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Klimakrise plötzlich ganz nah: Die Flammen von Tennenlohe sollten uns eine Warnung sein
Als am Freitag der Katastrophenfall für den Landkreis Erlangen-Höchstadt ausgerufen wird, rückt die Gefahr für viele plötzlich ganz nah. Seit nunmehr einer Woche kämpfen Einsatzkräfte im Tennenloher Forst bei Erlangen gegen die Flammen, hunderte Menschen sind im Einsatz. Inzwischen ist die Situation weitgehend unter Kontrolle, doch ein beklemmendes Gefühl bleibt: Wenn bereits Ende April der Boden so trocken ist, dass sich ein Waldbrand rasch ausbreiten kann, wie wird die Lage im Hochsommer?
Sie werden häufiger, ihre Folgen verheerender, die Bekämpfung schwieriger: Waldbrände sind eine zunehmende Gefahr, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit - und ein Zeichen, dass der Klimawandel kein Problem der Zukunft mehr ist. Die Auswirkungen zeigen sich schon heute, und zwar direkt vor der Haustür, wie aktuell im Tennenloher Forst.
Meist kann nicht geklärt werden, wodurch ein Waldbrand entstanden ist, häufig ermittelte Ursachen sind jedoch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung. Auch in Erlangen schließt die Polizei Brandstiftung nicht aus. Klar ist: Der Klimawandel ist nicht der Funke, der einen Wald zum Brennen bringt. Doch er ist der Zunder, der dafür sorgt, dass die Flammen schwerer einzudämmen sind und verheerende Schäden anrichten.
Waldbrände und Klimawandel: Trockenheit und Hitze machen Brände verheerender
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen warnte bereits 2022, dass die Zahl der Waldbrände bis zum Jahr 2050 um 30 Prozent steigen könne. Durch den Klimawandel kommt es zu heftigeren und örtlich konzentrierten Regenfällen, gleichzeitig zu längeren Dürreperioden. Hohe Temperaturen begünstigen die Ausbreitung von Bränden.
Welche katastrophalen Folgen das haben kann, zeigten zum Jahresbeginn die Brände in Kalifornien - die verheerendsten in der Geschichte des US-Bundesstaats. Das Zuhause Tausender wurde vernichtet, Bilder von Menschen, die ihr Hab und Gut einpackten und ihre Heimat den Flammen überlassen mussten, gingen um die Welt. Seit den 80er Jahren haben Brände in den westlichen USA deutlich zugenommen - die Wissenschaft führt hier vor allem klimatische Faktoren wie fehlenden Regen und heftige Winde als Ursache an.
Während der drei Wochen, die es dauerte, bis die Flammen in Kalifornien unter Kontrolle waren, befand sich Deutschland mitten im Wahlkampf. Doch die Feuerkatastrophe auf einem anderen Kontinent hatte kaum Auswirkungen auf die hiesigen Wahlprogramme - der Klimawandel, der sich immer deutlicher offenbart, rückte im Vergleich zu vorherigen Wahlkämpfen sogar in den Hintergrund.
Das setzt sich auch im Koalitionsvertrag fort, wo mangelnde Klimaschutzmaßnahmen vielerseits kritisiert werden. Und das zu Recht, denn wir können uns (schon lange) nicht mehr darauf ausruhen, dass uns der Klimawandel noch nicht betrifft. Spätestens der Brand im Tennenloher Forst sollte dafür ein Weckruf sein. Und ein loderndes Beispiel - im negativen Sinne -, dass Klimaschutz nicht warten kann.
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