Afrika statt Russland

Stadtwerke verhandeln global: Kommt das Schwabacher und Rother Erdgas bald aus dem Senegal?

RHV-/ST-Redaktion

30.5.2022, 06:00 Uhr
Der Senegal exportiert Flüssiggas in alle Welt vom Hafen in Dakar aus. Vielleicht auch künftig Richtung Schwabach und Roth?

© Michael Kappeler, NN Der Senegal exportiert Flüssiggas in alle Welt vom Hafen in Dakar aus. Vielleicht auch künftig Richtung Schwabach und Roth?

Nach dem Motto „lokal denken, global handeln“ sind die Leiter der beiden Stadtwerke Schwabach und Roth, Winfried Klinger und Dr. Gerhard Brunner, Teil einer Delegation, die derzeit im senegalesischen Gossas, der afrikanischen Partnerstadt von Schwabach, zu Gast ist, um mit Verantwortlichen vor Ort Fragen der Energie- und Wasserversorgung zu besprechen. Denkbar wäre nämlich, dass die beiden Stadtwerke künftig statt mit russischem mit senegalesischem Gas beliefert werden könnten.

Der Generaldirektor der staatlichen Energiegesellschaft Petrosen Holding (Societé des Pétroles du Sénégal), Adamo Diallo, empfing Klinger und Brunner zu einem energiepolitischen Fachgespräch in der Konzernzentrale in Dakar. Unmittelbar nach dem Treffen brach Adiamo Diallo zu Verhandlungen mit der Bundesregierung zum Abschluss eines Gasliefervertrags nach Berlin auf.

Die Möglichkeit des Gesprächs mit Adamo Diallo, der gleichzeitig Bürgermeister in Gossas ist, nutzen die beiden Stadtwerke-Leiter zur Werbung für Gaslieferungen nach Deutschland. Beiden ist es nach eigenen Worten ein großes Anliegen, die Erdgasversorgung unabhängig von russischen Lieferungen zu organisieren.

Afrikanisches Gas schon ab Ende 2023?

Petrosen Holding ist die staatliche senegalesische Energiegesellschaft. Sie organisiert die Erkundung und Nutzung von Erdgas- und Erdöllagerstätten in dem westafrikanischen Land. Im Senegal befinden sich zwei große Erdgaslagerstätten, die für die nationale Stromversorgung sowie für den Export in Nachbarländer genutzt werden.

Der Generaldirektor der staatlichen Energiegesellschaft Petrosen Holding (Societé des Pétroles du Sénégal), Adamo Diallo, empfing Windfried Klinger (Mitte) und Dr. Gerhard Brunner (links) in der Konzernzentrale in Dakar.

Der Generaldirektor der staatlichen Energiegesellschaft Petrosen Holding (Societé des Pétroles du Sénégal), Adamo Diallo, empfing Windfried Klinger (Mitte) und Dr. Gerhard Brunner (links) in der Konzernzentrale in Dakar. © Stadtwerke Schwabach

Adiamo Diallo griff das Interesse der Besucher aus Deutschland an senegalesischem Gas positiv auf. Der Senegal beabsichtige, Gaslieferungen nach Deutschland voraussichtlich bereits Ende 2023 aufzunehmen.

Brunner und Klinger begrüßten die Bereitschaft für Gaslieferungen nach Deutschland. „Aktuell gibt es keinen Gas-Engpass in Deutschland. Aber eine zusätzliche Lieferquelle sichert die Versorgungssicherheit“, betont Brunner. Petrosen plant, verflüssigtes Erdgas (LNG) mit Tankern nach Deutschland zu exportieren.

Vorreiter in Afrika

Adiamo Diallo war bis April 2022 Generalsekretär im senegalesischen Energieministerium. Deshalb war er auf die Frage von Winfried Klinger nach den energiepolitischen Zielsetzungen des Staats Senegal bestens vorbereitet. Der Senegal sei jetzt schon Vorreiter in Afrika. Ziel sei es, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromproduktion auf 30 Prozent zu steigern, so Diallo.

Aktuell erfolgt der Ausbau von Batteriespeichern, um die Solarenergie im Senegal auch nachts nutzen zu können und die stabile Stromversorgung zu sichern. Brunner und Klinger erlebten gerade in den ländlichen Regionen von Gossas, dass dort der Strom mehrfach täglich ausfallen kann.

Diallo betonte, dass der Energiemix aus Solar und Gas das Land in die Zukunft führen solle. Dazu werde jedoch fachliche Unterstützung benötigt. Diallo würde sich über Fachkräfte aus Deutschland freuen, die am Umbau der Energieversorgung im Senegal beratend mitarbeiten.

Brunner und Klinger sicherten zu, Möglichkeiten eines fachlichen Austausches zu prüfen. Die Themen Wasserversorgung und Solarstromerzeugung könnten hier sicherlich Schwerpunkte bilden. „Der Gossas-Besuch inmitten der energiepolitischen Zeitenwende eröffnet ganz neue Dimensionen der Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd“, so Brunner und Klinger in ihrem Fazit.