecke werden durch eine Schicht aus toten Blättern und Stängeln abgefedert. Viele mediterrane Kräuter oder andere kälteempfindliche Pflanzen haben in unseren Breiten eine bessere Chance, gut über den Winter zu kommen, wenn ein Bett aus alten Blättern die härtesten Fröste und kältesten Winde fernhält.

Laub ist kein Abfall für die Mülltonne, sondern bietet im Winter Pflanzen und Tieren wertvollen Schutz. Und es kann, wie man sieht, viel Spaß machen...

Laub ist kein Abfall für die Mülltonne, sondern bietet im Winter Pflanzen und Tieren wertvollen Schutz. Und es kann, wie man sieht, viel Spaß machen... © Gerhard Durst, NN

Das heimische Tierleben ist dankbar, wenn der Garten im Herbst nicht komplett aufgeräumt wird: Blattschöpfe von Ziergräsern oder Horste von Blütenstauden bieten zahlreichen nützlichen Insekten ein trockenes, windgeschütztes Überwinterungsquartier. In hohlen Stängeln abgestorbener Pflanzen überwintert etwa die Brut von Wildbienen. Das Astgewirr einer dichten Hecke bietet Singvögeln Deckung vor Feinden und Schutz vor den Elementen.

Letzte Beeren dienen als Winterfutter

Letzte Beeren, die noch in den Sträuchern zu finden sind, dienen als Winterfutter. Ein Rückschnitt der Stauden sollte daher erst im Frühjahr erfolgen, wenn die Stauden mit ihrem Neuaustrieb beginnen. "Natürlich können matschig gewordene Blätter von Stauden jetzt abgeschnitten werden, alles andere dagegen bleibt stehen!", fordert der Bayerische Landesverband für Gartenbau auf seiner für Gartenfreunde sehr nützlichen Website www.vielfaltsmacher.de.

"Abgefallene Blätter liegen lassen und sogar noch mehr Laub von den Gehölzen dazugeben", wird dort gefordert. Schneiden Sie auch in ihren wilden Ecken nichts ab, lassen Sie auch die Brennnesseln stehen, appellieren die Experten. Manche Schmetterlinge überwintern nämlich, als Puppe angeheftet, an Gräser- und Staudenstängel, und auch im Totholz oder unter den Resten vom Gehölzschnitt finden viele Tiere ein geschütztes Winterplätzchen.

Wichtiger Garten-Nützling: Für Igel sollte man Plätze schaffen, an denen das Stacheltier überwintern kann.

Wichtiger Garten-Nützling: Für Igel sollte man Plätze schaffen, an denen das Stacheltier überwintern kann. © Gerhard Durst, NN

Der aufgeschichtete Blätterhaufen am Fuß eines alten Baumes beherbergt mit ein wenig Glück einen Igel. "Der Igel ist ein Symbol für naturnahe Gärten, denn nur dort fühlt sich der nützliche Bewohner wohl und findet genügend Nahrung", erklärt Kreisfachberaterin Carola Simm. Igel sind nützliche und wertvolle Helfer im Garten. Da sie sich unter anderem von Schnecken, Spinnen und Insektenlarven ernähren, tut jeder gut daran, ihnen einen guten Lebensraum zu schaffen.

Wichtig sind Tränken im Garten

Um den Igeln die Möglichkeit zu geben, von Garten zu Garten zu wandern, ist ein guter Zugang zum Garten notwendig, denn engmaschige Zäune oder Mauern sind für ihn unpassierbar. Günstig sind Hecken oder Lattenzäune, die erst 10 Zentimeter über den Boden beginnen. Wichtig sind Tränken im Garten, da auch Igel frisches Trinkwasser benötigen.

Solange der Boden nicht gefroren ist, können Gehölze, Stauden, Obstgehölze und auch noch Zwiebelblumen gepflanzt werden. Allerdings sind sie bei geringen Niederschlägen zu wässern. Die Pflanzen haben dann über die Wintermonate viel Zeit, um neue Wurzeln im Boden zu bilden.

So bekommt das Paradies vor der Haustür Struktur: Nur wenn wir Stauden stehen lassen, erwartet uns im Winter ein interessanter Garten.   

So bekommt das Paradies vor der Haustür Struktur: Nur wenn wir Stauden stehen lassen, erwartet uns im Winter ein interessanter Garten.   © Gerhard Durst, NN

Der "Gartenkalender" erinnert jetzt daran, Schläuche, Wasserleitungen, Pumpen und Regentonnen zu entleeren und einzuwintern. Gartenwerkzeuge sollten gesäubert, eingefettet und trocken gelagert werden. Der "Praktische Gartenratgeber" empfiehlt, regelmäßig die eingelagerten Tomaten durchzuschauen und schnell aufzubrauchen. Auch muss das Obstlager kontrolliert und faulige Früchte laufend aussortiert werden.

Rosen sind jetzt anzuhäufeln, und nach und nach ist es nötig, auch robustere Balkon- und Kübelpflanzen vor Frost zu schützen und deshalb einzuräumen, sobald man sie ausgeputzt und zurückgeschnitten hat.

Grün- und Rosenkohl wird erst nach den ersten Frösten geerntet. Baumstämme sollten zum Schutz vor Frostschäden geweißelt werden. Da auch Gräber im Friedhof kleine Gärten sind, könnten wir diese jahreszeitlich wie unsere Hausgärten schmücken. Dazu macht der "Praktische Gartenratgeber" nachahmenswerte Vorschläge. Denn nur so leisten auch Friedhöfe einen wichtigen Beitrag für die Umwelt.

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