Gesundheitsminister Holetschek in Franken

20-Millionen-Euro-Investition: Drei neue OP-Säle für speziellen OP-Roboter in fränkischer Klinik

Stefan Blank

Region/Bayern

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11.4.2022, 17:23 Uhr
Spatenstich für den neuen OP-Trakt am Bad Windsheimer Krankenhaus.

© Stefan Blank Spatenstich für den neuen OP-Trakt am Bad Windsheimer Krankenhaus.

Die Themen Krankenhaus-Standorte und Mitarbeiter in der Gesundheitsbranche sind nicht erst seit der Corona-Pandemie emotionsbeladen. Bei einer kleinen Feier zum Spatenstich für den Neubau eines neuen Operations-Traktes an die Bad Windsheimer Klinik erhielten Pfleger, Ärzte und Co. viel Lob, in das Krankenhaus selbst werden in den kommenden Monaten rund 19,7 Millionen Euro investiert.

Doch Gesundheitsminister Klaus Holetschek, der Vorstand der Kreiskliniken Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Stefan Schilling, Bad Windsheims medizinischer Klinik-Chef Dr. Mathias Bender und selbst Bürgermeister Jürgen Heckel äußersten teils detaillierte Wünsche - jeder für sich und auf seine Weise. Ihre Stichworte: Krankenhaus-Finanzierung, Unterstützung für kleine Einheiten, Einlösen von Versprechen und ein Hochschulstandort Pflege.

16 Millionen Euro aus München

179 Betten, rund 400 Mitarbeitende, etwa 11.000 Patienten im Jahr und die Schwerpunkte Endoprothetik-Zentrum und Geriatrie. Die Klinik in Bad Windsheim gehört zu den kleineren im Bundesgebiet. Dass nun in den neuen OP-Trakt mit drei OP-Sälen 19,7 Millionen Euro in das Krankenhaus ganz im Norden der Kurstadt gesteckt werden, sehen alle Verantwortlichen auch als Sicherung des Standortes. 16 Millionen Euro davon fließen an Zuschüssen aus dem bayerischen Haushalt.

Bevor es mit dem Bau des OP-Traktes losgehen konnte, musste das ehemalige Schwestern-Wohnheim, ein mehrstöckiges Hochhaus, abgerissen werden. Nun ist davon nur noch ein Schuttberg übrig, der beim Spatenstich im Hintergrund gut zu erkennen war.

Luxus Tageslicht und ein Sterilgutflur

Die Pläne für die neuen OP-Säle seien in enger Absprache mit den Mitarbeitenden ausgearbeitet worden, sagte Mathias Bender, Chefarzt der Orthopädie, Unfallchirurgie und des vor allem auf künstliche Knie- und Hüftgelenke spezialisierten Endoprothetikzentrums. "Wir haben dann endlich Tageslicht im OP - das ist Luxus", sagte der Chefarzt mit Vorfreude. Zudem sei ein "Sterilgutflur" integriert. "So haben wir alles, was wir brauchen ganz nahe am OP." Der neue Aufwachraum habe "ein angenehmes Umfeld" und ausreichend Fenster.

In Bad Windsheim ist ein OP-Roboter im Einsatz.

In Bad Windsheim ist ein OP-Roboter im Einsatz. © Christine Berger, NN

Die nun freiwerdenden alten OP-Säle sollen auf unterschiedliche Weise genutzt werden, erklärte Bender. So bekomme das Medizinische Versorgungszentrum in der Klinik ebenso mehr Platz wie das Endoprothetikzentrum und die Ambulanz. Umkleiden und Schulungsräume werden eingerichtet.

Wünsche, Wünsche, Wünsche

Zentral war bei den Reden vor dem symbolischen Spatenstich die Liste der geäußerten Wünsche: So sprach Bad Windsheims Bürgermeister Jürgen Heckel von einem "besonderen Tag für den Gesundheitsstandort Bad Windsheim", warb aber vor allem für den erhofften Hochschulstandort Bad Windsheim im Bereich Pflege. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", fragte Heckel Richtung Gesundheitsminister Holetschek.

Landrat Helmut Weiß hofft auf weitere Unterstützung aus München und Berlin für die Krankenhäuser im ländlichen Raum. Die drei neuen OP-Säle nannte Weiß, der auch Verwaltungsrats-Chef der Kreiskliniken ist, "einen weiteren Meilenstein". Erst 2021 wurde in Neustadt/Aisch für rund 22 Millionen Euro - davon 17 Millionen Euro vom Freistaat - eine neue Intensivstation und Notaufnahme fertiggestellt. Doch nach dem neuen OP für Bad Windsheim stehe schon eine weitere Investition in ein Bettenhaus in Neustadt an.

Große Herausforderungen

Helmut Weiß erinnerte daran, dass in der Pandemie die Bedeutung der dezentralen Krankenhausversorgung immer herausgestellt worden sei. "Ich hoffe, dass an diesen Beteuerungen festgehalten wird."

So sieht der OP-Roboter, den Chefarzt Dr. Mathias Bender präsentiert, aus

So sieht der OP-Roboter, den Chefarzt Dr. Mathias Bender präsentiert, aus © Christine Berger, NN

Ähnlich sah das auch der Vorstand der Kreiskliniken, Stefan Schilling: Bei Neubau-Projekten sei der Anteil der nicht-förderfähigen Kosten immer noch hoch. Fachkräftemangel in allen Bereichen und Digitalisierung seien große Herausforderungen. Und Schilling forderte, dass die großen Unterschiede zwischen der Klinik-Situation in Großstädten und auf dem Land "mehr berücksichtigt werden müssen". Es dürfe nicht sein, dass immer mehr kleine Einheiten aufgelöst werden sollen.

Grünes Krankenhaus

Bayerns Gesundheitsminister richtete auch Worte an die anwesenden Abgeordneten aus Landtag und Bundestag: "Wir wissen, wie wichtig eine gute Versorgung für die Bevölkerung ist." Eine Überarbeitung der Methodik, wie Kliniken Geld bekommen, sei aber unausweichlich. "Wir müssen die Krankenhaus-Finanzierung auf neue Füße stellen", forderte Klaus Holetschek und wünschte sich "Weichenstellungen für die Zukunft".

Holetschek riss kurz das Projekt Green Hospital an, mit dem der Freistaat bis 2040 klimaneutral werden will. Da müsse man mit dem Bund zusammen weitere Programme auflegen.

In allen Wortbeiträgen wurde aber deutlich, dass "das größte Kapital, das alle Krankenhäuser haben, die Menschen sind, die dort arbeiten", wie es Holetschek formulierte. Nicht nur im Bereich Pflege müsse man "jetzt mutig sein". Die Mitarbeitenden könne man aber für das nicht nur in der Pandemie Geleistete gar nicht genug loben. Nun müssten dringend Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen und bei der Bezahlung folgen. "Dafür müssen sich alle, an jeder Stelle einsetzen."

Neue Heimat für den OP-Roboter

Nun wird in den kommenden Monaten das Areal westlich des Krankenhauses zur Baustelle, der OP-Trakt entsteht. Dort sollen - dann hoffentlich auch ohne Einschränkungen durch die Corona-Pandemie - viele hundert Operationen im Jahr über die Bühne gehen. Beim Einsatz von künstlichen Gelenken werden die Chirurgen um Bender auch von einem OP-Roboter unterstützt, den der Chefarzt als eine "intelligente Säge" bezeichnete. Der OP-Roboter wird natürlich auch in die neuen Räume mit dem "Luxus" Tageslicht ziehen.

So sehen die aktuellen Operationssäle in Bad Windsheim aus. Im Bild: Chefarzt Dr. Mathias Bender (links) und Klinik-Vorstand Stefan Schilling.

So sehen die aktuellen Operationssäle in Bad Windsheim aus. Im Bild: Chefarzt Dr. Mathias Bender (links) und Klinik-Vorstand Stefan Schilling. © Stefan Blank, NN

Was die Zukunft sonst bringt, was aus den anderen Wünschen wird, bleibt abzuwarten. Nicht nur Chefarzt Mathias Bender hat seine eigenen Erfahrungen mit sowas gemacht. "Ich habe heute viele positive Dinge gehört", sagte Bender. "Wenn auch nur die Hälfte der guten Vorsätze umgesetzt werden würde - dann würde ich mich schon sehr freuen."

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