Branntwein-Rarität aus Neumarkt

Die Geschichte des Cognacs Trusart führt von Hamburg nach Holzheim

11.12.2021, 15:26 Uhr
Der Neumarkter Weinhändler Christoph Richter mit dem Cocgac Trusart. 

© Fritz-Wolfgang Etzold, NNZ Der Neumarkter Weinhändler Christoph Richter mit dem Cocgac Trusart. 

Der Neumarkter Weinhändler Christoph Richter hat Ende letzten Jahres die Cognac-Marke Trusart zu neuem Leben erweckt. Sein Ur-Ur-Ur-Großvater A. C. Albert Schulze hatte die Marke 1868 in Hamburg-Altona gegründet und dort Cognac produziert, nach dem ersten Weltkrieg dann als Weinbrand.

Seit 2016 lebt Richter mit seiner Familie in Holzheim, ursprünglich kommt auch er aus Hamburg. Er ist Unternehmensberater und handelt nebenberuflich in erster Linie mit Weinen aus Südtirol. Jetzt hat er sich aber auch auf die Cognac-Marke seines Vorfahren besonnen und will sie wieder neu aufbauen.

Ein Cognac aus Frankreich

Trusart ist ein Cognac aus Frankreich. Der erste neue Trusart enstand in Zusammenarbeit mit einem traditionellen Cognac-Haus in Segonzac, das nicht nur den Cognac selbst brennt, sondern auch die Brennweine selbst produziert. Die Weinberge befinden sich in der Crus-Lage Grand Champagne, die als Hochwertigste gilt. Daher trägt der Trusart die Ursprungsbezeichnung Appellation Grande Champagne Controlée.

Das Etikett verrät schon einiges über die Herkunft.

Das Etikett verrät schon einiges über die Herkunft. © Reinhard Hunger, NN

Wie bei Cognac üblich ist der erste neue Trusart ein Blend aus mehreren Cognacs verschiedenen Alters. Sie haben ein Alter von 15 bis 25 Jahren. Damit dürfte dieser Cognac die Bezeichnung X.O. oder sogar X.X.O. tragen. Richter hat sich aber für diese erste neue Ausgabe des Trusart in einer Auflage von 150 nummerierten Flaschen bewusst dagegen entschieden, ihn in eine Kategorie einzuordnen. "Später wird es weitere Ausgaben geben, auch in den bekannte Klassifizierungen X.O., V.S.O.P. und V.S", kündigt er an.

An der Elbe gegründet

Im Jahre 1868 wurden die Firma Trüsart & Co. und die Cognac-Marke Trusart in Altona an der Elbe gegründet. Die Stadt gehörte damals noch nicht zu Hamburg, sondern zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Richters Ur-Ur-Ur-Großvater A. C. Albert Schulze war offenbar der Meinung, dass sein eigener Name nicht für eine Cognac-Marke geeignet ist. Daher wählte er den Mädchennamen seiner Frau, nämlich Trüsart. Deren Familie war offenbar von Frankreich nach Deutschland eingewandert.

Goldbraun liegt der Cognac im Schwenker.

Goldbraun liegt der Cognac im Schwenker. © Reinhard Hunger, NN

An der heutigen Stresemannstraße 232 (damals Kreuzweg 33) wurde die Brennerei errichtet, daneben das Wohnhaus. Waren die späten Jahre des 19. und die frühen des 20. Jahrhunderts geprägt vom Aufstieg des deutschen Reichs mit steigender Wirtschaftskraft und ausgeweiteten Exportmöglichkeiten, so harsch war dann der Einschnitt im und nach dem ersten Weltkrieg. Für die Brennerei bedeutete es Zerstörung, aber vor allem auch, dass die Spirituose fortan Weinbrand heißen musste und nicht mehr Cognac heißen durfte.

Trotzdem ging es weiter und es wurde weiterhin in Altona produziert, das 1937 Teil von Hamburg wurde. Der zweite Weltkrieg brachte ungleich schwerere Zerstörung mit sich, an Gebäuden und auch am Markt, der sich komplett veränderte. Andere Weinbrand-Produzenten konnten sich in Deutschland große Marktanteile sichern, für Trusart wurde es zunehmend schwierig.

In 50er Jahren verkauft

"Mein Großvater Walther Grube berichtete mir oft, wie er damals versucht hat, die Produktion weiterzuführen. Ende der 50er Jahre fiel dann der Entschluss, das Unternehmen und die Marke Trusart zu verkaufen", erzählt Richter. Einig wurde man sich damals mit der Firma Hermann G. Dethleffsen aus Flensburg, einem historischen Rumhandelshaus. Die Produktion des Trusart-Weinbrands fand bald nicht mehr in Altona statt, dort wurde nur ein Auslieferungslager aufrechterhalten.

Im Laufe der Jahrzehnte scheint die Weinbrandproduktion dann immer weniger interessant gewesen und der Absatz immer weiter gesunken zu sein, so dass die Marke Trusart verschwand. Sie wurde schließlich neben anderen Marken (wie Bommerlunder) von der Berentzen-Gruppe übernommen und nicht mehr genutzt.
Da der Markenschutz 2017 ausgelaufen war und nicht mehr verlängert wurde, hatte Richter die Gelegenheit, die alte Marke seiner Familie wieder anzumelden und mit der Wiederbelebung zu beginnen.

Mit 79 Euro je Flasche hat der Trusart Cognac einen auf den ersten Blick stolzen Preis. Richter hält diesen angesichts der Herkunft, des Alters und der hohen Qualität für "eher noch günstig". Zu beziehen ist das Produkt über seine Homepage unter https://shop.wein-aus-suedtirol.eu/cognac-trusart/.

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