Übertragung durch Spitzmäuse

Person aus Kreis Weißenburg-Gunzenhausen stirbt an Borna-Virus - was jetzt zu beachten ist

Georg Lindner

Lokalredaktion Treuchtlingen

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4.12.2023, 11:47 Uhr
Feldspitzmäuse und deren Ausscheidungen können nach aktuellem Forschungsstand das Borna-Virus übertragen.

© Henning Vierhaus, FLI, NN Feldspitzmäuse und deren Ausscheidungen können nach aktuellem Forschungsstand das Borna-Virus übertragen.

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Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist kürzlich eine Erkrankung durch das äußerst seltene, aber lebensbedrohliche Borna-Virus (BoDV-1 - Borna Disease Virus 1) aufgetreten. Die erkrankte Person ist mittlerweile an den Folgen der Infektion verstorben, teilt nun das Landratsamt mit. Weder Geschlecht noch Alter sind bekannt. Die Behörde bittet auf Nachfrage um Verständnis, dass keine weiteren Informationen mitgeteilt werden - zum Schutz der verstorbenen Person und ihrer Angehörigen.

Insgesamt sind bislang nur etwa 50 Fälle von BoDV-1 Erkrankungen beim Menschen nachgewiesen worden. Jährlich werden weniger als zehn Fälle in Deutschland gemeldet, eine überwiegende Mehrheit davon aus Bayern. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) weist darauf hin, dass eine Übertragung von BoDV-1 nach dem aktuellen Stand der Forschung durch den Kontakt zur Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) und deren Ausscheidungen erfolgen kann.

Der genaue Übertragungsweg des Virus von der Feldspitzmaus auf den Menschen ist jedoch bisher unbekannt und Gegenstand der aktuellen One-Health-Forschung zu BoDV-1, die in Bayern einen Schwerpunkt hat. Auch im Zuge der kürzlich an BoDV-1 verstorbenen Person wird intensiv diesbezüglich ermittelt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Forschung ein, so das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wie auch andere Fachbehörden empfehlen grundsätzlich, den Kontakt zu Spitzmäusen und deren Ausscheidungen zu vermeiden und folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten.

Lebende oder tote Spitzmäuse sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden. Sollten Spitzmäuse im häuslichen oder Arbeitsumfeld identifiziert werden, gilt es, ihre Nahrungsquelle herauszufinden und sie ihnen zu entziehen. Spitzmäuse akzeptieren zum Beispiel im Außenbereich angebotenes Hunde- oder Katzenfutter.

Auch Komposthaufen oder andere Abfälle können durch das reiche Nahrungsangebot an Insekten für Spitzmäuse interessant sein. Generell sollen Orte, an denen ein Kontakt mit den Ausscheidungen von Spitzmäusen auftreten kann, wenn möglich (auch) von spielenden Kindern gemieden werden.

Arbeiten dort - gerade wenn es zu einer Staubentwicklung beim Kehren kommen kann - sollten nur unter den entsprechenden Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen erfolgen.

Dies sind unter anderem Straßenböschungen, Steinmauern, Hecken oder generell auch Schuppen oder andere für wildlebende Kleintiere zugängliche Gebäudeteile. Spitzmäuse sollten zudem nicht als Haustiere gehalten werden, empfiehlt das Landratsamt.

Sollten im Wohn- oder Arbeitsumfeld tote Spitzmäuse gefunden werden - wenn zum Beispiel eine Katze diese ins Haus gebracht hat, sollten die Tierkörper sicher beseitigt und kontaminierte Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger gesäubert werden, rät das Landratsamt.

Das Landratsamt empfiehlt das Tragen von Gummihandschuhen und bei Staubentwicklung möglichst einen eng anliegenden Mundnasenschutz oder eine FFP2-Maske. Dann soll die tote Spitzmaus und deren mögliche Ausscheidungen zunächst gründlich mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel besprüht werden. So wird verhindert, dass bei der Entsorgung beziehungsweise Reinigung virusbeladener Staub aufgewirbelt wird.

Um die tote Spitzmaus zu entsorgen, soll man über die Hand Plastiktüte stülpen und sie so aufheben, die Tüte dann verschließen und mit dem Hausmüll entsorgen. Nach staubigen Arbeiten empfiehlt die Behörde sofort zu duschen - inklusive Haare waschen. Auch die benutzte Arbeitskleidung soll gewaschen werden.

Spitzmäuse haben deutlich spitzere Nasen beziehungsweise Gesichter als echte Mäuse. Zudem zeichnen sie sich durch einen stechenden Geruch sowie relativ kleine Augen und Ohren aus. Feldspitzmäuse sind insgesamt sehr selten. Sie leben auf Brachgebieten, zum Beispiel Straßenböschungen, Steinmauern oder unter Hecken. Sie sind scheu und nachtaktiv, Begegnungen zwischen Feldspitzmaus und Mensch sind eher selten.

Mit der Feldspitzmaus eng verwandt sind Garten- und Hausspitzmaus. Die Feldspitzmaus kann anhand ihrer zweifarbigen Färbung mit deutlicher Grenze zwischen Ober- (grau/braun) und Unterseite (weiß) von der Garten- und der Hausspitzmaus (fließender Übergang) unterschieden werden. Es ist bisher unbekannt, ob auch die Garten- oder die Hausspitzmaus BoDV-1 übertragen kann.

Weiterführende Informationen gibt es auf der Homepage des LGL. Besorgte Bürgerinnen und Bürger können sich per E-Mail an servicestelle@lgl.bayern.de wenden, teilt das Landratsamt mit.

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