Grüne besorgt wegen Infra-Versorgung

Ist Amazon in Allersberg eine Gefahr fürs Fürther Trinkwasser?

15.9.2021, 11:01 Uhr
Das Amazon-Logo auf der Baustelle eines neuen Logistikzentrums im thüringischen Gera. Kommt ein solches auch nach Allersberg, so fürchten die Landtags-Grünen um die Trinkwasserversorgung im von dort aus mitversorgten Fürth.

© Bodo Schackow, dpa Das Amazon-Logo auf der Baustelle eines neuen Logistikzentrums im thüringischen Gera. Kommt ein solches auch nach Allersberg, so fürchten die Landtags-Grünen um die Trinkwasserversorgung im von dort aus mitversorgten Fürth.

"Ob dies jedoch auch in Zukunft in dieser Form noch möglich ist, könnte vor allem von den Planungen für den Amazon-Bau abhängen, der neben dem Wasserschutzgebiet entstehen soll", meint dazu die Fürther Grünen-Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs. Denn, so Fuchs: Ein derartiges Projekt hätte gravierende Veränderungen des Bodens zur Folge (Stichwort: Verdichtung), was wiederum Einfluss auf die unterirdischen Wasserströme erwarten lasse.

Warum hui und warum pfui? Der Fürther Wasserversorger behauptet laut Fuchs nach außen, dass im Wasserschutzgebiet nur "einige Fernleitungen" erneuert werden müssten. Ein internes Gutachten der Infra, das der Abgeordneten vorliegt, weise aber durchaus auf Gefahren für die Fürther Wasserversorgung hin, sollte im Allersberger Gewerbegebiet West I tatsächlich wie geplant ein Amazon-Logistikzentrum entstehen. "Infra hat allergrößte Sorgen, wenn Amazon kommt", erklärt die Fürther Abgeordnete. Von Infra erhielt unsere Zeitung zunächst keine Antwort auf entsprechende Fragen.

"Falsche Entscheidungen"

Für Fuchs, die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag ist, hat die Marktgemeinde in puncto Amazon-Ansiedelung "die falschen Entscheidungen getroffen". Die unterirdischen Wasserströme würden sich unter dem Gewerbegebiet bewegen und angesichts der Bodenversiegelung irgendwo landen, nur nicht im Wasserschutzgebiet. Mit den entsprechenden Folgen: "Wasser findet immer einen Weg." Allersberg sei damit ein konkretes Beispiel, wie jetzt die Weichen für die Trinkwasser-Situation der nächsten Generationen gestellt werden, sagt Fuchs.

Deshalb ist das Projekt auch Thema bei der Herbstklausur der Landtags-Grünen vom 22. bis 24. September in Fürth – unter dem Motto "Unser Wald, unser Wasser, unser Leben". Allersberg stehe beispielhaft "für ein Problem, das immer wieder auch in anderen Regionen bei Flächenfraß-Projekten an Wasserschutzgebieten auftritt. Denn Versiegelung und Bodenverdichtung stören den Wasserhaushalt massiv", erklärt Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Landtags-Grünen, und fordert: "Wir brauchen endlich eine Politik, die nachdenkt, bevor der Bagger kommt. So eine Planung für ein solch riesiges Logistikzentrum ist vollkommen aus der Zeit gefallen. Wir lehnen das ab."

Unbekanntes Gutachten?

Für Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch geht in puncto Wasserversorgung im Kontext mit dem Logistikzentrum alles seinen geregelten Gang. Die Situation des Wassers und der Grundwasserströme sei im Zuge des Bauleitverfahrens vom Wasserwirtschaftsamt und der Infra geprüft worden. Es gebe keine Anzeichen, dass das geplante Logistikzentrum Einfluss auf die Grundwasserströme haben werde.

Von welchem Gutachten eigentlich die Rede sei, will Horndasch im Gespräch mit unserer Zeitung wissen. Barbara Fuchs hingegen, der das interne Infra-Papier nach eigenen Angaben zugespielt wurde, erklärt, im entsprechenden E-Mail-Verteiler auch den Namen des Allersberger Bürgermeisters gesehen zu haben.

Tanja Josche von der Grünen-Fraktion im Allersberger Marktgemeinderat sieht durch das geplante Logistikzentrum ebenfalls Probleme hinsichtlich der Wasserversorgung auf Fürth zukommen. Und nicht nur das: Sollte auch das in der Region geplante ICE-Ausbesserungswerk zwischen Harrlach und Allersberg entstehen, werde das doppelte Auswirkungen auf das Wasserschutzgebiet haben.