Neuer Transport geplant

Unterstützung für die Ukraine: Verein in Altmühlfranken hilft seit 30 Jahren

Rosemarie Meyer

26.11.2022, 18:58 Uhr
Der Verein "Hilfe für die Ukraine" im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen pflegt gute Kontakte mit Menschen im ukrainischen Lviv. Die Stadt war bei dem schweren Angriff Mitte November Ziel einer russischen Rakete.   

© IMAGO/Pavlo Palamarchuk, NN Der Verein "Hilfe für die Ukraine" im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen pflegt gute Kontakte mit Menschen im ukrainischen Lviv. Die Stadt war bei dem schweren Angriff Mitte November Ziel einer russischen Rakete.  

Der Angriffskrieg gegen der Ukraine dauert bereits Monate an. Nun steht der Winter vor der Tür, und die Bevölkerung ist mehr denn je auf Unterstützung angewiesen. Ein verlässlicher Partner im Landkreis ist hier der Verein "Hilfe in der Ukraine".

Bereits der 24. Transport

Seit März dieses Jahres bringt die Organisation Hilfstransporte auf den Weg in die Ukrainie. Derzeit laufen die Vorbereitungen für Nummer 24. Dieser Transport steht unter dem Motto „Kinder helfen Kindern“.

Vereinsvorsitzende Melitta Heuberger und viele Mitglieder haben schon lange einen besonderen Bezug zur Ukraine, vor allem zur Region Lviv. Erste Kontakte entstanden kurz nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. Damals gründete sich - wie in ganz Deutschland - in Weißenburg-Gunzenhausen eine Gruppe, die Kindern aus den verseuchten Gebieten Ferienaufenthalte in der Region ermöglichte.

Im Gasthaus "Brandenburger Hof" in Weißenburg werden die Pakete für die Ukraine gesammelt. Beim Beladen der Transporter packen viele Freiwillige mit an.

Im Gasthaus "Brandenburger Hof" in Weißenburg werden die Pakete für die Ukraine gesammelt. Beim Beladen der Transporter packen viele Freiwillige mit an. © privat, NN

Weil Melitta Heuberger Russisch spricht, bekam sie den Job der „Organisatorin“ - und fand ihre Berufung. Als die erste Hilfswelle abflachte, machten die Vereinsmitglieder weiter, denn noch immer leiden Menschen unter den Folgen des Supergaus. So wie etwa Marta, die fünf Jahre nach dem Unglück auf die Welt kam. Bei ihrer Geburt hatte sie an ihren Fingern einen Tumor, weshalb ihr in der Ukraine die ersten beiden Glieder des Mittel- und Zeigefingers amputiert wurden.

Starke Deformationen

Dazu kam, dass das Mädchen an einem neuralem Fibrolipom mit Makrodatkylie litt. Sie verursachte, dass sich an den Sehnen und Nervensträngen ständig „wildes Fleisch“ und Fettgewebe bildete. Das Fettgewebe überzog die ganze Hand bis zum Handgelenk und führte zur starken Deformation und Bewegungseinschränkung.

Als der Verein von dem Schicksal des Mädchens erfuhr, setzte man alles daran, Marta zur weiteren medizinischen Versorgung in den Landkreis zu holen. Die damalige Handchirurgin am Klinikum Altmühlfranken Gunzenhausen, Dr. Nordhoff, erklärte sich sofort bereit, honorarfrei zu arbeiten, und das Krankenhaus gab grünes Licht für die Behandlung. 2007 wurde bei Marta erstmals das überschüssige Fettgewebe entfernt, um die Fingerstümpfe zu regulieren. Zwei Jahre später wurden die Beweglichkeit der Finger wiederhergestellt.

Als Kind litt Marta an den Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl und wurde im Klinikum Gunzenhausen versorgt. Heute erwartet sie ihr zweites Kind und erhält wieder Päckchen aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

Als Kind litt Marta an den Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl und wurde im Klinikum Gunzenhausen versorgt. Heute erwartet sie ihr zweites Kind und erhält wieder Päckchen aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen © privat, NN

Heute studiert Marta Medizin an der Universität in Lviv. Den Kontakt zu Melitta Heuberger und den Vereinsmitgliedern hat sie nie verloren. Im November bekam sie ihr zweites Kind. Doch anstatt ihr Mutterglück genießen zu können, muss sie wieder bangen. Um ihr Leben und das ihrer Familie.

Ihr "Mädchen" nicht vergessen

Und wieder kommen Pakete aus dem Landkreis Weißenburg mit Lebensmitteln, Windeln, Kindernahrung, Kleidung und Kerzen. Denn auch die Vereinsmitglieder haben Marta nicht vergessen, Andrea Wenderlein, die ihre Behandlung vermittelte, und Ursula Stief, bei der sie damals wohnte, und natürlich bei Melitta Heuberger, für die Marta eines „meiner Mädchen" ist.

Es gibt viele Menschen in Lviv, Kiew und Umgebung, die eine persönliche Beziehung zum Verein und zu den Mitgliedern haben. Da sind zum einen die „Ferienkinder“, die mittlerweile groß sind und inzwischen selbst Kinder haben, und ihre Eltern, die damals dankbar waren für die Unterstützung. Eine wichtige Brücke in die Region schlägt auch seit vielen Jahren der „Trembita Chor“, der immer wieder im Landkreis aufgetreten ist.

Der Verein Hilfe für die Ukraine um Melitta Heuberger unterstützt mit seinen Hilfstransporten eben nicht nur wildfremde Menschen, sondern auch Freunde. Das ist für die hiesigen Helferinnen und Helfer eine große Motivation, immer weiter Spenden zu sammeln und Hilfstransporte zu organisieren.

Nach Jahren der Stagnation ist der Verein in den vergangenen Wochen wieder gewachsen. Geflüchtete Menschen aus der Region um Lviv helfen mit, die Transporte zu packen und die Hilfsgüter dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden.

Die Tücken der Bürokratie

Für Melitta Heuberger sind die Hilfstransporte nur ein Teil ihres Engagements. Sie hilft den Geflüchteten als Dolmetscherin, beim Ausfüllen von Anträgen oder begleitet sie zu den Behörden. Ihr Arbeitstag umfasst oft mehr als zwölf Stunden, manchmal findet sie unter dem Wust der Papiere keine Sitzgelegenheit mehr. Dank ihrer 30-jährigen Vereinsarbeit kennt sie die Tücken der Bürokratie. Bei jedem Besuch der Kinder und Jugendlichen oder des Chores mussten zentnerweise Formulare ausgefüllt, Bescheinigungen beigebracht und Versicherungen abgeschlossen werden.

Auch wenn die Frustration über den Amtsschimmel manchmal groß ist, aufgeben ist für sie keine Option. Über WhatsApp stehen die Mitglieder mit den Freunden in der Ukraine im Austausch. Zeigen sie sich dann beispielsweise betroffen über die Stromausfälle, kommt aus der Ukraine prompt die Antwort: „ Wir haben doch eure Kerzen." Ein Ansporn für alle weiterzumachen.

Für den 24. Transport, der Anfang Dezember in Richtung Lviv aufbrechen wird, sind noch Spenden willkommen. Unterstützt werden sollen diesmal vor allem die Schulkinder. Sie müssen zum Teil acht Stunden in Kellern und Bunkern sitzen. Für sie werden Blöcke, Stifte, kleine Handspiele, Plätzchen, Schokolade, warme Mützen, Strümpfe, Schals, Kerzen und Taschenlampen benötigt.

Pakete für ein Kinderheim

Weitere Pakete sollen an das Kinderheim in Guravno gehen, dort werden Kindernahrung, Windeln, Hygieneartikel, warme Kinderkleidung, Kerzen und Taschenlampen benötigt. Das Heim wird ebenfalls schon viele Jahre vom Verein unterstützt. Die Pakete sollten mit dem Inhalt beschriftet sein. Abgegeben werden können die Spenden im Gasthaus "Brandenburger Hof" in Weißenburg. Betti Städler stellt ihren Saal und die Kegelbahn als Lager zur Verfügung. Vor der Abgabe sollte aber unter 09141/974100 oder 09141/5142 Kontakt aufgenommen werden.

Geldspenden sind unter der Kontonummer DE 44 7645 0000 0231 0201 81 (Sparkasse Mittelfranken Süd) ebenfalls willkommen.

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