Falsche Beamte oder falsche Enkel

So schnell kann's gehen - die Polizei gibt Tipps, was man gegen Trickbetrüger tun kann

Cornelia Meyer

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9.3.2024, 11:00 Uhr
Kriminaloberkommissarin Petra Kröpfl klärt vor dem Oro-Center in Schwabach über Trickbetrüger und ihre Maschen auf. 

© Cornelia Meyer, Pixabay / Collage: vnp Kriminaloberkommissarin Petra Kröpfl klärt vor dem Oro-Center in Schwabach über Trickbetrüger und ihre Maschen auf. 

"Trickbetrug geht alle was an", sagt Christian Seiler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Opfer auch in der Region haben durch die vielseitigen Maschen bereits Tausende an Euro verloren. Vor allem Senioren, seien "altersbedingt oftmals anfälliger", so Seiler - aber auch alle anderen sind durch immer häufigeren Betrugsversuche gefährdet.

Deshalb hat die Polizei eine große Präventionskampagne gestartet, um die Bürger zu warnen und vor der Gefahr eines "großen finanziellen Schadens" zu schützen. Auch in Roth und in Schwabach informierte sie.

Überall lauern Trickbetrüger

"Die werden immer dreister", erzählt Berthold Lang, der am Infostand der Polizei am Oro in Schwabach vorbeischaut. Er selbst habe schon reichlich Trickbetrug erlebt. Erst letztens wurde ihm im Internet weisgemacht, er habe einen Trojaner auf seinem Computer. Als Lösung sei im direkt eine Reparatur angeboten worden - für satte 199 Euro. Als ihm auch noch ein lebenslänglicher Schutz für seinen Computer für 399 Euro angedreht werden sollte, wurde er hellhörig und witterte den Betrug.

"Ich benutze kein Online-Banking", sagt Lang, denn das sei auch eine beliebte Gefahrenstelle der Trickbetrüger. Vor Telefonbetrügern weiß er sich auch zu schützen: Er hebt bei unbekannten Nummern nicht ab und hat das auch alle seine Bekannten wissen lassen. Lang ist vorsichtig: Damit macht er eigentlich schon viel richtig. Trotzdem nutzt er Kampagnen wie die der Polizei, um sich zu informieren - denn den Betrügern fallen immer neue Maschen ein.

"Rate mal, wer hier dran ist"

Im Grunde laufen die Trickbetrugsversuche immer ähnlich ab, erklärt Christian Seiler vom Polizeipräsidium. Gerne melde sich der Betrüger am Telefon mit dem Satz "Rate mal, wer hier dran ist". Der Einstieg in einen Personentausch: Das Opfer versuche dann oft, einen Bekannten anhand der Stimme zu erkennen. Immer tische der Täter am Telefon eine "Lügengeschichte" auf.

Mit Erfindungen, wie beispielsweise dem Unfall eines Enkels, löse der Betrüger beim Opfer "emotionalen Stress" aus. Besonders perfide: Ein zweiter Betrüger gebe sich dann vielleicht zusätzlich als Retter in der Not aus. Dieser könne beispielsweise ein Anwalt sein, der dem Opfer übers Telefon weismachen will, sein Enkel könne einer Haft nur entgehen, wenn sofort eine hohe Geldsumme bezahlt werde. Die Betrüger gehen sogar so weit, die Geldübergabe vor echten Amtsgebäuden ablaufen zu lassen, um seriöser zu wirken. Nach der Übergabe sei die Telefonnummer des Anrufers dann nicht mehr erreichbar.

Kreativ im Betrug

Den Tätern fallen unzählige Maschen ein. Besonders häufig sei der "Enkeltrick", bei dem der vermeintliche Enkel nach einem Notfall dringend Geld braucht. Dieser Trick werde auch auf weitere Familienangehörige wie Töchter oder Söhne ausgeweitet, so Seiler. Das Ganze werde zum "Schockanruf", wenn die vermeintlichen Verwandten mit "weinerlicher Stimme" in einer Notsituation steckend, schnell Geld fordern.

Sehr häufig käme auch der SMS-Trickbetrug vor, bei dem ein vermeintlicher Verwandter eine SMS schickt, da er sein Handy verloren habe. Sein Opfer will er dazu bringen, auf WhatsApp weiter zu kommunizieren: So wird der direkte Kontakt zum Täter hergestellt, die echten Verwandten sind außen vor.

Oft geben sich die Täter auch als Mitarbeiter oder Beamte aus. So käme es vor, dass vermeintliche Polizisten das Haus betreten und Wertgegenstände sehen wollen. Als Grund dafür geben sie an, die Adresse des Hauses sei auf der Liste eines gesuchten Einbrechers gefunden worden. Den falschen Beamten Glauben schenkend, vertrauen viele Opfer den Betrügern ihre Wertgegenstände zur sicheren Verwahrung an.

Sich selbst schützen

Seiler rät grundsätzlich fremde Anrufe zu hinterfragen: "Je mehr persönliche Daten man preisgeben soll, desto skeptischer muss man werden." Private Daten, wie etwa seine Wohnadresse oder Wertgegenstände, die man zu Hause lagert, solle man nie preisgeben. Man dürfe sich auch nie unter Druck setzen lassen, denn vor allem bei Schockanrufen werde das Geld sehr schnell gefordert.

Sobald ein Betrag via Telefon angefragt werde, solle man einfach auflegen. Anrufe von vermeintlichen Familienangehörigen könne man durch einen Anruf der tatsächlichen Telefonnummer des Bekannten "verifizieren". Bevor man in Panik ausbricht, könne man nochmal sichergehen, ob es wirklich der Enkel unter einer anderen Nummer war. Seiler betont: Die Polizei rufe niemals über die Notrufnummer 110 an. Hier solle man besonders vorsichtig sein und sich nicht von falschen Beamten hereinlegen lassen.

Wenn man Opfer eines solchen gefälschten Anrufs geworden ist, soll man diesen sofort bei der Polizei melden, sagt Seiler. Oft sei es den Leuten peinlich, selbst auf einen Trickbetrug hereingefallen zu sein. Man müsse trotzdem "dieses Schamgefühl überwinden und sich Verwandten und der Polizei anvertrauen". Je mehr Fakten die Polizei aus verschiedenen Fällen sammelt, desto einfacher sei es, den Tätern auf die Schliche zu kommen.


Weitere Informationen und Tipps hat die Polizei hier zusammengefasst: www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/enkeltrick

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